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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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denken mag. Entscheidend ist, daß er in der Geschichte unseres Krankenhauses eine wichtige Rolle gespielt hat. Ohne den Einsatz von Dr. Hodges hätten wir heute in Bartlet kein großes Klinikum, sondern ein kleines, unbedeutendes Landkrankenhaus. Diese Leistung sollten wir ihm wirklich hoch anrechnen.«
    Traynor hielt kurz inne und ergänzte dann: »Außerdem möchte ich dem Vorstand mitteilen, daß Mrs. Hodges sich dazu entschlossen hat, ihr Haus in Bartlet zu verkaufen. Sie ist ja schon vor Jahren in ihre Heimatstadt Boston zurückgezogen. Kurz nachdem ihr Mann verschwunden war, hat sie wohl noch geglaubt, daß er irgendwann wieder auftauchen würde. Doch nach ihrer letzten Unterhaltung mit Mr. Robertson hat sie beschlossen, ihre Verbindung zu Bartlet endgültig abzubrechen. Ich spreche dieses Thema übrigens nur deshalb an, weil der Vorstand in der nächsten Zeit vielleicht mal darüber nachdenken sollte, ob wir zum Gedenken an Dr. Hodges nicht eine Tafel anbringen sollten, um seiner enormen Verdienste um das Krankenhaus zu gedenken.«
    Damit hatte Traynor seine Rede beendet. Er packte seine Unterlagen zusammen und übergab das Wort an Helen Beaton, die jetzt an der Reihe war, ihren monatlichen Bericht vorzutragen. Sie rückte ihren Stuhl vom Tisch weg und erhob sich. Helen Beaton war Mitte dreißig und hatte rotbraune, kurze Haare. Genau wie Traynor hatte sie ein ziemlich breites Gesicht. In ihrem blauen Kostüm und mit ihrem Seidenschal wirkte sie sehr nüchtern. »Ich habe im vergangenen Monat mit verschiedenen Interessenvertretern geredet«, begann sie. »Und dabei habe ich bei jeder Gelegenheit auf die finanzielle Misere des Krankenhauses hingewiesen. Es war immer wieder sehr interessant festzustellen, daß die meisten Leute überhaupt nichts über unsere Probleme wußten - und das, obwohl die Krise des Gesundheitswesens doch in fast allen Nachrichtensendungen ständig behandelt wird. In all meinen Gesprächen habe ich betont, daß die Klinik für unsere Stadt und die Umgebung eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat. Ich habe klargestellt, daß bei einer etwaigen Schließung des Krankenhauses jedes einzelne Unternehmen und jeder Händler betroffen wäre. Schließlich ist das Krankenhaus ja in diesem Teil Vermonts der größte Arbeitgeber. Außerdem habe ich meine Gesprächspartner immer wieder daran erinnert, daß die Klinik keine öffentlichen Gelder erhält und daß die Beschaffung von Mitteln deshalb nach wie vor die Hauptvoraussetzung für die weitere Existenz des Krankenhauses ist.« Beaton hielt kurz inne und blätterte die erste Seite ihrer Notizen um. »Und nun zu den schlechten Nachrichten«, fuhr sie fort und verwies dabei auf verschiedene, großformatige Graphiken, mit deren Hilfe sie ihre nachfolgenden Hiobsbotschaften verdeutlichen wollte. Während sie weitersprach, hielt sie die Blätter in Brusthöhe, damit jeder die Zeichnungen erkennen konnte. »Die Anzahl der eingewiesenen Patienten lag im April zwölf Prozent über der Prognose. Im Tagesdurchschnitt wurden acht Prozent mehr Patienten behandelt als im März, und der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt liegt um sechs Prozent über dem Wert für den Vormonat. Es handelt sich hier offensichtlich um eine wirklich ernstzunehmende Entwicklung, und ich gehe davon aus, daß Richard Arnsworth gleich Näheres dazu sagen wird.« Helen hielt jetzt die letzte Graphik hoch. »Zum Schluß muß ich Ihnen noch mitteilen, daß die Kapazitätsauslastung unserer Notaufnahmestation zurückgegangen ist. Wie Sie wissen, ist die Behandlung von Patienten in der Notaufnahme nicht Bestandteil unserer Vereinbarung mit der CMV. Aber es kommt noch schlimmer: Die CMV hat bei vielen Rechnungen für eine Behandlung in der Notaufnahme die Zahlung verweigert und dies damit begründet, daß die Versicherten gegen die Bedingungen der CMV verstoßen hätten, indem sie sich dort behandeln ließen.«
    »Ach du meine Güte, daran hat doch das Krankenhaus keine Schuld«, warf Dr. Cantor ein.
    »Der CMV sind solche organisatorischen Details vollkommen egal«, erwiderte Beaton. »Wir hingegen waren gezwungen, direkt mit den Patienten abzurechnen. Und die sind verständlicherweise ziemlich verärgert. Die meisten haben sich schlicht geweigert, die Rechnungen zu bezahlen und haben uns an die CMV zurückverwiesen.«
    »Die Gesundheitsfürsorge wird allmählich zu einem wahren Alptraum«, sagte Sherwood.
    »Erzählen Sie das doch Ihrem Abgeordneten in Washington«, gab Beaton

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