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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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seiner Gattin Lissa DuBonheur. Die Frauen schrien einander an. DuBonheur schloß die Augen und seufzte tief. Nicht das noch, bloß nicht auch das noch …
     
    *
     
    Natalyas Hand kroch unter seine. Wie ein warmes, weiches Tierchen bebte sie, und jedesmal, wenn die Zahlen in den Sichtfeldern nach einem Vorteil für Rotmans Gegner aussahen, ballte sie sich zu einer verkrampften Faust zusammen.
    Der Alte hielt die verzweifelt unruhige Hand fest. Er beugte sich zum Ohr ihrer Besitzerin. »Ruhig«, flüsterte er. »Ganz ruhig. Alles wird gut …«
    Ein bitterer Geschmack war ihm über Zunge und Gaumen gekrochen, und ein Knoten schien in seinem Magen zu schwellen, Ausdruck seiner eigenen, unterdrückten Erregung, vermutete er.
    Die Zahlen allerdings täuschten. Die im Sichtfeld des Blonden veränderten sich lediglich häufiger und schneller als die in Rotmans Sichtfeld. »Laß dich nicht täuschen«, flüsterte er Natalya ins Ohr. »Er denkt nicht langsamer, er denkt nur gründlicher nach.«
    Es ging bei dieser ersten Runde des ENDSPIELS um eine für ihn relativ einfache Aufwärmübung: In jedem Sichtfeld standen fünf schlichte Terme untereinander – n x 1 bis n x 5 . Nun aber sollten die beiden Spieler keineswegs die Produkte der einzelnen Faktoren herausfinden, sondern hatten vielmehr die Aufgabe, n durch exakt solche ganze Zahlen zu ersetzen, daß am Ende die bloße Aussage jedes einzelnen Terms der Anzahl der Ziffern im gesamten Sichtfeld entsprach.
    Wenn also n in der ersten Zeile durch 5 ersetzt wurde, mußte am Ende auch fünfmal die Eins im Sichtfeld auftauchen, und die Fünf durfte nur einmal auftauchen. Oder ersetzte einer in der fünften Zeile n durch die Zwei, so mußte er am Schluß zweimal die Fünf und fünfmal die Zwei im Sichtfeld stehen haben, was natürlich unmöglich war.
    Für diesen ersten Durchgang des SPIELS hatte jeder zwanzig Minuten Zeit. Die Spieler lagen Rücken an Rücken in ihren Sesseln. Jeder trug seine ISK-Kappe, jeder konnte in ein vier Meter durchmessendes Sichtfeld blicken, das vor ihm unter der Frontkuppel leuchtete. Die Zuschauer auf der zweiten Ebene waren in der Lage, die Entwicklung des SPIELS in identischen Sichtfeldern zu verfolgen. Rotmans VQ-Feld war grün eingerahmt, das seines Gegners schwarz.
    Der blonde Castor starrte aus schmalen, aber offenen Augen in sein Sichtfeld, während er nachdachte. Das Ergebnis seiner Gedanken erschien bei jedem neuen Schritt im Sichtfeld. Die Elektroden der ISK-Kappe sandten es an das Bordhirn der TIBORCOHEN. Das Bordhirn rechnete die Daten in Bilder und Zahlen um. Der kleine Zahlenblock in seinem Sichtfeld veränderte sich im Fünfsekundentakt.
    Rotman hatte die Augen meistens geschlossen. Selten nur ersetzte er ein n versuchshalber durch eine Zahl. In seinem Sichtfeld tat sich wenig.
    Nach zwölf Minuten etwa erschien in Castor Rugovs Sichtfeld folgende Kombination der fünf Terme:
    5x1
    1x2
    1x3
    1x4
    1x5.
    Ein Raunen ging durch die Menge, zögernder Applaus erhob sich. »Bravo!« rief irgendwer, und andere stimmten ein. »Bravo! Hoch lebe Castor!«
    Immer mehr Leute klatschten, immer mehr standen von ihren Sitzen auf. Auch Baldura sprang hoch, klatschte und rief den Namen des Blonden. Der Alte fragte sich, warum sie die Handschuhe übergestreift hatte.
    Er versuchte sie zu ignorieren. Er sah keinen Anlaß zu jubeln und erst recht keinen, sich Sorgen um Rotman zu machen. Die Faust in seiner Hand war hart und feucht. Er sah zur Seite, sah Natalyas erschrockenes Gesicht, und deutete ein Kopfschütteln an. Dann konzentrierte er sich wieder auf seinen Zweitältesten Sohn.
    Mit geschlossenen Augen und scheinbar entspannt lag der in seinem Sessel. Nahm er überhaupt Notiz von dem Beifall für seinen Gegner? Vermutlich hatte Rotman sich die Ohren mit seinen unvermeidlichen Mikrolautsprechern verstopft. Keine noch so alltägliche Tätigkeit, die der erste Triton-Sohn des Alten ohne Musik verrichtete. Von Kindesbeinen an war das so gewesen; seit er gelernt hatte, solche Geräte aus dem Inventar der alten Omegaraumer zu basteln.
    Der Erste Moderator, unten neben dem Bühnenpodest, schüttelte demonstrativ den Kopf und winkte ab. Statt Gejubel und Hochrufe nun enttäuschtes Aah und Ooh . Die Lösung des Blonden war falsch: 1x5 , verlangte der Term in der fünften Zeile, tatsächlich aber erschien die Ziffer 5 bereits in der ersten Zeile, kam also zweimal im gesamten Zahlenblock vor. 2x5 hätte es heißen müssen. Dann jedoch stimmte die zweite Zeile

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