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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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beachtliches Niveau, als es dem Hauptkommissar schließlich reichte und er die Streithähne anbrüllte: „Scheiße, Scheiße und nochmals Scheiße! Ich lasse mir doch nicht auf der Nase herumtanzen! Wer bin ich denn?”
    ”Unser Chef!”, warf Scharf ein, brachte Becker mit seiner flapsigen Bemerkung aber erst recht auf die Palme.
    „Das ist es ja, ich bin für die Ermittlungen verantwortlich und zu blöd, mein Team erfolgsorientiert zu führen! Am besten wäre es, mich irgendwohin zu versetzen, wo ich keinen Schaden anrichten könnte! Meinetwegen nach Kleinkleckersdorf oder sonst wohin…” Jetzt meldete sich Mirjam, der die Erfolglosigkeit der Ermittler im Wesentlichen zuzuschreiben war, und Hauptmann erteilte ihr das Wort.
    „Ich finde”, meinte die Oberkommissarin, in deren Plänen der Chef eine zu wichtige Rolle spielte, als dass sie ihn vorzeitig resignieren lassen konnte, ”dass wir uns zu einer schonungslosen Bestandsaufnahme durchringen, aber dabei nicht das Kind mit dem Bade ausschütten sollten! Selbstkritik mag mitunter nützlich sein, doch glaube ich nicht, dass wir uns etwas vorzuwerfen haben. Immerhin haben sich schon die Hamburger Kollegen die Zähne an ihrem Fall ausgebissen und ich sehe nicht ein, dass wir in Sack und Asche gehen sollen, nur weil wir auch nicht erfolgreicher sind! Oder haben wir irgendwelche Fehler gemacht, die mir entgangen sind? Ein wesentliches Merkmal aller Morde, die auf das Konto dieser Racheengel gehen, ist doch die Raffinesse, mit der sie begangen worden sind! Es gibt so gut wie keine Spuren an den Tatorten, mit denen wir die Täter identifizieren könnten, nichts, was sich für eine DNA-Analyse eignen würde und wenn doch einmal ein paar Haare zurückgelassen wurden, dann handelt es sich um die harmlosen Bürger, die selbst nicht wissen, wie die Mörder an Teile ihres Kopfschmucks gekommen sind! Hinzu kommt, dass uns auch die Schmierereien an den Tatorten nicht weitergeholfen haben. Die Frauen, in deren Namen die Ermordeten nach unserer Auffassung getötet wurden, geben sich ausnahmslos unwissend, haben zudem für alle Tatzeiten ein wasserdichtes Alibi und wir können ihnen nicht die geringsten Verbindungen zu den Mörderinnen nachweisen! Was sollen wir denn noch tun, außer, sie zu beschatten, ihre Telefongespräche abzuhören und alle Briefe, die sie schreiben und bekommen, abzufangen? Nicht einmal Emails können die Verdächtigen versenden oder empfangen, ohne dass wir ihnen dabei auf die Finger schauen! Und jetzt sollten die Anderen auch was zum Thema sagen!”
    Mirjam hatte sich immer mehr in Rage geredet und Becker wollte sie für ihre couragierte Rede am liebsten herzen, obwohl er mit der Vernehmung Hannelore Jakobs überhaupt nicht zufrieden war und die Oberkommissarin für ihr laxes Vorgehen auch getadelt hatte. Aber letztlich konnte er ihr keine großen Vorwürfe machen, weil ihre Stärke, das ausgeprägte Einfühlungsvermögen, zugleich ihre Schwäche war und er hätte wissen müssen, dass sie nicht mit aller Härte vorgehen würde, wenn ihr eine so bedauernswerte Frau wie Jakob gegenüber saß. Außerdem war es mehr als fraglich, ob er an ihrer Stelle alle Register gezogen hätte, wenn mitten in der Befragung die kaffeebraunen Zwillinge ins Zimmer gestürmt wären. Egal, das Leben ging weiter und vielleicht war es am sinnvollsten, einen Schlussstrich unter die Ermittlungen zu ziehen und auf Kommissar Zufall zu hoffen, der im Verlauf der Kriminalgeschichte wahrscheinlich mehr Verbrechen aufgeklärt hatte als alle Polizeidetektive der Welt zusammen. Becker sah in die betretenen Gesichter der Sitzungsteilnehmer, spürte ihre Frustration und ergriff das Wort: ”Zunächst bitte ich meinen Wutanfall von vorhin zu entschuldigen! Ich weiß, dass so etwas einem alten Fahrensmann wie mir nicht passieren darf, aber langsam fehlt mir wie allen Kolleginnen und Kollegen eine Mütze Schlaf und das ständige Pendeln zwischen dem LKA in Berlin, meinem Zuhause und Eberswalde schlaucht doch mehr, als ich gedacht hätte! Vom Urlaub am Ostseestrand, den ich zum Leidwesen meiner Töchter stornieren musste, will ich erst gar nicht reden...”
    Die Zuhörer nickten verständnisvoll, wussten doch alle im Raum um die der Pflegebedürftigkeit seiner Schwiegermutter geschuldeten familiären Probleme und die Mehrbelastung durch Frankensteins Krankheit und so hatte er leichtes Spiel, als er nach einer kleinen Kunstpause den Vorschlag formulierte, der ihm schon seit Tagen durch den

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