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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verdammt noch mal. Er kroch von dem Plateau auf den Hirschpfad. Dort klammerte er sich am Ast einer Rottanne fest und zog sich endlich in die Höhe, lehnte sich an den Stamm, um sich von ihm stützen zu lassen.
    Er war nicht schwindelig, und das war ein gutes Zeichen. Nach einigen tiefen Atemzügen, und nachdem er eine Minute lang an den Baum gelehnt dagestanden war, fühlten sich seine Beine nicht mehr so gummiartig an. Der Schmerz der Wunde ließ nicht nach, aber er stellte fest, daß er sich langsam daran gewöhnte; er mußte sich entweder daran gewöhnen oder ihm entfliehen, indem er sich der Bewußtlosigkeit hingab, und das war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte.
    Er löste sich von dem Baum, biß die Zähne zusammen, als das Feuer in seiner Schulter etwas höher loderte, und stieg den Hirschpfad hinunter, bewegte sich schneller, als er es für möglich gehalten hätte, aber nicht so schnell wie beim erstenmal, als Christine und Joey bei ihm gewesen waren. Er hatte es eilig, aber zugleich war er vorsichtig, hatte Angst auszugleiten, zu stürzen und seine Schulter und den Arm noch mehr zu verletzen. Wenn er auf die linke Seite stürzte, würde er wahrscheinlich von der darauffolgenden Schmerzexplosion die Besinnung verlieren, und dann würde er nicht wieder zu sich kommen, bis Spiveys Leute über ihm standen und ihn mit einem Gewehrlauf anstießen.
    Zwanzig oder dreißig Meter unter der Kammhöhe wurde ihm bewußt, daß er die Maschinenpistole hätte mitnehmen müssen. Vielleicht trug der tote Schütze noch ein paar Ersatzmagazine bei sich. Das würde die Chancen etwas ausgleichen. Mit einer Maschinenpistole könnte er einen weiteren Hinterhalt errichten und sie diesmal alle erledigen.
    Er blieb stehen und sah sich um, überlegte, ob er umkehren und die Waffe holen sollte. Der Weg hinter ihm sah steiler aus, als er ihn in Erinnerung hatte. Tatsächlich wirkte er jetzt so gefährlich wie die steilste Flanke des Mount Everest. Schon vom bloßen Hinsehen mußte er angestrengter atmen. Und mit jeder Sekunde, die er den Weg studierte, schien er noch steiler zu werden. Er hatte nicht die Kraft umzukehren, und verfluchte sich, daß er nicht an die Maschinenpistole gedacht hatte, als er noch dort oben war. Er erkannte, daß er nicht mehr so klar denken konnte, wie er das meinte.
    Er setzte den Weg nach unten fort.
    Nach weiteren sechs Metern schien es ihm, als würde der Wald sich um ihn drehen. Er hielt inne und stemmte beide Beine in den Boden, so als könnte er das Baumkarussell zum Anhalten bringen, indem er die Absätze in den Boden bohrte. Er verlangsamte es, aber ganz konnte er es nicht zum Stehen bringen, also setzte er seinen Weg schließlich vorsichtig fort, stellte ein Fuß vor den anderen und tat dies mit der gemessenen Überlegung eines Betrunkenen, der einem Polizisten beweisen will, daß er nüchtern ist.
    Der Wind war stärker geworden und machte jetzt ziemlichen Lärm in den mächtigen Bäumen. Einige der größten davon ächzten, als die höheren schlankeren Partien ihrer Stämme von den Böen geschüttelt wurden. Die Zweige klapperten gegeneinander, und ihre Nadeln raschelten und zischten. Das Ächzen wurde lauter, bis es wie tausend Türen klang, die sich auf ungeölten Angeln öffneten, und auch das Rascheln wurde lauter, bis er das Gefühl hatte, er befände sich im Inneren einer Trommel. Er taumelte, stolperte und wäre beinahe gestürzt; dann wurde ihm bewußt, daß der größte Teil des Lärms nicht von dem Wind zwischen den Bäumen kam, sondern aus seinem eigenen Körper, er erkannte, daß er sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen hörte, während sein Herz schneller und schneller schlug. Dann begann der Wald sich wieder zu drehen, und während er sich drehte, zog er die Dunkelheit vom Himmel, wie Faden von einer Spule, mehr und mehr Dunkelheit, und jetzt schien der wirbelnde Wald nicht mehr wie ein Karussell, sondern wie ein Webstuhl, der die Fäden der Dunkelheit in ein schwarzes Tuch webte, und das Tuch wallte um ihn auf, senkte sich über ihn, und er konnte nicht mehr sehen, wohin er ging, stolperte wieder und stürzte —
    Eine grelle Explosion.
    Dunkelheit.
    Schwärze.
    Tiefer als die Nacht.
    Stille.
    Er kroch durch pechschwarze Dunkelheit, suchte verzweifelt nach Joey. Er mußte den Jungen bald finden. Er hatte erfahren, daß Chewbacca kein gewöhnlicher Hund war, sondern ein Roboter. Eine bösartige Konstruktion, die mit Sprengstoff vollgepackt war. Joey kannte die Wahrheit

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