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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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geknüpft werden, wenn dies gewissermaßen aus der vierten Dimension heraus geschieht oder aus dem absoluten Raum.«
    Victoria Hoyt schloss die Augen, streckte beide Hände vor, bis diese die Schlinge ertasteten, und schien dann in eine anhaltende Konzentration zu versinken. So vergingen ein oder zwei Minuten, während denen Gladys versuchte, so intensiv wie möglich Victorias Hände und Finger zu beobachten, um jeden Betrugsversuch zu entdecken.
    Die Finger des Mediums blieben jedoch ruhig und taten nichts, als die Schlinge umfasst zu halten, ohne dass irgendwelche Verrichtungen ersichtlich waren. In dieser Weise vergingen weitere Minuten, dann öffnete Victoria die Augen und ließ die Schlinge los, sodass diese wieder vollständig zur Ansicht kam – und tatsächlich, in der Schlinge befanden sich nun zwei Knoten.
    »Erstaunlich«, sagte Astor.
    »Sie sind ein Genie«, fügte Madeleine hinzu. »Wie machen Sie das nur, Victoria?«
    »Ich bin es nicht«, erwiderte Victoria. »Ich ziehe nur die Geister an.«
    »Man könnte auch von vierdimensional intelligenten Wesen sprechen«, sagte Dr. Faussett.
    »Ich spreche lieber von Geistern«, entgegnete Victoria.
    »Gut! Wie auch immer«, sagte Dr. Faussett. »Aber können uns die Wesen oder Geister vielleicht ein direktes Zeichen geben, uns zum Beispiel zum Beweis ihrer Existenz einen Fußabdruck liefern? Wenn der absolute Raum uns allseitig umgibt, müsste es vierdimensionalen intelligenten Wesen leichtfallen, in alle dreidimensionalen Räume oder Behälter einzudringen.«
    »Ha, Fußabdrücke sind gut!«, sagte Victoria. »Versuchen wir es. Ich nehme an, Sie haben wieder etwas vorbereitet.«
    »Bilden Sie eine Kette, indem sie einander die Hand geben«, sagte Dr. Faussett.
    Alle Anwesenden bildeten nun die in spiritistischen Kreisen übliche Kette, indem sie einander rund um den Tisch die Hände reichten. Gladys saß zwischen Madeleine und Mr. Barrett.
    Dr. Faussett hatte zwei mit Scharnieren verbundene Tafeln vorbereitet, die wie ein Buch geöffnet oder geschlossen werden konnten. Ihre Innenseiten hatte er mit rußüberzogenem Papier beklebt. Zu Victoria sagte er: »Versuchen Sie, wenn Sie es vermögen, dass die Fußabdrücke der Wesen hier im Inneren der zusammengeklappten Doppeltafel erscheinen.«
    Er klappte die Tafeln zu, dann blickte er Gladys an.
    »Wären Sie so freundlich, die Tafel zu verwahren, Mrs. Appleton? Sie sind unser Zeuge.« Er stand auf, trat um den Tisch und legte die zusammengeklappten Tafeln in ihren Schoß. »Lassen Sie die Tafel so liegen und tun Sie nichts.«
    Gladys ließ es sich gefallen, und während nun die zusammengeklappten Tafeln auf ihrem Schoß lagen, bildeten sie mit den Händen wieder eine Kette um den Tisch herum. Gladys nahm die rechte Hand von Madeleine und die linke Hand von Mr. Barrett.
    Victoria versank in Konzentration. Ihre Hände lagen auf dem Tisch, sie bewegte sich nicht. Sie mochte etwa fünf Minuten so gesessen haben, als Gladys plötzlich zweimal kurz hintereinander fühlte, wie die Tafel auf ihrem Schoß herabgedrückt wurde, ohne dass auch nur das Geringste sichtbar wahrzunehmen gewesen wäre. Kurz darauf waren drei kurze, deutliche Klopflaute zu vernehmen, ob von den Geistern oder jemandem am Tisch war nicht klar.
    »Das ist das Zeichen«, sagte Victoria. »Die Geister haben ihr Werk vollbracht. Öffnen Sie die Tafel, Mrs. Appleton!«
    »Ich werde das tun«, sagte Dr. Faussett, trat zu ihr und nahm ihr die Tafel ab. Er legte sie auf den Tisch und klappte sie auf.
    Ein überraschtes Raunen ging durch die Runde. Im Inneren der Tafel befand sich auf der einen Seite der Abdruck eines rechten, auf der anderen derjenige eines linken Fußes.
    Dr. Faussett untersuchte jetzt Victorias Füße auf Rußspuren, konnte aber keine finden. Die Fußabdrücke kamen, so schien es, aus der vierten Dimension. Jedenfalls waren sie unerklärlich.
    »Sie sehen also: Es sind Geister hier gewesen«, sagte Dr. Faussett und blickte in die Runde.
    Gladys musste mit sich kämpfen, damit sie nicht laut lachte. Sie konnte das Ganze nicht ernst nehmen, obwohl es andererseits überzeugend wirkte. Glaubte Dr. Faussett wirklich, dass Geister durch die Kabine stapften und Fußabdrücke auf seine Tafel machten? Als hätte der Okkultist ihren geheimen Spott gefühlt, fuhr er fort: »Wenn Sie Verbindung mit Geistern von Verstorbenen aufnehmen wollen, so müssen Sie ihnen Respekt und Aufmerksamkeit entgegenbringen. Sollten Sie nur gekommen sein, um Ihre

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