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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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Skepsis den Geistererscheinungen gegenüber bestätigt zu sehen, wird Ihnen ein Kontakt nicht gelingen.« Er legte die Tafel fort und schloss die Augen. »Rufen Sie nur den Geist Ihnen nahe stehender Verstorbener an, die vielleicht den Wunsch haben, den durch den Tod unterbrochenen Dialog fortzusetzen. Damit ein Geist bereit ist, mit Ihnen in Verbindung zu treten, darf er weder Vorbehalte noch Feindschaft spüren.«
    Er trat zur Seite und löschte das Deckenlicht. Nur eine kleine Lampe im Hintergrund, die einen schwachen Lichtschein warf, brannte jetzt noch, sodass in dem Salon ein diffuses Halbdunkel herrschte.
    Gladys hatte plötzlich ein beklemmendes Gefühl. Den Lachreiz hatte sie niedergekämpft. Die ganze Situation behagte ihr nicht. Sie hätte am liebsten den Salon verlassen, aber sie wagte nicht, sich zu erheben, da sie fürchtete, die Konzentration der anderen zu stören.
    Auf Anweisung von Dr. Faussett bildeten sie wiederum die spiritistische Kette. Die Hand von Madeleine war warm, die von Mr. Barrett eisig kalt.
    »Man muss warten, bis die Geister bereit sind, mit uns in Verbindung zu treten«, sagte Faussett und öffnete wieder die Augen. »Wenn die richtige Einstellung bei Ihnen vorhanden ist, kann es sein, dass die Verstorbenen, an die Sie denken, sich von selbst bemerkbar machen, ohne dass Sie nach Ihnen rufen. Ich will damit sagen, dass Sie nichts zu tun brauchen, als ruhig und voller Erwartung zu sein.« Er schwieg und sah einen nach dem anderen an. »Entspannen Sie sich und vergessen Sie Ihren Körper. Atmen Sie ruhig und regelmäßig. Konzentrieren Sie sich auf die Person, deren Geist Sie begegnen möchten.«
    Im Raum trat Stille ein, und Gladys bemühte sich, den Anweisungen von Dr. Faussett Folge zu leisten, was das Atmen anging. An jemanden aus dem Jenseits dachte sie nicht. Nach einigen Minuten bemerkte sie, dass sie tatsächlich ruhiger zu werden begann. Vorsichtig spähte sie zur Seite und sah, dass Victoria Hoyt zitterte und schwitzte; sie presste die Lippen aufeinander. Ihre Pupillen verdrehten sich nach oben, dann schloss sie krampfartig die Lider. Die Zähne knirschten, und nach einer weiteren Minute kündigte ein konvulvisches Zucken des ganzen Körpers an, dass sie in Trance gesunken war. Kurz darauf ließ sich am Tisch mehrfach ein Klopfen vernehmen, also schienen die Geister anwesend zu sein – nun konnte es beginnen. Miss Hoyts Lippen bewegten sich.
    »John Jacob!«, rief eine heisere Stimme aus ihrer Kehle, eine Stimme, die nicht die gewöhnliche Stimme von Victoria Hoyt war. Gladys wandte den Kopf zurück und schloss die Augen. »John Jacob!«, hörte sie erneut.
    »Bist du es, Vater?«, hörte sie Astor sagen.
    »Ich bin hier«, kam es von Astors Vater zurück.
    »Was willst du?«, fragte der Sohn.
    »Dich warnen! Pass auf deine Frau auf! Sie und euer Kind sind in Gefahr!«
    Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, konnte sie durch die Kette der Hände spüren, dass Astor über das, was er hörte, erschrocken war.
    »Bist du es wirklich, Vater?«, hörte sie ihn fragen.
    »Ja! Ich bin es, mein Sohn.«
    »Wo bist du, Vater?«
    »In deiner Nähe!«
    »Wie geht es dir?«
    »Mach dir wegen mir keine Sorgen! Ich bin in Sicherheit. Aber gib du Obacht auf deine Frau und dein Kind!«
    »Das tue ich doch immer, Vater! Warum sagst du das? Wovor willst du mich warnen?«
    »Ich sehe Wasser, John Jacob – viel Wasser. Deine Frau und dein Kind müssen leben, damit unsere Dynastie eine Zukunft hat.«
    »Du kannst beruhigt sein, Vater. Sie werden leben! Das Wasser siehst du nur, weil wir auf einem Schiff sind. Es gibt keine Gefahr. Wir fahren auf dem sichersten Schiff der Welt. Es ist unsinkbar. Kein Sturm kann es zum Kentern bringen. Obendrein ist die See ganz ruhig. Ich passe gut auf Madeleine und unser Kind auf.«
    Alles wartete gespannt, dass Astors alter Vater weiter- sprach, doch er tat es nicht.
    »Vater, bist du noch da?«, rief Astor.
    »Nur ein großes Schiff kann das Wasser bezwingen«, ließ sich der tote Vater vernehmen.
    »Es ist ein großes Schiff, auf dem wir unterwegs sind – das größte Schiff der Welt! Es gehört der White-Star-Linie, einem der drei größten transatlantischen Schifffahrtsunternehmen.«
    »Kannst du die Gesellschaft nicht kaufen?«, erkundigte sich der Verstorbene krächzend durch die Kehle von Miss Hoyt. »Ein Schiff ist wie ein Haus, die größte Gesellschaft gehört in unseren Besitz.« Es schien, als ob der alte Astor auch noch im Jenseits Geschäfte

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