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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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saß, konnte sie sich schon wieder nicht mehr richtig auf ihre Arbeit konzentrieren und rekapitulierte in Gedanken noch einmal die Unterhaltung mit Robertson; sofort regte sie sich wieder furchtbar auf. Schließlich verließ sie ihr Büro und hielt nach Paul Darnell Ausschau. Sie fand ihn dort, wo er beinahe immer zu finden war: in seinem Arbeitszimmer vor einem Haufen Petrischalen mit den verschiedensten Bakterienkulturen.
    »Haben Sie eigentlich immer in Bartlet gelebt?« fragte Angela.
    »Ja, abgesehen von den acht Jahren, in denen ich zum College gegangen bin und die Medizinhochschule besucht habe; und dann waren da noch die vier Jahre, in denen ich als Assistenzarzt gearbeitet habe und zwei Jahre, in denen ich bei der Marine war.«
    »Dann könnte man also sagen, daß Sie ein Einheimischer sind?« fragte Angela.
    »Ein Einheimischer bin ich vor allem deshalb, weil die Darnells schon seit vier Generationen in Bartlet leben.« Angela lehnte sich an seinen Schreibtisch. »Ich nehme an, Sie haben davon gehört, daß in unserem Haus eine Leiche gefunden wurde«, sagte sie. Paul nickte.
    »Die Geschichte beunruhigt mich sehr. Dürfte ich Ihnen vielleicht ein paar Fragen stellen?«
    »Ja, selbstverständlich«, erwiderte Paul. »Kannten Sie Dennis Hodges?«
    »Ja, natürlich.«
    »Was war er für ein Mensch?«
    »Er war ein komischer, alter Kauz, den wohl nur wenige Leute vermissen werden. Und er hatte ein Talent dafür, sich Feinde zu machen.«
    »Und wie hat er es dann zum Krankenhausleiter gebracht?« fragte Angela.
    »Es stand kein anderer zur Verfügung«, erwiderte Paul. »Er hat die Leitung des Krankenhauses in einer Zeit übernommen, als von den anderen Ärzten keiner diesen verantwortungsvollen Posten haben wollte. Damals glaubten die Ärzte alle, daß es unter ihrer Würde sei, sich um die Krankenhausleitung zu kümmern. Deshalb hatte Hodges freie Bahn. Und er hat aus dem maroden Krankenhaus einen richtig feudalen Komplex gemacht. Zunächst hat er sich aus Prestigegründen um die Angliederung einer medizinischen Hochschule gekümmert, und dann hat er unser Krankenhaus überall als das beste regionale Gesundheitszentrum angepriesen. Als das Krankenhaus einmal in einer Krise steckte, hat er sogar einen Teil seines eigenen Geldes hineingesteckt. Aber leider war Hodges der schlechteste Diplomat, den man sich nur vorstellen kann. Er hat sich nicht im geringsten darum gekümmert, wenn es zwischen wichtigen Leuten und dem Krankenhaus Interessenkonflikte gab.«
    »Und ich nehme an, einen solchen Konflikt gab es zum Beispiel, als das Krankenhaus die pathologische und die radiologische Abteilung übernommen hat«, bemerkte Angela.
    »Ganz genau«, erwiderte Paul. »Aus der Sicht des Krankenhauses war die Übernahme dieser Abteilungen natürlich eine phantastische Maßnahme. Aber es gab deshalb auch viel böses Blut. Ich zum Beispiel mußte eine ganz erhebliche Gehaltseinbuße hinnehmen. Aber weil meine Familie unbedingt in Bartlet bleiben wollte, mußte ich mich fügen. Andere Kollegen haben gegen das Krankenhaus geklagt, sie sind aber alle nicht durchgekommen und mußten letztendlich gehen. Fest steht jedenfalls, daß Hodges sich damit eine Menge Feinde gemacht hat.«
    »Aber Dr. Cantor ist auch geblieben«, bemerkte Angela. »Ja, aber der ist nur geblieben, weil er Hodges dazu überredet hat, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, dessen Teilhaber er neben dem Krankenhaus werden konnte. So hatte Cantor die Möglichkeit, ein erstklassiges Radiologie-Institut einzurichten und sich finanziell gesundzustoßen. Andere hatten nicht so viel Glück wie er.«
    »Ich habe mich heute mittag mit Wayne Robertson unterhalten«, fuhr Angela fort. »Und dabei habe ich den Eindruck gewonnen, daß er die Ermittlungen im Mordfall Hodges nicht übereifrig durchführt.«
    »Das überrascht mich nicht«, erwiderte Paul. »Er wird von niemandem dazu gedrängt, den Fall aufzuklären. Mrs. Hodges wohnt seit langem in Boston, und da lebte sie auch schon damals, als Hodges verschwunden ist; die beiden hatten sich längst nichts mehr zu sagen. Im Prinzip lebten sie schon seit Jahren nicht mehr richtig zusammen. Und man sollte nicht vergessen, daß Robertson auch selbst als Täter in Frage kommt. Robertson konnte Hodges auf den Tod nicht ausstehen. In der Nacht, bevor der alte Hodges verschwunden ist, hatte Robertson sogar eine heftige Auseinandersetzung mit ihm.«
    »Und warum waren die beiden miteinander verfeindet?« wollte Angela

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