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Todesengel (Gesamtausgabe)

Todesengel (Gesamtausgabe)

Titel: Todesengel (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.L. WEEN
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Leichen auf fremde Körperflüssigkeiten und Hautpartikel, zum Beispiel unter den Fingernägeln, untersucht worden?“ wollte Becker wissen und Hauptmann schüttelte verständnislos den Kopf, bis er ihm von den Pannen im Mordfall Engholm erzählte und sich das Gesicht des kritikempfindlichen Ostdeutschen wieder aufhellte.
    „Soweit ich das beurteilen kann“, meinte der Eberswalder Kommissar jovial, „haben die Kriminaltechniker gute Arbeit geleistet, aber es gab natürlich, bedingt durch die Hitze der letzten Tage und die lange Liegezeit der Leichen, Probleme bei der Bestimmung der Todeszeit. Außerdem sind die Mörder sehr umsichtig vorgegangen und haben so gut wie alle Spuren, die zu ihnen führen könnten, akribisch beseitigt. Wir haben zwar einige nicht Kohn und Stockmann gehörende Haare am Tatort gefunden, doch weiß der Himmel, ob die Täter sie beim Verwischen der Spuren übersehen oder bewusst zurückgelassen haben, um eine falsche Fährte zu legen!“
    „So fromm?“, frotzelte Becker, doch ließ sich Hauptmann, der wie die meisten ehemaligen DDR-Bürger mit Religion nichts am Hut hatte, von der Spitze des Kollegen nicht beirren und fragte den Berliner, ob er sich einen Reim auf die Worte Rache für Hannelore machen könne, obwohl er sich längst über ihre Bedeutung im klaren war. Der Hauptkommissar freute sich über den ihm zugespielten Ball und wollte schon seine Theorie vom Rachefeldzug an den Mann bringen, ließ es dann aber sein und erteilte stattdessen Mirjam das Wort, die scheinbar teilnahmslos dastand und zunächst nicht auf seine Bitte reagierte.
    „Mirjam, erzähl dem Kommissar von den anderen
    Rachebekenntnissen!“, meinte er schließlich, schon ein
    wenig gereizt und endlich erwachte die Oberkommissarin aus
    ihrer Trance.
    „Wir haben“, erklärte sie zögerlich, „im Laufe der Ermittlungen herausbekommen, dass die auf Wand und Zettel geschmierten Initialen und Vornamen, die an den Tatorten in Verbindung mit dem Wort Rache gefunden wurden, ihre Entsprechung in der Realität haben, zumindest theoretisch. Wenn wir davon ausgehen, dass mit M wie Marga und Rosi wie Rosemarie Personen gleichen Namens gemeint sind, die wir dem Umfeld der Mordopfer zuordnen können und diese die Mädchen missbraucht haben, was im Fall von Clio Schieferhals sogar bewiesen ist, ergibt sich ein erstklassiges Motiv für die Bluttaten, egal, wer die Kerle letztlich umgebracht hat! Wir müssen also möglichst schnell herausfinden, ob es im Umfeld von Stockmann und Kohn eine Hannelore gibt und sie gegebenenfalls ohne Vorwarnung als Zeugin befragen. Damit sind wir zwar den eigentlichen Täterinnen noch nicht auf der Spur, aber vielleicht weiß diese Frau etwas über sie und verplappert sich, wenn wir sie überraschen…“
    „Auf keinen Fall“, ergänzte Becker, „darf mehr als bisher an die Öffentlichkeit! Wenn es diese Hannelore wirklich gibt und sie etwas mit der Sache zu tun hat, ist sie sich vielleicht noch nicht sicher, ob der Doppelmord etwas mit ihr zu tun hat, es könnte ja sein, dass die Verbrecher nach der Tat noch keinen Kontakt zu ihr aufgenommen haben, aber wenn sie auch von den anderen Schlachtfesten weiß und von den Details des neuesten Massakers hört, ist sie natürlich gewarnt!“
    Hauptmann murrte ein wenig, weil er die viele Arbeit sah, die auf ihn und seine wenigen Mitstreiter zukommen würde, aber Becker roch den Braten mit seinem untrüglichen Instinkt und reagierte goldrichtig.
    „Ich hätte“, meinte er eher beiläufig, „einen Vorschlag zur Güte! Der Fall gehört Ihnen natürlich allein und ich würde mich nie ungebeten einmischen, aber wenn Sie mich und meine Leute zur Verstärkung Ihres Teams anfordern, stehen wir natürlich Gewehr bei Fuß!“
    Hauptmann, der sich am Ziel seiner Träume wähnte, wollte vor Freude am liebsten in die Luft springen, riss sich aber, um den Schein zu wahren, mit großer Mühe zusammen und zog seine Stirn in Falten, ehe er nach einigem Zögern seinen Segen zu Beckers Plan gab. Dann bat er um Verständnis dafür, dass es einige Tage dauern könne, bis es zum Amtshilfeersuchen seines Innenministeriums an die Berliner Kripo komme und versprach, sich nach der Rückkehr ins Polizeipräsidium sofort der Angelegenheit anzunehmen.
    Becker nickte, gab Hauptmann vorsorglich seine private Telefonnummer, fragte die Umstehenden, ob er noch gebraucht werde und verabschiedete sich mit einer jovialen Handbewegung, bevor er mit Mirjam in den Golf stieg und in die

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