Todesdämmerung
bekräftigen, bellte der Hund einmal und leckte Christine die Hand.
»Okay, dann wollen wir Chewbacca in Ihren Firebird setzen«, sagte Charlie. »Ich möchte hier weg. Sie und Joey und ich nehmen den Chevy, und Pete wird fahren. Frank wird uns in Ihrem Wagen mit Chewbacca folgen. Und dann haben wir übrigens Gesellschaft.«
Christine blickte in die Richtung, die Charlie ihr wies. Der weiße Lieferwagen stand am anderen Ende des Parkplatzes, halb im gelben Lichtschein der hohen Laternen, halb im Schatten. Der Fahrer war hinter der schwarzen Windschutzscheibe nicht zu sehen, aber sie wußte, daß er da war, sie beobachtete.
17
Die Nacht war angebrochen.
Die Sturmwolken wälzten sich immer noch von Westen heran. Sie waren schwärzer als die Nacht selbst und verdeckten schnell die Sterne.
In dem weißen Chrysler rollten O'Hara und Baumberg langsam dahin und studierten die gepflegten teuren Häuser zu beiden Seiten der Straße. O'Hara saß am Steuer, und die Hände rutschten ihm immer wieder vom Steuerrad ab, weil ihm der kalte Schweiß ausgebrochen war. Er wußte, daß er in dieser Sache ein Agent Gottes war, weil Mutter Grace ihm das gesagt hatte. Er wußte, daß das, was er tat, gut und richtig und absolut notwendig war, aber er konnte sich selbst dennoch nicht als Meuchelmörder vorstellen, ob nun heilig oder nicht. Er wußte, daß Baumberg genauso zumute war, weil der Atem des ehemaligen Juweliers für jemanden, der sich in keiner Weise körperlich angestrengt hatte, viel zu schnell ging. Die paarmal, die Baumberg etwas zu ihm gesagt hatte, war seine Stimme zittrig und höher als gewöhnlich gewesen.
Sie hatten keine Zweifel an ihrer Mission oder an Mutter Grace. Beide glaubten unverbrüchlich an die alte Frau. Beide würden tun, was ihnen aufgetragen war. O'Hara wußte, daß der Junge sterben mußte, und wußte auch, warum, und glaubte auch an diesen Grund. Dieses Kind zu ermorden, störte ihn nicht. Er wußte, daß Baumberg dasselbe emp fand. Der Schweiß war ihnen nur deshalb ausgebrochen, weil sie Angst hatten.
Entlang der von Bäumen verhüllten Straße lagen einige Häuser in Dunkelheit da, und eines davon würde vielleicht ihrem Zweck dienen. Aber es war noch früh am Abend, und eine Menge Leute waren von der Arbeit nach Hause unterwegs. O'Hara und Baumberg wollten nicht ein Haus auswählen und einbrechen und dann von irgend jemandem entdeckt werden, der mit einem Aktenkoffer in der einen und einer Tüte voll chinesischen Essens in der anderen Hand nach Hause kam.
O'Hara war darauf vorbereitet, den Jungen zu töten und seine Mutter und irgendwelche Leibwächter, die dazu angeheuert waren, den Jungen zu schützen, weil sie alle im Dienste Luzifers standen. Davon hatte Grace ihn überzeugt. Aber O'Hara war nicht vorbereitet, irgendeinen unschuldigen Passanten zu töten, der ihm vielleicht über den Weg kam. Deshalb würde er das Haus sorgfältig auswählen müssen.
Was sie suchten, war ein Haus, auf dessen Veranda sich die Zeitungen von ein paar Tagen stapelten oder dessen Briefka sten überquoll, oder ein Haus mit irgendwelchen anderen Hinweisen darauf, daß die Bewohner nicht anwesend waren. Es mußte in diesem Block sein, und sie würden wahrschein lich das, was sie suchten, nicht finden. In dem Fall würden sie einen anderen Angriffsplan auswählen müssen.
Sie hatten beinahe das nördliche Ende des Blocks erreicht, als Baumberg sagte: »Da! Was hältst du davon?«
Es war ein zweistöckiges Haus in spanischem Stil, beige verputzt, mit einem Ziegeldach, halb von großen Bäumen und Azaleensträuchern verdeckt. Die Straßenlaterne beschien die Tafel einer Immobilienfirma auf dem Rasen in der Nähe des Bürgersteigs. Das Haus war zu verkaufen, und hinter keinem der Fenster brannte Licht.
»Vielleicht steht es leer«, sagte Baumberg.
»An so viel Glück glaube ich nicht«, sagte O'Hara.
»Schau'n wir mal nach.«
»Ja, das können wir ja riskieren.«
O'Hara fuhr in die nächste Seitenstraße und parkte. Mit der Tasche einer Fluggesellschaft, die er in der Kirche vollgepackt hatte, in der Hand, stieg er aus dem Wagen und begleitete Baumberg zu dem Haus, eilte über einen von blühenden Begonien gesäumten Zugang und blieb vor einem Tor, hinter dem ein Atrium lag, stehen. Hier befanden sie sich im tiefen Schatten. O'Hara war überzeugt, daß man sie von der Straße aus nicht sehen konnte.
Ein kalter Wind seufzte in den Zweigen der Benjaminbäume und raschelte in den glänzenden Blättern von
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