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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die Frauen, die Bärtigen, Gorges und seine Suppe – alles um ihn herum begann zu rotieren. Das Gelächter drohte seinen Schädel zu sprengen. »Aufhören, sage ich!« Er ballte die Fäuste, preßte sie zuerst gegen die Schläfen, trommelte dann auf die Tischplatte. »Ich, der Höchstgeehrte der Galaktischen Republik Terra, befehle, daß man aufhöre zu lachen …!«
    Das Gelächter wurde noch heftiger. »Aufhören …!« DuBonheur packte den Oberst an Bart und Zöpfen, riß ihn hoch und stieß ihn auf seinen Sitznachbarn. »Aufhören …!« Er packte den Tisch, stemmte ihn nach oben und warf ihn Gorges, seiner Suppe und seinen Frauen entgegen. Niemand lachte mehr, und der Doktor schrie immer noch: »Aufhören!« Wahllos griff er um sich, zerrte an Bärten und Mänteln, schleuderte Stühle durch die Messe, schlug mit abgebrochenen Tischbeinen um sich, spuckte, biß und kratzte.
    Erst als ein Dutzend Männer an ihm hingen, ihm die Beine wegzogen, seine Arme festhielten und ihn zu Boden zwangen, legte sich sein Tobsuchtsanfall. Schließlich weinte der schwergewichtige Quanteningenieur und Kunsthirnspezialist von Fat Wyoming wie ein Kind, schluchzte und schüttelte sich in Heulkrämpfen.
    Irgend jemand streichelte ihn, irgend jemand raunte ihm beruhigende Worte ins Ohr. Er hob den Kopf – Rüsselheimer kniete vor ihm. Er warf sich dem jungen Dwingolangowar an den Hals und heulte laut. »Nicht auf Terra Prima … das ist ungerecht … das ist so ungerecht … das hast du nicht verdient, mein armer kleiner Rüsselheimer …«
    Donna Kyrilla jagte ihm eine Kanüle in den Hintern und spritzte ihm ein starkes Beruhigungsmittel.
    Das würde sie in den folgenden Tagen noch häufiger tun müssen. Es sollte noch über eine Woche dauern, bis Dr. Gender DuBonheurs Bewußtsein sich allmählich wieder aufzuklären begann …

 
    3.
     
    Manchmal spürte er den Schweiß auf der Stirn und unter der Steuerungskappe, manchmal auch die Hitze, die sich zwischen dem Sitzpolster und seiner Rückenhaut staute, und ein- oder zweimal drangen Schreckensrufe aus dem Publikum in sein Bewußtsein. Meist aber konzentrierte er sich so intensiv auf die virtuelle Wirklichkeit in seinem Kopf und seinem Sichtfeld – die Bilder darin unterschieden sich nicht von denen in seinen Gedanken –, daß er glaubte, einzig in ihr zu laufen, zu atmen, zu lauern und zu planen.
    Er hatte gelernt, sich so vollkommen loszulassen, daß die virtuelle Welt ihm zur wirklichen Welt wurde. Und wenn er sich fallengelassen hatte, wenn er sich den Bildern in seinem Hirn und seinem Sichtfeld hingegeben hatte, dann war die virtuelle Welt auch die wirkliche Welt. Denn die wirkliche Welt spielte sich im zentralen Nervensystem ab und sonst nirgends.
    Er blieb still liegen, als die Erde bebte und dröhnende Schritte nähertobten. Er lag auf dem Bauch. Die Erde war kalt. Das Messer am Gurt drückte gegen seinen Hüftknochen, der Fauststrahler im Holster unter seiner Achsel gegen seine Rippen. Der Quantenreaktor der Waffe war fast leer – noch genau zehn Kaskaden konnte er abgeben. Dann würde er ganz auf sein Messer und seine Machete angewiesen sein. Die leicht gekrümmte, lange Klinge steckte in ihrer Scheide auf seinem Rücken.
    Er steckte den Zeigefinger der Rechten ins rechte Ohr und berührte die weiche Masse im Gehörgang, den Kopfhörer. Die Musik klang lauter jetzt. Saiten, Trommeln, die Flöte – es war, als würden der Rhythmus, die Akkorde und die Melodie in seinem Hirn ertönen; als wäre er Rhythmus, Akkorde und Melodie.
    Links von ihm donnerte ein brauner Koloß vorbei, eine tonnenschwere Echse von fast dreizehn Metern Länge und etwa fünf Metern Höhe. Glücklicherweise sahen diese Reptilien nicht besonders scharf, und glücklicherweise hatte das Bordhirn keine Möglichkeit mehr, seinen Fischgestank in die virtuelle Welt zu übertragen. Rotman hatte das entsprechende Programm vorübergehend deaktiviert.
    Das Stampfen der schweren Schritte entfernte sich und verstummte plötzlich. Der Gigant war stehengeblieben. Wahrscheinlich versuchte er jetzt Witterung aufzunehmen. Der nächste Angriff stand bevor. Noch zwei Atemzüge oder zehn oder fünfzig – er würde so sicher kommen wie das Schiff mit dem nächsten Höchstgeehrten . Fragte sich nur, wessen Witterung das Biest zuerst aufnahm.
    Rotman lauschte der Musik, Rotman schloß die Augen, Rotman atmete ein paarmal tief durch. Er wußte, daß Castor Rugov zunächst über die gleiche Ausrüstung verfügte wie er

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