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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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über das Ende von Stockmann und Kohn, die hoffentlich irgendwann zusammen mit den Mördern ihres afrikanischen Riesen in der Hölle schmoren würden...

35.
    Zur ersten gemeinsamen Lagebesprechung von Brandenburger und Berliner Akteuren fanden sich auch hohe Beamte der Innenressorts beider Länder ein, um die Bedeutung der Zusammenarbeit hervorzuheben. Becker war heilfroh, dass die Politiker wenigstens nicht vorhatten, hinterher die Presse mit Informationen zu spicken, denn wenn die Medien mitbekamen, dass für die Massaker in Hamburg, Berlin und in der Schorfheide wahrscheinlich ein und dieselben Täter verantwortlich waren, gab es hier bald einen unerträglichen Rummel und eine unbekannte Frau namens Hannelore konnte sich in aller Ruhe auf die Fragen vorbereiten, die seine Kollegen ihr stellen würden.
    Nach einem als Aufmunterung gedachten Appell an die Ermittler, bei Misserfolgen nicht gleich zu verzagen, verabschiedeten sich die Vertreter der Innenministerien und der Berliner Hauptkommissar übernahm verabredungsgemäß die Sitzungsleitung im großen Saal des Polizeipräsidiums von Eberswalde. In ihm schien, ging es Becker durch den Kopf, die Zeit stehen geblieben zu sein, fehlte doch nur noch ein Foto von Erich Honecker an der Wand und die Heldin des Films Good bye Lenin hätte sich heimisch gefühlt wie in der aus ihrer Sicht guten alten Zeit. Der Hauptkommissar bat Ermittler, Staatsanwälte, Techniker und Gerichtsmediziner, sich kurz vorzustellen und kam danach auf die bisherigen Erkenntnisse bei der Suche nach der Frau zu sprechen, deren Rufname auf den Hintern des Bürgermeisters gesprüht worden war.
    Er bat Hauptmann, der neben ihm saß, den aktuellen Sachstand vorzutragen und der eifrige Kriminalbeamte ließ es sich nicht nehmen, die Sitzungsteilnehmer auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen und dabei ein wenig zu glänzen:
    „Wie Sie wissen, meine Damen und Herren, gehen wir von der These aus, dass es sich bei der von den Tätern Hannelore genannten Frau um keine fiktive Gestalt, sondern um ein Wesen aus Fleisch und Blut handelt! Und wir glauben, dass sie irgendwann zum Objekt sexueller Übergriffe der beiden toten Männer wurde, auch wenn es nie zu einer Strafanzeige gekommen ist. Das war in den anderen Fällen nicht anders und vielleicht hat das Schweigen der missbrauchten Frauen und Mädchen erst zur schrecklichen Mordserie geführt! Ich will damit sagen, dass sich in Hannelore, Clio und den anderen Frauen wegen der Scham, die sie daran gehindert hat, zur Polizei zu gehen, eine irrwitzige Wut angestaut haben muss! Und irgendwann brauchte diese Aggression wohl ein Ventil und sie vertrauten sich jemandem an, der sich ihren Zorn zu eigen machte!
    Noch wissen wir nicht, wieweit die Mädchen und Frauen aus dem Umfeld der Ermordeten in die Bluttaten verwickelt sind, aber sicher ist meines Erachtens, dass es eine Verbindung zwischen ihnen und den eigentlichen Tätern gibt. Deshalb haben wir den Recherchen zu dieser Hannelore absolute Priorität eingeräumt und ich bin froh, dass wir ihr wahrscheinlich schon dicht auf den Fersen sind...“
    An dieser Stelle legte Hauptmann eine Kunstpause ein und genoss die Neugier, die er bei den Kollegen geweckt hatte.
    „Nun kommen Sie schon raus mit der Neuigkeit!“, mahnte Becker, den Hauptmanns Geltungsbedürfnis zunehmend nervte und der Kommissar tat ihm den Gefallen gern:
    „Ich habe heute Morgen in meinem Briefkasten ein anonymes Schreiben gefunden und es sofort ins Labor gegeben, mir aber vorher den Inhalt eingeprägt! Der unbekannte Verfasser behauptet, dass eine Frau namens Hannelore Jakob, die wie die Ermordeten in Neuwiese lebt, von ihnen vergewaltigt wurde! Er wisse zwar nicht, wann und wo die Männer über sie hergefallen seien, doch habe der Bürgermeister mehrfach am Stammtisch mit dem Verbrechen geprahlt!“
    Becker war ebenso verblüfft wie die anderen Sitzungsteilnehmer und schüttelte verärgert den Kopf.
    „Sie haben uns also“, blaffte er, „stundenlang wichtige Informationen vorenthalten! Stellen Sie sich vor, dass der Laborant, dem Sie den Brief gegeben haben, mit Frau Jakob befreundet ist, dann hat er sie womöglich längst gewarnt! Ich hoffe für Sie, dass ich mich irre, weil Sie sonst bald ein Disziplinarverfahren am Hals haben!“
    Hauptmann begriff immer noch nicht, was er angerichtet hatte, wollte es sich aber keinesfalls mit Becker verderben und bat ihn deshalb mit gespielter Reue um Vergebung, die ihm schließlich auch, weil der

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