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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Joey.
    Charlie lachte. »Wir können nicht einfach herumlaufen und Leute erschießen. Jedenfalls nicht in Kalifornien. Vielleicht, wenn das New York wäre.«
    »Aber Sie sind doch Privatdetektiv«, sagte Joey. »Haben Sie nicht eine Lizenz zu töten?«
    »Die hat nur James Bond.«
    »Kennen Sie ihn auch?« fragte Joey.
    »Eigentlich nicht«, sagte Charlie.
    Er ist erst sechs, erinnerte sich Charlie. Manchmal benahm sich der Junge, als wäre er ein paar Jahre älter, und drückte sich mit einer Klarheit aus, wie man es von einem Sechsjährigen gar nicht erwartete.
    Der Junge sah wieder zum Fenster hinaus. Einen Augenblick lang war er still, während Charlie zwei letzte Fotos von dem Mann an dem weißen Lieferwagen schoß. Dann sagte er: »Ich begreife wirklich nicht, warum wir ihn nicht erschießen können. Er würde mich auch erschießen, wenn er Gelegenheit dazu hätte.«
    »Oh, ich denke nicht, daß er so weit gehen würde«, sagte Charlie, bemüht, den Jungen davon abzuhalten, sich selbst angst zu machen.
    Aber Joey sagte mit einem Gleichmut und einem Tonfall, der, wenn man die Umstände in Betracht zog, weit über seine Jahre hinausging: »Oh, doch. Das würde er. Er würde mich erschießen, wenn er damit durchkäme. Er würde mich erschießen und mir das Herz aus dem Leib schneiden, genau das würde er tun.«
    Fünf Stockwerke unter ihnen glättete der Beobachter mit einer blassen, langfingrigen Hand sein Haar.

Teil 2 - DER ANGRIFF
    Naht das Ende der Welt?
    Ist das der Teufel, den man summen hört? Klingen da die Glocken des Jüngsten Tages? Ist das der Teufel, den man singen hört?
    Oder übertreiben sie ihre finsteren Ängste? Sind diese Prediger des Jüngsten Tages etwa wirr im Kopf?
    Jene, die das Herannahen aller Höllen fürchten, sind es, die man selbst fürchten sollte.
     
    Das Buch der gezählten Sorgen

     
    Ein Fanatiker tut das, was er glaubt, daß Gott tun würde, wenn er alle Fakten kennte. 
    Finley Peter Dunne

15
    Das Wine & Dine lag in einem attraktiven, mit viel Holz und Backstein errichteten Einkaufszentrum, das eine halbe Straße vom Yachthafen von Newport Beach entfernt war. Selbst an einem Montag herrschte ein ständiges Kommen und Ge hen in der Abteilung für Import-Lebensmittel und fast ebenso in der Weinabteilung. Es gab immer wenigstens zwei oder drei Leute, die in der Geschirrabteilung herumstöberten, die Töpfe und Pfannen, importierte Eismaschinen und andere Küchenutensilien inspizierten. Am Nachmittag verkauften Christine und Val und ihre Angestellte Tammy zwei teure Spaghettimaschinen, einen hochwertigen Messersatz, ein schönes kupfernes Rechaud sowie eine wie ein Schmuckstück gebaute Cappuccino-Maschine, die mit neunhundert Dollar ausgezeichnet war.
    Obwohl der Laden vom ersten Tag nach der Öffnung an ungewöhnlich erfolgreich gewesen war und bereits in der dritten Woche einen Profit abgeworfen hatte (was für ein neues Geschäft unerhört war), war Christine jeden Tag aufs neue überrascht und entzückt, daß die Registrierkasse nicht zu klingeln aufhörte. Sechseinhalb Jahre verläßlicher Einkünfte hatten sie immer noch nicht gegen den Erfolg abgestumpft.
    Der rege Betrieb im Wine & Dine ließ den Montagnachmittag viel schneller verstreichen, als sie dies für möglich gehalten hatte, nachdem sie Joey widerstrebend bei Charlie Harrison zurückgelassen hatte. Die verrückte alte Frau ging ihr natürlich nicht aus dem Kopf. Einige Male dachte sie an Brandys geköpfte Leiche auf der hinteren Veranda und hatte dann jedesmal ein paar Minuten lang mit Schwäche zu kämpfen. Henry Rankin war allgegenwärtig, half mit, Einkäufe in Tüten zu verpacken, neue Ware auszuzeichnen, und unterstützte sie auch sonst, wo immer er konnte unter dem Vorwand, ein Angestellter zu sein, beobachtete aber dabei die ganze Zeit verstohlen die Kunden und war bereit einzugreifen, falls Christine bedroht schien.
    Nichtsdestoweniger zogen die Stunden trotz der blutigen Bilder von Brandy, die sie plagten, und trotz der dauernden Erinnerung an die Gefahr schnell vorüber, und es war eine große Erleichterung für sie, beschäftigt zu sein.
    Val Gardner war ebenfalls eine große Hilfe. Christine hatte ihr etwas widerstrebend erzählt, was vorgefallen war, obwohl sie befürchtet hatte, dies würde dazu führen, daß Val sie den ganzen Tag mit Fragen belästigen und sie damit bis fünf Uhr nachmittag zum Wahnsinn treiben würde. Val schien solche widrigen Umstände, und seien sie noch so klein,

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