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Todeseis

Todeseis

Titel: Todeseis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernward Schneider
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denn, die Wände hätten Augen«, lächelte Carran.
    »Denken Sie etwa, dass es geheime Verbindungen oder Gucklöcher zwischen den Kabinen gibt?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich will es nicht hoffen.«
    »Vorgestern Abend hatte ich den Eindruck, dass in meiner Abwesenheit jemand hier in der Kabine die Koffer im Schrank durchsuchte«, sagte Gladys, »auch den Koffer von Phil, der mit an Bord gekommen ist. Mir selbst ist nichts abhanden gekommen, was Phils Sachen angeht, kann ich es nicht sagen.«
    »Was hätte man bei ihm finden können?«
    »Das weiß ich eben nicht«, sagte sie. »Ach, ich weiß eigentlich gar nichts, nicht einmal, weshalb man mich verfolgt und mir etwas antun will.«
    Carran rieb sich das Kinn.
    »Immerhin sind Sie die Zeugin eines Mordes, Mrs. Appleton.«
    »Ich habe nicht vor, mich der Polizei anzuvertrauen.«
    »Es könnte der Tag kommen, an dem Sie anders darüber denken. In diesen Kreisen hat man ein sicheres Gespür dafür, welchen Zeugen sie am Leben lassen können und welchen nicht.«
    Sie richtete den schimmernden Blick ihrer Augen auf ihn. »Wie auch immer. Das Schiff ist neu. Hier in der Kabine kann uns niemand beobachten; nein, hier sind wir für uns, und ich bin sehr froh, dass wir endlich allein sind.«
    Carrans Gesicht blieb unbewegt.
    »Mir gefällt es in Ihrer Kabine auch viel besser als in den Gesellschaftsräumen, wo all diese neugierigen Leute sind. Schließlich haben wir manches zu besprechen, das unter uns bleiben soll. Wir müssen überlegen, wer hinter der Maske Ihres Gegners steckt. Haben Sie inzwischen einen Verdacht?«
    Sie hätte zwar auch gern gewusst, wer sich hinter der Maske ihres Verfolgers steckte, aber es war nicht unbedingt die Antwort, die sie sich von Carran auf ihre Bemerkung erhofft hatte.
    »Nein, nicht den geringsten«, sagte sie.
    »Überlegen Sie noch mal«, erwiderte er. »Irgendeine Vermutung müssen Sie doch haben! Sie müssen es mir unbedingt sagen, auch wenn die Vermutung noch so weit hergeholt erscheint.«
    »Jack the Ripper«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe keine Vermutung«, sagte Gladys. »Aber heute Nachmittag erzählte mir eine Dame, Jack the Ripper sei an Bord. Sie war vollkommen davon überzeugt.«
    Carran nickte. »Ich nehme an, es war eine Dame der ersten Klasse.«
    »Allerdings. Ihr Name ist Laura Faussett. Sie ist die Gattin des Okkultisten, auf dessen Séance ich gestern Abend gewesen bin.«
    »Sie waren auf einer Séance? Davon haben Sie mir noch gar nichts erzählt.«
    »Dann will ich es jetzt tun«, sagte Gladys und berichtete ihrem Gast von der Einladung der Astors und von den anderen geladenen Gästen, die mit ihr an der Séance teilgenommen hatten.
    Carran nahm einen Schluck Wein und lehnte sich zurück.
    » Sind Sie Geistern begegnet?«
    »Ja, dem von Phil, meinem toten Geliebten.«
    Sein aufmerksamer Blick ermunterte sie, ihm mehr von ihrem Erlebnis zu berichten.
    »Phils Geist in Colonel Astors Kabine!«, sagte er, als sie fertig war. »Jetzt wissen wir sicher, dass jemand an Bord ist, der um Phils Tod und Ihre Zeugenrolle dabei weiß.«
    »Nur frage ich mich, woher das Medium, diese furchtbare Victoria Hoyt von Phils Tod wusste?«
    »Es ist ein Trick!«, sagte Carran. »Jemand hat es ihr vorher gesagt. So funktionieren diese Geisterbeschwörungen! Alles ein abgekartetes Spiel. Das Medium sagt Dinge, die es normalerweise nicht wissen kann – und darauf beruht die ganze Wirkung. Das Medium hat geheime Verbindungen zu jemandem, der um die Tatsachen weiß, die der angebliche Geist des Verstorbenen verbreitet.«
    »Verbindung zu wem denn nur?«
    »Ich nehme an, dass die Informationen, die sie hatte, von einem der anderen Teilnehmer der Séance stammen. Was wissen Sie noch über diesen Okkultisten Faussett?«
    »Nur, dass seine Gattin ihn für Jack the Ripper hält.«
    Roger Carran schüttelte amüsiert den Kopf.
    »Dann ist er ja doppelt verdächtig! Ich nehme an, dass dieser Faussett Ihnen in London noch nicht begegnet ist?«
    »Weder er noch die beiden Frauen. Es erscheint mir unwahrscheinlich, dass es eine Verbindung zwischen Faussett und Phil Rylands Mördern gibt.«
    »Aber ausgeschlossen ist es nicht, oder?«
    Gladys zuckte die Achseln.
    »Ich kann mir schwer vorstellen, dass man ausgerechnet dieses Trio auf meine Fährte gesetzt haben sollte.«
    »Warum nicht? Dass sie nicht wie gedungene Mörder erscheinen, könnte ihre Tarnung sein. Könnte Faussett nicht der Maskierte von gestern Abend gewesen sein? Hatte der

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