Todesengel
Bürgersteig erreichten, wurden ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Der Schein einer Straßenlaterne neben Calhouns Lieferwagen warf ein fahles Licht auf den Cherokee von Davids Mutter; auf dem Fahrersitz konnten sie die Silhouette van Slykes erkennen. Nikki saß neben ihm.
»O nein!« rief Angela.
Doch David hielt sie zurück. Entsetzt sahen sie sich an. »Wir müssen irgend etwas unternehmen!«
»Erst mal müssen wir überlegen«, bremste David seine Frau und schaute wieder zu dem Cherokee hinüber. »Glaubst du, er ist bewaffnet?« fragte Angela. »Ich weiß sogar mit Sicherheit, daß er bewaffnet ist«, zischte David.
»Vielleicht sollten wir Hilfe holen«, schlug Angela vor. »Das kostet zuviel Zeit«, erwiderte David. »Außerdem haben Robertson und seine Combo nicht die geringste Ahnung, wie man mit einer solchen Situation umgehen muß - wenn sie uns überhaupt zu Hilfe kommen würden. Ich glaube, wir müssen es auf eigene Faust versuchen. Zuerst sollten wir Nikki aus dem Auto holen und in Sicherheit bringen. Dann könnten wir auch das Gewehr benutzen, wenn es keine andere Möglichkeit geben sollte.« Für einen qualvollen Augenblick starrten sie auf das Auto. »Gib mir die Autoschlüssel«, sagte David. »Ich habe Angst, daß er die Türen verriegelt hat.«
»Der Schlüssel steckt im Zündschloß«, erwiderte Angela kleinlaut.
»Das darf nicht wahr sein!« rief David entsetzt. »Wenn er wollte, könnte er jetzt einfach mit Nikki davonfahren.«
»O nein, bitte nicht«, flehte Angela. »Es wird immer schlimmer«, seufzte David. Dann zögerte er einen Moment. »Ist dir das auch aufgefallen? Seit wir hier stehen und auf das Auto starren, hat van Slyke sich nicht bewegt. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hatte er gerade seine manische Phase und war ständig in Bewegung. Er war nicht imstande, sich auch nur für einen Augenblick ruhig zu verhalten.«
»Ich glaube, ich verstehe, was du meinst«, erwiderte Angela. »Es sieht beinahe so aus, als würde er sich mit Nikki unterhalten.«
»Vielleicht schaffen wir es, uns von hinten an das Auto heranzupirschen«, schlug David vor. »Dann könntest du zu Nikkis Tür schleichen, und ich gehe auf die andere Seite. Wenn wir die Türen gleichzeitig aufreißen, könntest du Nikki rausziehen, während ich van Slyke mit dem Gewehr in Schach halte.«
»O Gott!« stöhnte Angela. »Glaubst du nicht, daß das ein bißchen zu gefährlich ist?«
»Hast du eine bessere Idee?« fragte David. »Wir müssen Nikki da rausholen, bevor er mit ihr abhaut.«
»Okay, versuchen wir’s«, willigte Angela zögernd ein. Nachdem sie in sicherer Entfernung die Straße überquert hatten, schlichen sie sich langsam von hinten an den Cherokee heran. Sie bewegten sich gebückt auf das Auto zu und hofften inständig, daß van Slyke sie nicht entdeckte. Schließlich erreichten sie den Wagen und duckten sich hinter der Stoßstange.
»Ich schleiche mich zuerst allein nach vorne und sehe nach, ob die Türen verriegelt sind«, flüsterte David. Angela nickte und nahm das Gewehr. David robbte an der Fahrerseite des Wagens entlang; als er sich neben der Hintertür befand, richtete er sich vorsichtig auf und registrierte, daß keine der Türen verschlossen war. »Wenigstens müssen wir nicht auch noch diese Hürde überwinden«, flüsterte Angela, als David wieder neben ihr hockte und ihr die gute Nachricht überbrachte. »Bist du bereit?« fragte David.
Angela hielt ihn am Arm fest. »Warte«, sagte sie. »Je mehr ich über deinen Plan nachdenke, desto weniger gefällt er mir. Ich glaube nicht, daß es gut ist, gleichzeitig beide Türen aufzureißen. Ich fände es besser, wenn wir beide zu Nikkis Tür kriechen würden. Du öffnest die Tür, und ich ziehe Nikki raus.«
David dachte einen Augenblick über Angelas Vorschlag nach und stimmte ihr dann zu. Schließlich ging es vor allem darum, Nikki aus den Fängen van Slykes zu befreien. Angelas Vorschlag bot eindeutig bessere Chancen, ihre Tochter unversehrt aus dem Auto zu holen. »Okay«, flüsterte David. Angela nickte.
David nahm ihr das Gewehr wieder ab und umklammerte es mit seiner linken Hand. Dann kroch er um Angela herum, um an die rechte Seite des Autos zu gelangen. Ein paar Sekunden später robbte er vorsichtig, das Gewehr gegen die Brust gepreßt, am Wagen entlang. Gerade als er die Beifahrertür aufreißen wollte, wurde die Tür geöffnet und Nikki beugte sich heraus. Als sie geradewegs in Davids Gesicht schaute, zuckte
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