Todesengel
verstehen, daß sie sich wieder auf den Weg machen wollten.
»Jetzt warten Sie gefälligst noch einen Augenblick«, fuhr David dazwischen. »Es gefällt mir überhaupt nicht, was ich hier hören muß. Ich habe den Eindruck, daß Sie das alles gar nicht ernst nehmen. Dieser Mann hatte eine Waffe bei sich. Und er hat meiner Frau Gewalt angetan. Haben Sie nicht gesehen, daß bei dem Kampf sogar unser Erkerfenster kaputtgeschossen wurde?«
»Schreien Sie mich nicht an«, erwiderte Robertson gereizt. »Ihre verehrte Gattin hat bereits zugegeben, daß es ihr geliebtes Töchterchen gewesen ist, welches das Fenster zerballert hat. Und dann können Sie sich noch etwas hinter die Ohren schreiben: Es ist verboten, innerhalb einer geschlossenen Ortschaft mit einem Gewehr zu schießen, es sei denn, Sie tun dies auf freiem Gelände, in der Nähe einer Müllkippe.«
»Verlassen Sie sofort mein Haus«, brüllte David den Polizisten nun an.
»Mit dem größten Vergnügen«, erwiderte Robertson und forderte Hobson mit einem Zeichen auf, ihm zu folgen. An der Tür blieb er noch einmal stehen. »Ich möchte Ihnen noch einen Rat geben: Sie sind hier nicht gerade beliebt, und Sie könnten sich in nächster Zeit noch mehr Feinde machen, wenn jetzt rauskommt, daß Sie auch noch auf ein unschuldiges Kind geschossen haben, das nicht mehr wollte, als ein paar Süßigkeiten zu erbitten. Gott stehe Ihnen bei, wenn Sie das Kind getroffen haben sollten.« David stürmte zur Tür und knallte sie hinter Robertson zu.
»Dieser Mistkerl!« schrie er wütend. »Also, die örtliche Polizei können wir getrost vergessen. Von denen kann man keinerlei Hilfe erwarten.«
Angela verschränkte die Arme und kämpfte mit den Tränen. »Was für ein Schlamassel«, seufzte sie und schüttelte den Kopf. »Glaubst du, wir sollten besser irgendwo anders übernachten?«
»Wo willst du um diese Uhrzeit schon hingehen?« entgegnete David. »Ich denke, wir sollten hierbleiben. Ich werde dafür sorgen, daß wir keinen weiteren Besuch bekommen.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, erwiderte Angela und seufzte erneut. »Ich kann überhaupt nicht mehr klar denken. Ich bin noch nie in meinem Leben so durcheinander gewesen.«
»Hast du Hunger?« fragte David.
Angela zuckte mit den Schultern. »Kaum«, erwiderte sie. »Aber ich hatte gerade angefangen, das Abendessen vorzubereiten, als dieser Kerl hier eingedrungen ist.«
»Also, ich habe einen Riesenhunger«, stellte David klar. »Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«
»Dann schlage ich vor, daß Nikki und ich etwas zum Essen vorbereiten«, bot Angela an.
David rief währenddessen bei der Telefongesellschaft an, um mitzuteilen, daß sein Telefon nicht mehr funktioniere. Als er darauf hinwies, daß er Arzt sei, versprach man ihm, so schnell wie möglich einen Techniker vorbeizuschicken.
Anschließend ging er in die Scheune, weil er wußte, daß dort noch ein paar ausrangierte Lampen herumlagen. Als er diese aufgestellt und angeschlossen hatte, wurde das ganze Haus von außen hell angestrahlt. David, Angela und Nikki saßen noch beim Abendessen, als der Telefontechniker eintraf. Er stellte ziemlich schnell fest, daß das Problem außerhalb des Hauses lag; die Telefonleitung war genau an der Stelle durchtrennt worden, an der sie nach drinnen führte. Während der Techniker die Leitung reparierte, beendeten die Wilsons ihr Essen.
»Ich hasse Halloween«, sagte der Techniker, als er an die Tür kam, um mitzuteilen, daß das Telefon wieder in Ordnung sei. David dankte dem Mann dafür, daß er an einem Sonntagabend gekommen war.
Nach dem Abendessen traf David noch ein paar zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen. Zunächst nagelte er ein paar Bretter vor das kaputte Erkerfenster, und als er damit fertig war, ging er durch das ganze Haus und überprüfte, ob alle Türen und Fenster verriegelt waren. Obwohl der Besuch der Polizei eigentlich nur ärgerlich gewesen war, hatte er auch eine gute Seite gehabt. Seitdem die beiden Beamten dagewesen waren, hatten die nervtötenden Teenager ihren Kleinkrieg endlich aufgegeben. Offenbar hatte der Anblick des Polizeiwagens ihnen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Gegen neun Uhr gingen David und Angela mit Nikki nach oben, um ihr bei ihrer Atemgymnastik zu helfen.
Nachdem Nikki sich schlafen gelegt hatte, setzten David und Angela sich an den Tisch im Eßzimmer, um sich endlich das Material anzusehen, das David aus Boston mitgebracht hatte.
Um noch besser vor
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