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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sollten nicht damit rechnen, daß sie zusammenbricht und damit dieses Problem für uns löst, aber er hat sie schließlich nicht gesehen. Wenn er mit mir und Henry in ihrem Büro gewesen wäre, als sie ihre blutenden Hände hob, dann würde er wissen, daß sie nicht viel länger durchhalten kann.«
    »Hatte er irgendwelche Vorschläge oder Ideen, wie man sie stoppen kann?«
    »Er sagte, das beste wäre, sie zu töten«, meinte Charlie und lächelte.
    Christine lächelte nicht.
    Er wandte den Blick lange genug von der regengepeitschten Straße, um ihre Reaktion zu erkennen, und sagte dann: »Aber Boo hat natürlich gescherzt.«
    »Hat er das wirklich?«
    »Nun, nein, irgendwie war es sein Ernst. Aber er wußte natürlich auch, daß das keine Option war, die wir ernsthaft in Betracht ziehen könnten.«
    »Vielleicht ist es die einzige Lösung.«
    Er sah wieder zu ihr hinüber, die Stirn besorgt gerunzelt. »Ich hoffe, Sie scherzen jetzt.«
    Sie sagte nichts.
    »Christine, wenn Sie irgendwie mit einer Pistole an sie herankämen, wenn Sie sie töten würden, dann würden Sie nur im Gefängnis landen. Der Staat würde ihnen Joey wegnehmen. Sie würden ihn dann auf diese Weise verlieren. Grace Spivey zu töten, ist nicht die Lösung.«
    Sie seufzte und nickte. Sie wollte nicht darüber diskutieren.
    Aber sie fragte sich...
    Vielleicht würde man sie ins Gefängnis stecken, und vielleicht würde man ihr Joey wegnehmen. Aber er würde dann wenigstens noch leben.
    Als Charlie den Mercedes an der Wilshire Boulevard -Ausfahrt an der Westseite von Los Angeles vom Freeway steuerte, wachte Joey auf, gähnte laut und wollte wissen, wo sie waren.
    »Westwood«, sagte Charlie.
    »Ich war noch nie in Westwood«, erklärte Joey.
    »Oh?« sagte Charlie. »Ich dachte, du seist ein Mann von Welt. Ich dachte, du wärst schon überall gewesen.«
    »Wie kann ich denn überall gewesen sein?« fragte der Junge. »Ich bin doch erst sechs.«
    »Alt genug, um schon überall gewesen zu sein«, widersprach Charlie. »Als ich sechs war, war ich schon aus meinem Heimatdorf in Indiana bis nach Peoria gereist.«
    »Ist das ein unanständiges Wort?« fragte der Junge arg wöhnisch.
    Charlie lachte und sah, daß Christine ebenfalls lachte.
    »Peoria? Nein, das ist kein unanständiges Wort. Das ist eine Stadt. Ich denke, du bist doch kein Mann von Welt. Ein Mann von Welt würde Peoria ebenso kennen, wie er Paris kennen würde.«
    »Mama, wovon redet er?«
    »Er albert nur herum, Honey.«
    »Das hab' ich mir gedacht«, sagte der Junge. »Eine Menge Detektive tun das manchmal. Jim Rockford albert manchmal auch.«
    »Von dem hab' ich es mir angewöhnt«, sagte Charlie.
    »Von dem guten alten Jim Rockford.«
    Sie parkten in der Tiefgarage neben dem Westwood Playhouse und gingen in Westwood Village einkaufen, wobei sie alles mit Kreditkarte bezahlten. Trotz der Umstände und trotz des Wetters war das ein recht angenehmer Ausflug.
    Vor den Geschäften gab es immer Markisen oder Vordächer, und sie fanden jedesmal eine trockene Stelle, wo sie Chewbacca anbinden konnten, wenn sie einen Laden betra ten, um sich umzusehen. Der unerhörte Wolkenbruch, der bei sämtlichen Verkäufern das Hauptgesprächsthema darstellte, half Joeys und Christines unzivilisiertes Aussehen erklären; niemand sah sie schief an. Charlie machte sich über einige der Kleidungsstücke, die sie probierten, lustig, und Joey hielt sich die Nase zu, als würde er etwas Unangenehmes riechen, wie Charlie vorgab, sich für ein schreiend orangefarbenes Sporthemd zu interessieren. Und nach einer Weile schien es fast, als wären sie eine ganz gewöhnliche Familie auf einem ganz gewöhnlichen Einkaufsbummel in einer Welt, wo alle religiösen Fanatiker sich irgendwo im Nahen Osten befanden und sich dort wegen des Öls und ih rer Moscheen gegenseitig die Köpfe einschlugen. Es war nett, sich auszumalen, daß sie drei eine Einheit mit besonderen Bindungen waren, und Charlie verspürte wieder eine Aufwallung jenes häuslichen Sehnens, das er nie gekannt hatte, bis er Christine Scavello begegnet war.
    Sie kehrten zweimal zum Wagen zurück, um ihre Einkäufe im Kofferraum zu verstauen. Als Christine und Joey alles hatten, was sie brauchten, suchten sie noch ein paar Ge schäfte auf, um auch Charlie auszustatten. Er wollte das Risiko nicht eingehen, zu seinem eigenen Haus zurückzufahren, wo sich ihm vielleicht ein Beschatter anhängen könnte, also kaufte er einen Koffer, Toilettenartikel und Kleidung für

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