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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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Gladys und trat neben Carran an die Bar.
    »Hallo, mein Beschützer«, sagte sie. »Schön, dass Sie unsere Verabredung nicht vergessen haben.«
    »Wie könnte ich«, entgegnete Carran und hob sein Glas. »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ja, am liebsten einen Sherry.«
    Carran winkte dem Ober, und als der Sherry kam, stießen sie mit den Gläsern an.
    »Waren Ihre heutigen Ermittlungen erfolgreich, Herr Meisterdetektiv?«, fragte Gladys leise.
    »Ich war den Tag über damit beschäftigt, einen umfangreichen Bericht über das Ergebnis meiner bisherigen Ermittlungen zu schreiben«, antwortete er.
    »Dann haben Sie also schon etwas Interessantes herausgefunden?«
    Sein Lächeln verschwand. »Allerdings.«
    »Betrifft es die Titanic?«
    »Ja, die Titanic auch! Außerdem habe ich mir heute auch in Ihrer Sache so meine Gedanken gemacht.« Seine Stimme wurde noch leiser. »Mir fiel ein, dass Sie mir noch nicht erzählt haben, weshalb man Ihren Freund ermordet hat.«
    Sie nippte an ihrem Sherry. »Müssen wir darüber jetzt sprechen?«
    »Lieber darüber als über die Titanic«, sagte er.
    Sie seufzte leise, aber sie fügte sich.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Aber bestimmt haben Sie eine Vermutung.«
    Sie zögerte einen kurzen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Nein, überhaupt keine.«
    Sie stellte den Sherry auf den Tresen und nahm auf dem freien Barhocker an seiner Seite Platz. In den Londoner Kneipen, in denen sie verkehrte, hätte sich niemand daran gestört, wenn sie neben einem Mann auf einem Barhocker saß; hier aber wurde dergleichen vermutlich als unschicklich empfunden. Es bekümmerte sie jedoch nicht. Wenn einige dieser Herrschaften in ihr eine Prostituierte sahen, war es am besten, sich auch so zu verhalten. Rogers Gesicht war ihr sehr nahe.
    »Wie lange kannten Sie Ihren Freund?«
    Sie überlegte. »Wir waren ungefähr zwei Monate zusammen.«
    »Aber Sie wussten, dass er Feinde hatte?«
    »Leute wie Phil Ryland haben immer Feinde. Das ist nichts Besonderes. Er hat Geschäfte gemacht, bei denen viel Geld verdient wurde.« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß aber nicht, was für Geschäfte es waren.«
    »Legale Geschäfte?«
    Sie zuckte die Achseln. »Dafür würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen.«
    Seine Augen schimmerten und verschmolzen immer tiefer mit den ihren.
    »Was wollte Ihr verstorbener Freund in New York?«
    Sie zuckte die Achseln und sagte:
    »Mir hat er gesagt, er würde gern einmal eine Jungfernfahrt mitmachen.«
    »Haben Sie ihm das geglaubt?«
    »Na ja! Es war mir egal, ich habe nicht weiter darüber nachgedacht.«
    »Es könnte also auch etwas anderes als eine reine Vergnügungsreise gewesen sein?«
    »Ich vermute, es sollte eine Vergnügungsreise mit mir sein, aber das nicht allein. Leute wie Phil denken immer an Geschäfte.«
    »Wissen Sie, mit wem er Geschäfte machen wollte?«
    »Ich habe mich nie um seine Geschäfte gekümmert – für ein Mädchen wie mich ist es besser, nicht zu viel zu wissen. Er hat mich gut behandelt und mir Geld gegeben, damit ich Vorsorge für später treffen kann. Was wollte ich mehr?«
    Seine Züge entspannten sich nicht.
    »Ist das alles, was Sie vom Leben wollen, Gladys – Geld?«
    Sie fühlte sich plötzlich unsicher, aber auch verärgert.
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie, und weil sie nicht laut werden durfte, war es fast ein Zischen. »Aber es sind immer die Leute, die genug davon haben, die das Wort in den Mund nehmen, dass Geld nicht wichtig sei. Gehören Sie auch zu der Sorte?«
    »Entschuldigung«, sagte er, »ich wollte Sie nicht verletzen.«
    »Akzeptiert«, sagte sie, »und nein, ich habe nicht nur an Geld gedacht. Und ich habe auch nicht immer weghören können, wenn Phil mit anderen Leuten über Geschäfte sprach. Das eine oder andere blieb haften. Und wenn ich nun darüber nachdenke, fällt mir ein, dass das Verhältnis zwischen Phil und seinem Partner Frank Jago getrübt war. Ich glaube, er hatte vor, sich neu zu orientieren.«
    »Er wollte die Partnerschaft beenden?«
    »Er hat es nicht direkt gesagt, aber ich glaube, so war es. Es war bei ihm Zeit für eine Veränderung gekommen. Er hat zuweilen Andeutungen in diese Richtung gemacht. Die Reise nach New York, die er nicht mehr antreten konnte, hing wohl damit zusammen.«
    »Kann es sein, dass er seine geschäftlichen Aktivitäten nach New York ausdehnen wollte?«
    Gladys sah ihn nachdenklich an.
    »Das kann ich nicht sagen, aber jetzt fällt mir ein, dass er einmal erwähnte, er

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