Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
anzuvertrauen, dann wäre es, glaube ich, Henry.«
    »Ich bin sicher, daß er fähig ist. Aber ich brauche wirklich keinen Leibwächter. Ich meine, die Frau hat es doch auf Jo ey abgesehen.«
    »Der Weg zu ihm führt über Sie«, erklärte Charlie. »Henry geht mit Ihnen.«
    »Was ist mit mir?« fragte Joey. »Geh' ich zur Vorschule?« Er sah auf seine Mickey-Mouse-Uhr. »Es ist schon spät.«
    »Heute nicht«, sagte Charlie. »Du bleibst bei mir.«
    »So? Helfe ich Ihnen bei den Ermittlungen?«
    Charlie lächelte. »Na klar. Ich könnte einen tüchtigen jungen Assistenten gebrauchen.«
    »Mann! Hast du's gehört, Mama? Ich werde wie Magnum werden.«
    Christine zwang sich zu einem Lächeln, und obwohl es unecht war, sah ihr Gesicht dabei lieblicher denn je aus. Charlie sehnte sich danach, ein echtes, warmes Lächeln an ihr zu sehen.
    Sie gab ihrem Sohn einen Abschiedskuß, und Charlie sah, daß es ihr schwerfiel, ja Schmerz bereitete, den Jungen unter diesen Umständen zu verlassen.
    Er ging mit ihr zur Tür, während Joey hinter ihnen wieder nach seiner Cola griff.
    »Soll ich nach der Arbeit hierher zurückkommen?« erkundigte sie sich.
    »Nein. Wir bringen ihn zu Ihrem Laden, um... was meinen Sie... fünf?«
    »Ja, fein.«
    »Dann können Sie und Joey mit Leibwächtern nach Hause fahren. Sie werden bei Ihnen übernachten. Zwei davon bei Ihnen im Haus. Außerdem werde ich wahrscheinlich einen Mann auf der Straße postieren, der nach Leuten Ausschau hält, die nicht in Ihre Nachbarschaft gehören.«
    Charlie öffnete die Tür zu seinem Vorzimmer, als Joey plötzlich nach seiner Mutter rief und sie sich umdrehte.
    »Was ist mit dem Hund?« sagte der Junge, sprang von Charlies Sessel und kam um den Schreibtisch herum.
    »Wir kümmern uns morgen darum, Honey.«
    In den letzten paar Minuten war dem Jungen keine Angst anzusehen gewesen. Jetzt begann er wieder unruhig zu werden. »Heute«, sagte er. »Du hast's versprochen. Du hast gesagt, wir würden heute wieder einen Hund kaufen.«
    »Honey...«
    »Ich muß heute einen Hund haben, ehe es dunkel wird«, sagte der Junge mit kläglicher Stimme. »Ich muß, Mama. Ich muß.«
    »Ich kann ja mit ihm einen Hund kaufen gehen«, sagte Charlie.
    »Sie haben aber Arbeit«, sagte sie.
    »Das ist kein Ein-Mann-Betrieb, Gnädigste. Ich habe einen ziemlich großen Mitarbeiterstab für die Tagesarbeit. Mein Job ist es für den Augenblick, mich um Joey zu kümmern, und wenn es dazugehört, daß man ihm einen Hund besorgen muß, dann werde ich mit ihm gehen und einen Hund kaufen. Kein Problem. Gibt es irgendein Geschäft, das Sie vorziehen?«
    »Wir hatten Brandy aus dem Tierheim«, sagte Joey. »Wir haben ihn vor dem sicheren Tod gerettet.«
    »Tatsächlich?« sagte Charlie amüsiert.
    »Mhm. Die wollten Brandy schlafenlegen. Nur daß es nicht nur Schlaf war. Es war... nun, es war schon Schlaf, aber viel schlimmer als nur Schlaf.«
    »Ich kann mit ihm ins Tierheim fahren«, sagte Charlie zu Christine gewandt.
    »Wir werden wieder einen retten!« sagte Joey.
    »Wenn es nicht zuviel Mühe macht«, meinte Christine.
    »Nein, das macht Spaß«, erklärte Charlie.
    Sie sah ihn sichtlich dankbar an, und er blinzelte ihr zu. Sie lächelte, diesmal war es halbwegs ein echtes Lächeln, und Charlie hätte sie am liebsten geküßt, tat es aber nicht.
    »Keinen Schäferhund«, sagte Christine. »Die machen mir angst. Und auch keinen Boxer.«
    »Wie wäre es mit einem Neufundländer?« fragte Charlie, um sich über sie lustig zu machen. »Oder vielleicht einem Bernhardiner oder einem Dobermann?«
    »Ein Dobermann!« rief Joey erregt.
    »Oder vielleicht eine große, wilde Dogge mit acht Zentimeter langen Zähnen?« fragte Charlie.
    »Sie sind unverbesserlich«, sagte Christine, aber sie lä chelte dabei wieder, und genau dieses Lächeln war es, das er in ihr hervorrufen wollte.
    »Wir werden einen guten Hund besorgen«, sagte Charlie. »Keine Sorge. Vertrauen Sie mir.«
    »Vielleicht nenn' ich ihn Pluto«, sagte Joey.
    Charlie sah ihn mit gespieltem Schrecken an. »Warum willst du mich Pluto nennen?«
    Joey kicherte. »Nicht Sie. Den neuen Hund.«
    »Pluto«, sagte Charlie und überlegte. »Nicht schlecht.«
    Diesen einen hellen Augenblick lang schien es, als wäre mit der Welt alles in Ordnung. Es schien, als gäbe es so etwas wie den Tod nicht. Und zum erstenmal hatte Charlie das Gefühl, daß sie, die sie zu dritt hier in seinem Büro versammelt waren, irgendwie zusammengehörten, daß ihre

Weitere Kostenlose Bücher