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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hatten, schloß Traynor die Sitzung mit einem schwungvollen Hammerschlag.
    Traynor und Beaton packten gemächlich ihre Unterlagen zusammen. Die anderen Sitzungsteilnehmer verließen einer nach dem anderen den Raum und machten sich auf den Weg zum Iron Horse Inn. Als Harold hörte, daß die Tür hinter dem letzten Vorstandsmitglied zugeschnappt war, suchte er Helens Blick. Er ließ seine Aktentasche stehen, ging um den Tisch herum und schloß sie stürmisch in die Arme. Hand in Hand verließen die beiden eilig die Bibliothek und huschten über den Flur in Helens Büro, wo sie sich auf einer breiten Couch ganz ihrer Leidenschaft überließen. Das ging jetzt schon seit fast einem Jahr so. Nach jeder Vorstandssitzung genossen sie das vertraute Szenarium; sie brauchten nicht viel Zeit für ihren Liebesakt, denn sie machten sich nicht die Mühe, sich auszuziehen. »Ich fand die Sitzung heute ganz gut«, sagte Harold, als sie fertig waren und ihre Kleidung wieder zurechtgerückt hatten.
    »Ich auch«, stimmte Helen ihm zu. Sie schaltete das Licht an und betrachtete sich in einem Wandspiegel. »Am besten hat mir gefallen, wie du die Sache mit der Beleuchtung für den Parkplatz geregelt hast. Dadurch haben wir uns eine überflüssige Debatte erspart.«
    »Danke«, sagte Harold selbstzufrieden. »Unsere finanzielle Situation bereitet mir allerdings langsam Kopfschmerzen«, gestand Helen, während sie ihr Make-up erneuerte. »In diesem Krankenhaus scheint wirklich gar nichts mehr zu funktionieren.«
    »Sieht ganz so aus«, pflichtete Harold ihr bei und seufzte. »Ich mache mir auch Sorgen. Einigen Leuten von der CMV würde ich am liebsten den Hals umdrehen. Es ist wirklich unglaublich, daß uns dieser ganze Unsinn mit dem geplanten Wettbewerb in den Bankrott treiben kann. Ein ganzes Jahr lang haben wir mit der CMV verhandelt, und wir stehen von Anfang an immer nur auf der Verliererseite. Wenn wir der Regelung mit den Pro-Kopf-Beiträgen nicht zugestimmt hätten, hätten wir den Vertrag nicht bekommen und wären - genau wie das Valley Hospital - gezwungen gewesen, das Krankenhaus dichtzumachen. Jetzt haben wir den Pro-Kopf-Beiträgen zugestimmt und laufen wiederum Gefahr, schließen zu müssen.«
    »Zur Zeit haben allerdings alle Krankenhäuser Probleme«, sagte Helen. »Das sollten wir nicht vergessen, auch wenn es nur ein geringer Trost ist.«
    »Glaubst du, daß wir vielleicht noch einmal neu mit der CMV über den Vertrag verhandeln könnten?« fragte Harold. Helen lachte verächtlich. »Das ist absolut ausgeschlossen.«
    »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll«, erwiderte Harold. »Wir machen immerzu Verluste, obwohl wir doch die ›Bemühungen um eine optimale Kapazitätsauslastung‹ durchführen, die Dr. Cantor vorgeschlagen hat.« Helen lachte jetzt aus vollem Halse. »Dieses lächerliche Programm müssen wir wohl umbenennen. Wie wär’s mit ›Drastische Maßnahmen zur optimalen Kapazitätsauslastung‹ ›Maßnahmen‹ klingt doch viel besser als ›Bemühungen‹, oder?«
    »Die ›Bemühungen‹ gefallen mir irgendwie auch ganz gut«, erwiderte Harold. »Mich erinnern sie jedenfalls immer daran, mit wie wenig Mühe sie uns bei diesen Beitragsverhandlungen über den Tisch gezogen haben.«
    »Caldwell und mir ist da etwas eingefallen, das uns vielleicht ein ganzes Stück weiterhelfen könnte«, sagte Helen. Sie zog sich einen Stuhl heran und ließ sich direkt vor Harold nieder.
    »Sollten wir nicht langsam zum Iron Horse Inn aufbrechen?« fragte er. »Sonst schöpfen die anderen noch Verdacht. Du weißt ja, wie das in einer Kleinstadt ist.«
    »Es dauert wirklich nur einen Augenblick«, versprach Helen. »Ich habe mir zusammen mit Caldwell den Kopf darüber zerbrochen, wieso die Berater, die wir engagiert haben, Pro-Kopf-Beiträge errechnet haben, die nun plötzlich viel zu niedrig zu liegen scheinen. Dabei haben wir festgestellt, daß wir den Experten für ihre Arbeit Krankenhausstatistiken der CMV zur Verfügung gestellt haben. Aber niemand von uns hat dabei berücksichtigt, daß diese Statistiken natürlich auf den Erfahrungen der CMV basierten, also auf Erfahrungen, die die CMV in ihrem eigenen Krankenhaus in Rutland gemacht hat.«
    »Glaubst du etwa, die CMV hat uns gefälschte Zahlen zugespielt?« fragte Harold.
    »Nein«, erwiderte Helen. »Aber die CMV verfährt mit ihren Krankenhausärzten genauso wie alle anderen Versicherungen, die eigene Krankenhäuser betreiben: Sie bieten den Ärzten finanzielle

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