Todesengel
fragte Angela. »Glaubst du, es hat irgend etwas mit unserem Fall zu tun?«
David zuckte mit den Schultern. »Eine gute Frage«, erwiderte er. »Robert glaubt nicht daran. Er ist der Meinung, daß van Slyke wahrscheinlich mit Drogen handelt. Wie wir ja wissen, kann man in Bartlet ohne Probleme Marihuana bekommen. Also ist es nicht ausgeschlossen, daß er das Geld als Dealer verdient.« Angela nickte.
»Wenn er allerdings nicht dealt, dann wird die Sache ominös«, fuhr David fort. »Warum?« fragte Angela.
»Nehmen wir mal an, es war doch van Slyke, der all die Patienten umgebracht hat«, führte David aus. »Wenn er nicht durch den Verkauf von Drogen an sein Geld gekommen ist, könnte es doch sein, daß er für jeden getöteten Patienten bezahlt wurde.«
»Was für eine grauenhafte Vorstellung«, erwiderte Angela. »Aber wenn es wirklich so wäre, dann wären wir wieder da, wo wir angefangen haben. Wir hätten keinen blassen Schimmer, wer hinter all den Morden steckt. Wer sollte van Slyke wohl bezahlen, und warum sollte diese Person das tun?«
»Ich glaube immer noch, daß wir es mit einem wahnsinnigen Todesengel zu tun haben«, entgegnete David. »Immerhin haben alle Opfer an einer potentiell tödlich verlaufenden Krankheit gelitten.«
»Wahrscheinlich gehen wir viel zu abstrakt an die Sache heran«, sagte Angela. »Wir haben unendlich viele Informationen über die Verdächtigen und versuchen nun krampfhaft, alles, was wir wissen, in einer einzigen Theorie unterzubringen. Die meisten Daten haben wahrscheinlich gar nichts mit unserem Fall zu tun.«
»Da hast du wahrscheinlich recht«, stimmte David zu. »Aber mir ist gerade etwas eingefallen. Falls wir zu dem Schluß kommen sollten, daß van Slyke der Täter ist, dann könnten wir einen Vorteil daraus ziehen, daß er psychisch so schwer angeschlagen ist.«
»Was meinst du damit?« fragte Angela. »Wir wissen, daß van Slyke einen Nervenzusammenbruch hatte, weil er den Belastungen auf einem Patrouillen-U-Boot nicht gewachsen war. Das überrascht mich nicht allzusehr. Wahrscheinlich wäre es mir genauso ergangen. Interessant ist jedoch, daß er während seines Nervenzusammenbruchs paranoide Symptome entwickelt und sich gegen seine Vorgesetzten gewendet hat. Aus seinem Lebenslauf können wir zudem schließen, daß er sich schon häufiger so verhalten hat. Wenn wir ihn nun mit unserem Verdacht konfrontieren würden, würde er mit Sicherheit durchdrehen. Und dann könnten wir dafür sorgen, daß sich seine Paranoia gegen denjenigen richtet, der ihn bezahlt. Wir müßten ihm lediglich klarmachen, daß sein Auftraggeber plant, ihn, van Slyke, dafür verantwortlich zu machen, falls etwas schiefgehen sollte. Und da wir ja mit ihm über die Vorfälle reden, läge es klar auf der Hand, daß bereits etwas schiefgegangen ist.«
Angela schaute David fassungslos an. »Manchmal muß ich wirklich über dich staunen«, sagte sie. »Vor allem, wenn ich daran denke, daß du dich immer für einen rational denkenden Menschen hältst. Ich finde deinen Vorschlag vollkommen abwegig. Aus dem medizinischen Dossier über van Slyke geht hervor, daß er während seiner manischen Phasen aggressiv wird. Und du meinst allen Ernstes, die paranoide Schizophrenie dieses Mannes provozieren zu können, ohne dich dabei selbst in Gefahr zu bringen? Das ist doch absurd! Er würde mit absoluter Sicherheit gewalttätig werden, und seine Aggressivität würde er an jedem auslassen, der ihm gerade in die Quere käme, und zwar zuallererst an dir.«
»Es war ja nur ein Vorschlag«, erwiderte David kleinlaut. »Ich will mich jetzt nicht weiter darüber aufregen«, sagte Angela. »Bislang ist sowieso alles nur Spekulation und reine Theorie.«
»In Ordnung«, sagte David und beendete schnell das Thema. »Unser nächster Kandidat ist Peter Ullhof. Wie es aussieht, verfügt er über medizinische Fachkenntnisse. Er ist schon mehrfach festgenommen worden, weil er als Abtreibungsgegner an verschiedenen Aktionen teilgenommen hat. Doch darüber hinaus geben die Informationen über ihn nicht viel her.«
»Und was wissen wir über Joe Forbs?« fragte Angela. »Das einzige, was ihn verdächtig erscheinen lassen könnte, ist, daß er offenbar nicht imstande ist, seine persönlichen Geldangelegenheiten in den Griff zu bekommen«, antwortete David.
»Dann bleibt nur noch Claudette Maurice.«
»Sie scheint vollkommen unbescholten zu sein«, erwiderte David. »Bei ihr würde mich nur interessieren, an welcher
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