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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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Hauptkommissar die Kooperation mit der Brandenburger Polizei nicht belasten wollte, gewährt wurde. Dann fragte Becker, wer sich auf den Weg zu Hannelore Jakob machen und sie vernehmen wolle und registrierte erfreut, dass sich Mirjam sofort meldete.
    „Und wer möchte Oberkommissarin Berndt begleiten?“, wollte er wissen und sofort streckte Hauptmann, der mit seiner Beflissenheit wieder Boden gut machen wollte, den rechten Arm in die Höhe. Doch auch Mirjam meldete sich wieder und Becker erteilte ihr noch einmal das Wort.
    „Ich halte“, murrte sie, „überhaupt nichts davon, dass wir zu zweit bei Frau Jakob auftauchen, weil sie dann bestimmt gleich die Schotten dicht macht! Stattdessen sollte ich allein zu ihr fahren und das Gespräch von Frau zu Frau suchen, sodass sie glaubt, nur als Zeugin vernommen zu werden!“ Mirjams Worte leuchteten Becker ein und er fragte Hauptmann, ob er sich mit dem Vorschlag anfreunden könne.
    „Wenn es der Wahrheitsfindung dient!“, knurrte der Kommissar in ungewollter Anspielung an ein vierzig Jahre altes Zitat des Kommunarden Fritz Teufel und wunderte sich über die Duldsamkeit, die sein Kollege der Oberkommissarin gegenüber an den Tag legte, enthielt sich aber vorsorglich jedes weiteren Kommentars...

36.
    Mirjam hatte sich den Weg nach Neuwiese von Hauptmann ausführlich beschreiben lassen und sich trotzdem zweimal verfahren, eine Schwäche, über die sie sich immer wieder ärgerte. Trotz allen kriminalistischen Spürsinns hatte sie sogar in Berlin Schwierigkeiten, sich mit dem Auto zurechtzufinden und wenn sie auf der Landstraße unterwegs war, geschah es trotz aller Mühe öfter, als ihr lieb war, dass sie verkehrt abbog oder ihr ein anderer Orientierungsfehler unterlief.
    Aber jetzt stand sie am Gartenzaun, der das Anwesen Hannelore Jakobs zur Straße hin abgrenzte und fieberte der Begegnung mit ihr entgegen. Als sie vor zwei Monaten Clio Schieferhals vernommen hatte, war sie noch unsicher gewesen, ob sie auf dem rechten Pfad wandelte, aber jetzt waren alle Zweifel von ihr abgefallen, begriff sie sich als heimliche Komplizin der missbrauchten Frauen, deren Schicksalsgenossin sie war. Hin und wieder fragte sie sich, wie lange sie ihre Kollegen noch ungestraft hinters Licht führen konnte und nach dem Alptraum mit ihrem Chef als Richter und Sauerbrei als Henker war sie nahe dran gewesen, alles hinzuschmeißen, aber das waren letztlich nur kleinbürgerliche Gedankengänge, gemessen an der Größe ihrer Mission, die sie mit ein wenig Glück bald zum engeren Kreis der Verschwörerinnen führen würde. Sie wusste zwar immer noch nicht, was genau sie dann machen würde, aber dass sie die Racheengel nicht der Polizei ans Messer liefern würde, stand für sie außer Frage.
    Mirjam überlegte, wie sie bei der Vernehmung vorgehen sollte, entschied sich nach einigem Hin und her dafür, das Aufnahmegerät wie bei der Befragung von Clio nur laufen zu lassen, wenn es für die Verdächtige nicht gefährlich war und betrat das Grundstück. Im selben Augenblick wurde die Haustür einen Spalt breit geöffnet und eine erkennbar unter Anspannung stehende Frau lugte heraus.
    „Sind Sie Frau Jakob?“, wollte Mirjam wissen und die für ihr Alter recht verlebt aussehende Hausherrin nickte zur Bestätigung, fragte misstrauisch, was sie wolle und gewährte ihr mit der flapsigen Aufforderung: „Na, dann kommen sie mal rein!“ erst Einlass, als sie den vor ihre Nase gehaltenen Dienstausweis aufmerksam geprüft hatte.
    In der winzigen Küche bot Jakob ihr mit mürrischem Gesicht einen wackligen Stuhl an und Mirjam fragte, um das Eis zwischen ihr und der Verdächtigen zu brechen, ob sie einen Kaffee haben könne. Jetzt huschte zum ersten Mal ein Lächeln über das Gesicht der Frau, deren Söhne draußen im Freien Einkriegen spielten und sich dabei die Seele aus dem Leib schrien.
    „Aber gern“, meinte sie, „wenn es Ihnen nichts ausmacht, Muckefuck zu trinken!“
    „Muckefuck?“
    „Sie haben richtig gehört, ich meine das Gebräu, dass in den Nachkriegsjahren überall und in der DDR bis zur Wende in Mode war! Ich bin also dran gewöhnt und das Zeug ist erheblich billiger als Bohnenkaffee, was bei meinen Einkommensverhältnissen als Argument ziemlich schwer wiegt…“
    „Man lernt nie aus“, bemerkte Mirjam, die lange nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Westen Deutschlands aufgewachsen war, „und ich bin jetzt richtig neugierig auf den Muckefuck!“
    „Und weshalb sind Sie sonst

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