Todesengel
einen Zettel und in der anderen eine Papiertüte.
»Ich habe die Namen von neun weiteren Personen mit Tätowierungen«, sagte er triumphierend. »Ich kann Ihnen sogar zwanzig Namen nennen«, entgegnete David. Er bemühte sich, fröhlich zu klingen. »Dann wollen wir die Namen mal vergleichen«, schlug Calhoun vor.
Nachdem sie die in beiden Aufstellungen erscheinenden Namen angestrichen hatten, erstellten sie eine endgültige Liste, auf der nun die Namen von fünfundzwanzig tätowierten Personen verzeichnet waren. »Das Essen ist fertig«, rief Angela. Um ihren geplagten Gemütern etwas Gutes zu tun und um sich selbst von ihren Sorgen abzulenken, hatte sie ein Festmahl zubereitet. Sie bat David, den Tisch im Eßzimmer zu decken. »Ich habe Wein mitgebracht«, sagte Calhoun und zog aus seiner Papiertüte zwei Flaschen Chianti. Fünf Minuten später saßen sie am Tisch und genossen das leckere Essen. Angela hatte eines ihrer Lieblingsgerichte gekocht: Hähnchenragout mit verschiedenen Beilagen. »Wo ist denn Nikki?« fragte Calhoun. »Sie hat keinen Appetit«, erwiderte Angela. »Und wie geht es ihr sonst?« fragte Calhoun. »Ihr Magen ist nicht ganz in Ordnung«, sagte Angela. »Aber nach allem, was wir ihr zugemutet haben, ist das nicht sonderlich überraschend. Die Hauptsache ist, daß sie kein Fieber hat und daß ihre Lunge frei ist.« David zuckte innerlich zusammen, sagte aber kein Wort. »Wir haben nun also eine Liste mit fünfundzwanzig Namen tätowierter Personen«, bemerkte Angela. »Und was, meinen Sie, sollte unser nächster Schritt sein?«
»Am besten gehen wir zweigleisig vor«, erklärte Calhoun. »Zunächst einmal sollten wir per Computer abchecken, in welchen persönlichen Verhältnissen die einzelnen Personen leben und welche Lebensgeschichte sie haben. Das ist der leichtere Teil der Arbeit. Parallel dazu beginne ich, die Leute der Reihe nach auszufragen. Es gibt ein paar Dinge, die wir unbedingt herausfinden sollten. Wir müssen zum Beispiel erfahren, an welchen Körperstellen die Leute ihre Tätowierungen haben und sie dazu bringen, uns die jeweiligen Stellen zu zeigen. Die Tätowierung, die Hodges mit seinen Fingernägeln zerkratzt hat, muß ziemlich lädiert sein; außerdem muß sie sich an einer Körperstelle befinden, die während eines Kampfes leicht in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Falls also jemand dabei sein sollte, der ein kleines Herz auf der Pobacke trägt, dann sollten wir ihn nicht zum Kreis der Hauptverdächtigen zählen.«
»An welcher Stelle hat der Täter denn wahrscheinlich seine Tätowierung?« fragte Angela. »Auf dem Unterarm?«
»Vermutlich ja«, erwiderte Calhoun. »Vielleicht auch am Handgelenk. Normalerweise läßt sich zwar kaum jemand am Handgelenk tätowieren, aber wir sollten diese Möglichkeit ebenfalls in Erwägung ziehen. Die Tätowierung, mit der wir es zu tun haben, muß auf jeden Fall von einem Profi angefertigt worden sein, denn nur Profis verwenden jene Schwermetall-Pigmente, die wir nachweisen konnten.«
»Und wie wollen Sie die Leute per Computer abchecken?« fragte Angela.
»Alles, was wir dafür benötigen, ist das Geburtsdatum und die Sozialversicherungsnummer von jeder Person, die auf unserer Liste steht«, erklärte Calhoun. »Diese Daten können wir vielleicht durch das Krankenhaus erfahren.« Calhoun schaute David kurz an und fuhr fort, als dieser nickte. »Sobald wir diese Angaben haben, ist der Rest ganz einfach. Es ist verblüffend, wie viele Informationen man über die unzähligen Datenbanken abfragen kann. In der letzten Zeit sind jede Menge neue Firmen aus dem Boden geschossen, die sich auf das Geschäft mit den Daten spezialisiert haben. Sie werden überrascht sein, was man gegen eine geringe Gebühr so alles in Erfahrung bringen kann.«
»Wollen Sie damit sagen, daß diese Firmen sich Zugang zu privaten Datenbanken verschaffen können?« fragte Angela.
»Ganz genau«, antwortete Calhoun. »Es kann sich kaum jemand vorstellen, was man mit einem Computer und einem Modem an Informationen über andere Menschen erhalten kann.«
»An welcher Art von Information sind die Leute, die sich dieser Firmen bedienen, denn so brennend interessiert?« fragte Angela.
»Sie wollen alles mögliche wissen«, erwiderte Calhoun. »Zum Beispiel sind sie an Informationen über den finanziellen Hintergrund bestimmter Personen interessiert oder an deren beruflichem Werdegang; das Strafregister kann abgefragt oder das Kaufverhalten bestimmter Konsumenten
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