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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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nicht mehr, denn nun würde die Ziffer 2 zweimal im Sichtfeld auftauchen. Und so weiter.
    Castor Rugov gab sich redlich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Der Alte las sie an den hochgezogenen Schultern ab und an dem für einige Sekunden ausbleibendem Heben und Senken der Brust ab.
    Rotman schien das alles nicht zu kümmern. Schon seit Minuten veränderte sich in seiner zweiten Zeile die Zahl für n nicht mehr: 2x2. Nach Ablauf der neunten Minute erschien in der dritten Zeile die 3 – 3x3 lautete der dritte Term jetzt –, und nach zwölf Minuten öffnete er die Augen, richtete sich in seinem Sessel auf und zog die ISK-Kappe ab. Dabei hatte der Erste Moderator noch gar nicht reagiert. Der nickte aber bald und deutete auf Rotman. Im Sichtfeld stand tatsächlich die richtige Lösung:
    3x1
    2x2
    3x3
    1x4
    1x5
    Natalya sprang auf und applaudierte, viele andere ebenfalls. Der Alte nicht, ihm war ein wenig schwindelig. Der Applaus hielt lange an, denn Rotmans Anhänger hofften seinen Gegner damit zu verwirren. Und tatsächlich suchten Castor Rugovs Blicke den Moderator. Der griff schließlich ein und forderte gebieterisch Ruhe. Geklatsche und Jubelrufe ließen nach, die Leute setzten sich wieder.
    Ein paar Minuten später hatte auch Castor Rugov die Lösung. Er wirkte nicht besonders enthusiastisch, als er das Steuerungsmodul von seinem Blondschopf zog und sich aus seinem Sessel stemmte. Er beschwerte sich lautstark beim Moderator über den Gestank auf der Bühne. Der habe seine Konzentration beeinträchtigt. Der Moderator winkte ab.
    Einen peinlichen Augenblick lang blieb es still in der Arena. Bis Baldura in die Hände klatschte und rief: »Bravo!« Sie sprang auf, hob ihre riesigen Hände über den Kopf, während sie applaudierte, und blickte auffordernd um sich. Sofort stimmten andere mit ein. Balduras Geklatsche und das frenetische Gebrüll ihrer Altstimme riß schließlich die Hälfte der Zuschauer mit.
    Er beugte sich nach links an ihr Ohr, als sie wieder Platz genommen hatte. »Ein wenig Neutralität würde Ihnen gut zu Gesicht stehen, verehrte Baldura«, flüsterte er. »Wenigstens nach außen hin.« Sie sah ihn nicht an, lächelte verbissen nach allen Seiten und antwortete nicht. Der Alte fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn Rotman das SPIEL gewinnen sollte. Aber gut – darum sollten sich andere dann kümmern.
    Nach einigen Minuten Pause wies der Erste Moderator die Kandidaten an, wieder in ihren Sesseln Platz zu nehmen und die Steuerungskappen aufzusetzen. Er kündigte die zweite Runde des Endspiels an, einen virtuellen Kampf. »Ihr kennt das Ziel des zweiten Durchgangs: Ein gemeinsamer Feind ist zu töten. Wer ihn vernichtet, erhält die halbe Punktzahl. Wer zugleich seinem Gegner schadet, ebenfalls die Hälfte. Tabu ist in diesem Durchgang noch der Gegner selbst. Wer ihn versehentlich tötet, verliert seine Punkte wieder!« Der fettleibige Mann im weißen Mantel schaukelte von der Bühne.
    Gedämpfte Musik ertönte, irgendein Zupfinstrument. Die Frontkuppeln färbten sich schwarz, und es wurde dunkel in der Kampfarena. Die Sichtfelder flammten auf. In allen sah man dieselbe Kulisse: hohes Gras zwischen Büschen und einzelnen Baumgruppen. Der Himmel war blau, das Gras bog sich, das Laub an Büschen und Bäumen zitterte. Es war so dunkel in der Arena, daß der Alte glaubte, den warmen Wind auf der Haut zu spüren. Die Hand seiner Frau fühlte sich heiß und feucht an. Leichter Schwindel machte ihm noch immer zu schaffen. Von links spürte er den verstohlenen Blick der Matriarchin.
    Perspektivenwechsel in den Sichtfeldern: Es war, als würde man im hohen Gras aufwachen und weiter nichts als eine Wand von Grashalmen um sich und einen Strauch von Grasähren über sich sehen. Zwischen den Ährenwipfeln leuchtete blauer Himmel. Die wenigsten in der Arena hatten jemals einen derart blauen Himmel gesehen. Der Alte gehörte zu diesen wenigen.
    Plötzlich vibrierte der Boden, und Äste krachten. Totenstille auf einmal in der Arena. Siebenhundert Augenpaare hingen wie gebannt an den VQ-Feldern. Schwere Schritte stapften heran, das Gras bewegte sich …
     
    *
     
    Quartalsbericht für den Sicherheitsrat von Terra Prima, 10. April, 2554 nGG
    28. Januar 2554 nGG
    Der Kommandeur des 12. Pionierkampfverbandes, Subgeneral Merican Bergen, erhält den Befehl, die Eisschächte zu den unterirdischen Kolonien der Rebellen auf Genua zu beschießen. Bergen weigert sich und flieht auf seinem Flaggschiff, der JOHANN

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