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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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abscheulichen Kerl wissen? Der brät doch schon lange in der Hölle.«
    »Sie reden so, als hätten Sie nicht gerade viel für ihn übrig gehabt.«
    »Er war ein engstirniges Arschloch«, sagte Clyde. »Sie können sich gar nicht vorstellen, was für überholte Vorstellungen er von der Arbeit der Krankenschwestern und -pfleger hatte. Er hielt uns für minderwertige Lebewesen, die dazu bestimmt waren, jede anfallende Dreckarbeit zu erledigen und die Anweisungen der Ärzte auszuführen. Wir sollten unauffällig unsere Arbeit erledigen und das Maul halten. Hodges’ Vorstellungen waren schon zu den Zeiten Clara Bartons nicht mehr up-to-date.«
    »Wer ist denn Clara Barton?« fragte Calhoun. »Sie war eine Krankenschwester, die während des amerikanischen Bürgerkrieges auf den Schlachtfeldern jede Menge Männer versorgt hat«, erklärte Clyde. »Außerdem hat sie die Arbeit des Roten Kreuzes organisiert.«
    »Wissen Sie, wer Dr. Hodges umgebracht hat?« fragte Calhoun.
    »Also, ich war es nicht, falls Sie mich in Verdacht haben sollten«, antwortete Clyde. »Aber wenn Sie den Täter finden, müssen Sie mir unbedingt Bescheid sagen. Dem Mann will ich auf jeden Fall ein Bier ausgeben.«
    »Haben Sie eigentlich eine Tätowierung?« fragte Calhoun.
    »Na klar«, erwiderte Clyde. »Ich habe sogar mehrere.«
    »Dürfte ich auch fragen, wo Sie ihre Tätowierungen haben?« fragte Calhoun. »Wollen Sie sie sehen?« fragte Clyde. »Gerne«, sagte Calhoun.
    Clyde grinste über das ganze Gesicht. Dann stand er auf, zog das Hemd aus und nahm - wie ein Bodybuilder - verschiedene Posen ein. Seine Show schien ihm offenbar Freude zu bereiten. Er hatte sich um jedes Handgelenk herum ein Kettenmuster eintätowieren lassen, sein rechter Oberarm war von einem Drachen geschmückt, und über jeder seiner Brustwarzen prangten zwei gekreuzte Schwerter.
    »Diese Schwerter habe ich mir damals in New Hamsphire machen lassen, als ich noch auf die High School gegangen bin«, sagte er. »Die anderen Tätowierungen stammen aus San Diego.«
    »Darf ich die Tätowierungen an Ihren Handgelenken noch einmal sehen?« fragte Calhoun.
    »Nein, lieber nicht«, sagte Clyde, während er sich sein Hemd wieder anzog. »Ich will Ihnen doch nicht gleich alles beim ersten Mal zeigen. Dann besuchen Sie mich womöglich nie wieder.«
    »Laufen Sie eigentlich Ski?« fragte Calhoun. »Manchmal«, antwortete Clyde. Dann sah er Calhoun erstaunt an und sagte: »Sie kommen ja wirklich vom Hölzchen auf Stöckchen.«
    »Besitzen Sie eine Sturmhaube?« fragte Calhoun weiter. »Jeder, der in Neuengland Ski läuft, besitzt eine Sturmhaube«, erwiderte Clyde. »Es sei denn, es handelt sich um Masochisten.«
    Calhoun stand auf. »Danke für das Bier«, sagte er. »Ich muß jetzt los.«
    »Das ist aber schade«, sagte Clyde. »Unsere Unterhaltung hatte gerade angefangen, mir Spaß zu bereiten.« Calhoun stieg die Treppe hinunter, verließ das Haus und stieg in seinen Wagen. Er fühlte sich besser, nachdem er das Apartment von Clyde Devonshire verlassen hatte. Der Mann war auf jeden Fall ziemlich merkwürdig, wenn nicht sogar total abgedreht. Aus irgendeinem Grund hatte Calhoun das Gefühl, daß er nicht der Täter war. Clyde mochte ja ein seltsamer Kauz sein, aber unaufrichtig wirkte er nicht. Was Calhoun allerdings nachdenklich stimmte, waren die Kettenmuster, die Clyde sich um seine Handgelenke herum hatte tätowieren lassen; vor allem fragte er sich, warum er die Tätowierungen nicht aus der Nähe hatte betrachten dürfen. Außerdem war es seltsam, daß der Mann so sehr an dem Fall Kevorkian interessiert zu sein schien. Calhoun fragte sich, ob einfach nur Neugierde dahintersteckte, oder ob Clydes Interesse an diesem merkwürdigen Arzt nicht vielmehr darauf hinwies, daß er es mit einem Wahnsinnigen zu tun hatte. Clyde konnte jedenfalls noch nicht von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden. Calhoun war gespannt, was der Computer über diesen Mann ausspucken würde. Als Calhoun im Auto saß, warf er noch einmal einen Blick auf seine Liste. Als nächstes war Joe Forbs an der Reihe. Er wohnte in der Nähe des Colleges, ungefähr dort, wo sich auch das Haus der Gannons befand. Als Calhoun bei der Familie Forbs an der Haustür klopfte, wurde die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet. Die Frau war dünn und wirkte nervös; ihr Haar war mit grauen Strähnen durchsetzt. Calhoun stellte sich vor und überreichte ihr seine Visitenkarte. Sie schien davon nicht besonders beeindruckt zu

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