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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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trachte ich zu überwinden.« Dr. Faussett löste die Verbindung seiner Hände und blickte schweigend reihum in die Runde.
    Die meisten Teilnehmer blieben still, nur Mr. Stead benutzte die Pause und sagte:
    »Dann wünsche ich Ihnen und uns, dass das Ergebnis Ihres Experiments uns zu neuen Erkenntnissen verhilft.«
    »Ich bin zuversichtlich«, gab Dr. Faussett zurück. »Ich möchte den anwesenden Herrschaften zunächst den Zweck der geplanten Experimente erläutern. Stellen Sie sich ein flächiges, zweidimensionales  Gebilde vor, zum Beispiel ein schiefwinkliges Dreieck, das durch Umklappen im Raum, also unter Ausnutzung der dritten Dimension, zum Verschwinden gebracht werden kann. Für uns dreidimensional denkende Menschen ist das ein ganz simpler Vorgang, doch für ein nicht räumliches, zweidimensionales Wesen wäre beim Vorgang des Umklappens das Dreieck einen Moment lang aus seiner eigenen Dimension verschwunden, hätte sich quasi ins Jenseits zurückgezogen, um dann wieder unverändert auf der Fläche zu erscheinen. Ebenso aber, das ist meine Überzeugung, gibt es auch im dreidimensionalen Raum Operationen, die nur unter Zuhilfenahme einer vierten Dimension ausgeführt werden können.«
    Obwohl Gladys alles verstanden hatte, wurde sie den Eindruck nicht los, dass Faussett nichts anderes versuchte, als einem irrationalen Spuk ein wissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen.
    »Mr. Stead, Sie sind in den okkulten Wissenschaften gleichfalls bewandert«, fuhr Faussett fort, »vielleicht haben Sie davon gehört, dass es Wissenschaftlern gelungen ist, mit Hilfe einer medial begabten Person die Magnetnadel eines Kompasses ohne Berührung abzulenken. Trauen Sie mir ein ähnliches Experiment zu?«
    »Ich würde mich freuen, wenn Ihnen das Experiment gelingen sollte«, lächelte Mr. Stead.
    Dr. Faussett nickte und zog aus dem Schrankregal hinter sich einen Himmelsglobus heran, an dessen Gestell sich ein Kompass befand.
    »Bitte bewegen Sie Ihre rechte Handfläche über die Nadel«, sagte er zu Victoria Hoyt.
    Diese hob die rechte Hand und tat wie ihr geheißen. Sie streckte die Hand langsam so weit vor, bis sie sich unmittelbar über dem durch Glas fest verschlossenen Gehäuse der Magnetnadel befand. Dr. Faussett beobachtete aufmerksam, was passierte.
    »Die Nadel bewegt sich nicht«, stellte er nach einer Minute fest, »daraus kann ich wohl schließen, Victoria, dass Sie nicht etwa eine weitere Magnetnadel bei sich führen oder eine solche sogar verborgen unter der Haut tragen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Victoria und zog die Hand wieder zurück. »Ich lasse mich gern untersuchen und wenn ich mich dafür nackt ausziehen muss.«
    Um Gottes willen, dachte Gladys, nur das nicht.
    »Ich glaube Ihnen auch so, Victoria«, sagte Faussett. »Sie können sich nun auf das weitere Experiment konzentrieren.«
    Victoria schloss die Augen, und für ein oder zwei Minuten herrschte absolute Stille im Salon. Schließlich öffnete sie die Augenlider bis zur Hälfte der Pupillen und schien dann ihr Gegenüber anzublicken. »Ich bin soweit.«
    Dr. Faussett beugte sich ein Stück vor. Victoria streckte die Hand wieder vor, und als sie an der alten Stelle über dem Glas mit der Nadel zu schweben schien, war zu sehen, dass die Nadel plötzlich in heftige Schwankungen geriet, wie dies nur mit Hilfe eines starken Magneten hätte bewerkstelligt werden können. Victoria zog die Hand zurück, und die Nadel beruhigte sich, sie streckte die Hand wieder vor, und die Nadel begann erneut heftig zu schwanken. Sie wiederholte den Vorgang mehrere Male, und das Ergebnis war immer das Gleiche.
    Gladys fragte sich, wie ein solches Phänomen zu erklären war. Von einer Hand konnte unmöglich eine magnetische Wirkung ausgehen. Dennoch musste sie dem eingangs geäußerten Gedanken Dr. Faussetts zustimmen. Ihre Skepsis war ein Stück weit überwunden. Es gab mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als dem Verstand begreiflich war.
    »Es ist also wahr«, sagte Dr. Faussett. »Wir haben es mit einem Faktum zu tun; es gibt keinen Hinweis auf einen Trick.«
    »Von wegen Trick«, ließ sich Victoria vernehmen.
    Dr. Faussett nahm von der Kommode hinter ihm eine Schnur und band deren Enden zu einer geschlossenen Schlinge zusammen. Nun bekam Victoria Hoyt die Aufgabe, die Schnur ohne Öffnen der Schlinge mit Knoten zu versehen, was normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit war.
    »Knoten können«, behauptete Dr. Faussett, »nur dann in einer geschlossenen Schlinge

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