Todesengel (Gesamtausgabe)
den Fall, dass sie auf die nur dem Herrn zustehende Rache verzichtete, das Paradies und noch viel mehr und glaubte schon, sie herumgekriegt zu haben, als sie unvermittelt aufsprang und fluchtartig davon stöckelte.
„Sie ist es!“, murmelte von Hoff entsetzt, stürzte ohne Sinn und Verstand aus dem Beichtstuhl, rannte zum Kirchenausgang und fragte draußen auf der Straße jeden Spaziergänger, dem er begegnete, ob er eine junge Frau aus dem Gotteshaus habe laufen sehen. Bekam als Antwort immer nur ein Kopfschütteln, lief wie ein aufgescheuchtes Huhn umher und wirkte in seinem Gewand so lächerlich, dass sich sogar die Kinder über ihn lustig machten. Nach einer halben Stunde gab von Hoff schließlich die Suche auf, kehrte in die Kirche zurück und begriff, dass Gott einen Boten ausgesandt hatte, der ihn für seine Verfehlungen zur Rechenschaft ziehen sollte…
13.
Früh um 3 Uhr riss das Weckradio Debbie mit dem Dauerbrenner Über sieben Brücken musst du gehen aus allen Träumen und sie wollte das Gerät schon gegen die Wand werfen und sich noch einmal umdrehen, besann sich dann aber eines Besseren, weil ihr die Bedeutung des neuen Tages wieder bewusst wurde. Schlaftrunken schlich sie ins Bad, beließ es bei einer Katzenwäsche und begab sich dann in die Küche, um ihre letzte Mahlzeit vor dem Verlust der Unschuld zuzubereiten.
Sie hatte lange überlegt, welches Gericht hierfür in Frage kam, war schließlich auf die Idee verfallen, es mit Champignon-Ravioli in Rosmarin- Knoblauch-Creme zu versuchen und weil sie die meisten Zutaten für diese italienische Spezialität schon am Vorabend zurechtgelegt hatte, ging ihr das Kochen leicht von der Hand und sie konnte ihre Gedanken schweifen lassen, ohne befürchten zu müssen, dass ihr das Essen anbrannte oder ein anderes Missgeschick passierte. Ihr Anblick hätte bei einem unbefangenen Beobachter gewiss für Heiterkeit gesorgt, trug sie doch immer noch das bodenlange und züchtig hochgeschlossene rosa Baumwollnachthemd, darüber eine altmodische weiße Leinenschürze und an den Füßen klobige Pantoffeln, aber weil sie die 2-Zimmer- Altbauwohnung in der Motzstraße mit niemandem teilte, musste sie nicht befürchten, in ihrer Aufmachung unangenehm aufzufallen. Nach dem Essen würde sie sich natürlich umziehen und dann mit dem eigens für den heutigen Tag gekauften Trainingsanzug hoffentlich als Gelegenheitsjoggerin durchgehen, aber vorher gab es für sie keinen Grund, sich zurechtzumachen.
Als erstes bereitete Debbie Pasta aus Weizenmehl, Salz, Olivenöl und Eigelb zu, wickelte den fertigen Teig in Klarsichtfolie und ließ ihn einige Minuten stehen, öffnete inzwischen die Flasche mit dem Bordeaux, den sie trotz seiner französischen Herkunft zum Essen trinken wollte und machte sich dann an die Füllung, wozu sie in einer Pfanne Öl auf mittlerer Stufe erhitzte und darin zwei fein gehackte Schalotten dünsten ließ. Eigentlich, fuhr es ihr durch den Kopf, war sie ziemlich verschwenderisch, kochte sie doch meist für zwei Personen, obwohl sie selten einen Gast empfing und bestenfalls die Hälfte von dem, was auf den Tisch kam, verspeiste, aber sie liebte die mediterrane Küche nun einmal über alles und warum sollte sie das Leben nicht ebenso genießen wie ihre wenigen Freundinnen, die sündhaft teuren Champagner wie Leitungswasser tranken oder für eine seltene Orchidee ein halbes Monatsgehalt hinblätterten?
Die Frühaufsteherin gab jetzt 150 g Champignons und Salz in die Pfanne, ließ das Ganze unter Rühren köcheln, bis die Pilze trocken waren, rührte noch Semmelbrösel, Kerbel, Thymian, Petersilie, Basilikum und weiteres Olivenöl hinein, schmeckte dann ab und stellte die Pfanne beiseite. In ihrem Eifer hatte sie nicht auf die Zeit geachtet und erschrak deshalb, als sie beiläufig auf ihre Armbanduhr schaute und feststellte, dass sie über Gebühr getrödelt hatte. Sie fluchte leise vor sich hin, nahm sich vor, sich bei der weiteren Essenzubereitung zu sputen und kochte als nächstes 500 Milliliter Hühnerbrühe und acht zuvor grob gehackte Knoblauchzehen ein. Stellte den Sud nach 20 Minuten beiseite, gab Rosmarin hinzu, ließ das Ganze abkühlen, nahm das Rosmarin wieder heraus und rührte die Sauce in einem Mixer glatt, ehe sie diese durch ein Sieb in einen kleinen Topf strich und einen halben Liter Creme double hinzufügte. Dann schmeckte sie wieder ab, gab noch ein wenig Salz und Pfeffer hinzu, ließ die Sauce fünf Minuten auf kleinster Flamme köcheln
Weitere Kostenlose Bücher