Todesengel
kniete sich vor den Laufstall und streichelte eines der Hundebabys; es schmiegte sich sofort in ihre Hand und begann, an einem ihrer Finger zu saugen, als hätte es eine Zitze erwischt. Nikki jauchzte vor Freude. »Du kannst ihn auch hochnehmen, wenn du möchtest«, sagte Mr. Staley. »Er ist der kräftigste aus dem Wurf.« Nikki legte den winzigen Hund in ihre Arme. Er schmiegte sich kurz an ihre Brust und begann dann, an ihrer Nase zu lecken.
»Ich hab’ ihn so gerne«, sagte Nikki. »Ich wünsche mir ganz doll, daß wir ihn bekommen. Bitte! Ich kümmere mich auch um ihn!«
»Denkst du gerade das gleiche wie ich?« fragte David. »Ich glaube schon«, erwiderte Angela. »Das würde bedeuten, daß wir uns ein eigenes Haus kaufen könnten.«
»Und Abschied nehmen müßten von Kriminalität und Luftverschmutzung«, sagte David und wandte sich an Nikki. »Du darfst den Hund haben. Wir ziehen nach Bartlet!« Nikki strahlte vor Freude und schloß das leckende Hundebaby liebevoll in ihre Arme.
David wandte sich an Mr. Staley und vereinbarte mit ihm einen Kaufpreis.
»Wahrscheinlich können die Kleinen in etwa vier Wochen von der Mutter getrennt werden«, sagte Mr. Staley. »Das paßt ja wunderbar«, erwiderte David. »Wir ziehen gegen Ende des Monats nach Bartlet.« Es war nicht einfach, Nikki von den Hunden loszueisen. Doch schließlich konnten die Wilsons den Laden verlassen.
»Was machen wir als nächstes?« fragte Angela aufgeregt. »Ich finde, wir sollten ein bißchen feiern«, sagte David. »Wie wär’s mit einem Mittagessen im Iron Horse Inn?«
Ein paar Minuten später saßen sie an einem weißgedeckten Tisch und genossen den Blick auf den Roaring River. David und Angela bestellten Weißwein, Nikki bekam einen Preiselbeersaft. Dann stießen die drei auf ihre Zukunft in Bartlet an.
»Auf unser künftiges Leben im Garten Eden!« sagte David.
»Und ich trinke darauf, daß wir endlich mit der Rückzahlung unserer Schulden beginnen!« fügte Angela hinzu. »Hört, hört!« sagte David, als sie sich zuprosteten. »Kannst du dir das vorstellen, David?« fragte Angela. »Wir werden zusammen mehr als einhundertundzwanzigtausend Dollar im Jahr verdienen.« Vor lauter Übermut sang David ein paar Takte aus »We’re in the Money.«
»Wahrscheinlich nenne ich meinen Hund Rusty«, sagte Nikki.
»Ein schöner Name«, erwiderte David. »Was hältst du eigentlich davon, daß ich demnächst doppelt soviel verdiene wie du?« stichelte Angela. David hatte auf diese Bemerkung, die irgendwann einmal fallen mußte, bereits gewartet: »Dafür verdienst du dein Geld in einem dunklen, langweiligen Labor. Ich hingegen habe es mit lebendigen und dankbaren Menschen zu tun.«
»Wird deine empfindliche Männlichkeit denn nicht wenigstens ein bißchen angekratzt?«
»Nicht im geringsten. Es ist doch beruhigend zu wissen, daß du mir Unterhalt zahlen müßtest, wenn wir uns scheiden ließen.«
Angela langte über den Tisch und knuffte David freundschaftlich in die Rippen.
»Außerdem wird es diese Gehaltsunterschiede nicht mehr lange geben. Sie sind doch nur noch ein Vermächtnis aus längst vergangenen Zeiten! All diese überbezahlten Pathologen, Chirurgen und die ganzen übrigen Spezialisten werden mit Sicherheit bald auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt!«
»Wer sagt das?« fragte Angela. »Ich sage das«, erwiderte David.
Nach dem Mittagessen beschlossen sie, zum Krankenhaus zu fahren und Caldwell über ihre Entscheidung zu informieren. Seine Sekretärin führte sie sofort in das Büro des Verwaltungschefs.
»Das ist ja phantastisch!« rief Caldwell begeistert, als Angela und David ihm mitteilten, daß sie nach Bartlet kommen würden. »Weiß die CMV schon Bescheid?« fragte er. »Nein, noch nicht«, antwortete David. »Dann gehen wir doch gleich mal zusammen rüber und überbringen die gute Nachricht!« schlug Caldwell vor. Charles Kelley war ebenso begeistert wie Caldwell. Nachdem er Angela und David per Handschlag gratuliert hatte, fragte er David, wann er die ersten Patienten behandeln könne.
»Sozusagen sofort«, antwortete David, ohne zu zögern. »Am ersten Juli kann ich anfangen.«
»Aber Ihr Vertrag als Assistenzarzt in Boston läuft doch erst am dreizehnten aus«, gab Kelley zu bedenken. »Brauchen Sie nicht noch etwas Zeit, um sich hier einzurichten?«
»Nein«, antwortete David. »Bei dem Schuldenberg, den wir haben, fangen wir lieber so früh wie möglich an zu arbeiten.«
»Gilt das gleiche auch für
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