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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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vermutete Merican Bergen.
    »Wir leben in den Schiffen wie in Dörfern.« Der Jugendliche, der sich Rotman nannte, ergriff wieder das Wort. »Zu hundert oder hundertfuffzig Nasen. Eine Menge Kinder sterben, bevor sie ein Jahr alt sind. Auch das SPIEL dezimiert uns Jahr für Jahr. Von der Selbstmordrate fange ich erst gar nicht an. Die ist in der zweiten Generation am höchsten. Also in meiner.«
    Er grinste. »Außerdem gibt's viel Hickhack untereinander, zwischen einzelnen Wohnschiffen und zwischen den Biosphären sowieso. Aber wir tauschen auch Know-how und Waren aus, schließen Bündnisse und so. Trotzdem – das Leben ist ganz schön hart auf Triton, darauf könnt ihr einen lassen. Kann's kaum erwarten, bis ich abhauen kann …« Er widmete sich wieder seinem Tee.
    »Die zweite Generation?« Yaku runzelte Stirn.
    »Na, die Kinder von denen, die mit einem Höchstgeehrten gelandet sind«, sagte der Halbwüchsige, der den Raben fütterte. Wer in der Zentrale zur RHEINGOLD-Besatzung gehörte, hielt den Atem an. Bergen spürte es körperlich. Ihn selbst schwindelte. Er ließ sich auf die Stufen zum Navigationsstand nieder.
    »Und die leiblichen Kinder des höchst Verkehrten natürlich auch«, ergänzte Rotman.
    »Wenn sie uns von Terra Prima aus nicht regelmäßig mit Lebensmitteln aus der Venuskolonie versorgen würden, könnten wir einpacken«, fuhr das stämmige Mädchen fort. »Die schicken auch Wartungsteams, die sich um die technischen Anlagen kümmern. Wir haben Systeme, die Stickstoff und Methan in Energie umwandeln. So haben wir das Eis ganz gut im Griff. Wir haben unterirdische Höhlen zu Schachtanlagen ausgebaut. Dort unten gibt's heiße Stickstoffseen. In den Gewächshäusern an ihren Ufern züchten wir sauerstoffproduzierende Pflanzen …«
    Das Hauptschott der Zentrale ging auf. Dr. Costner und Primleutnant Levian schoben einen Servierwagen mit einem Suppentopf herein.
    Merican Bergen wechselte einen Blick mit Venus. Sie zog die Brauen hoch. Was die Leute erzählten, erinnerte ihn stark an das Schicksal der Sträflinge von Genna. Venus lächelte der stämmigen Frau im schwarzen Pelz zu. Die lächelte zurück.
    Suppe wurde in Schüsseln geschöpft und den jungen Männern und Frauen gereicht. Die meisten saßen am Boden und lehnten sich gegen die Wand.
    Rotman hatte sich wie selbstverständlich in einem der beiden Sessel auf dem Kommandostand niedergelassen. Einige hatten ihre obersten Kleiderschichten abgelegt. Bergen erkannte, daß sie zum großen Teil aus Materialien gefertigt waren, die man zum Innenausbau und für das Mobiliar von Raumern verwendete. Eine Menge Fragen gingen ihm durch den Kopf.
    Venus kam ihm zuvor. »Was ist das SPIEL?« wollte sie wissen.
    »Das SPIEL?« Rotman zuckte mit den Schultern und löffelte seine Suppe. »Was soll das schon sein? Das SPIEL eben. Jedes Jahr um diese Zeit findet das Finale statt. Gehört einfach dazu. Keine Ahnung.« Wieder ein Schulterzucken, wieder ein hilfesuchender Blick zu der Dicken und dem Jungen bei Moses.
    »Der Sieger hat die Qualifikation für Terra Prima«, erklärte der Halbwüchsige. Er hatte seinen Teig verfüttert, und Moses hüpfte quer durch die Zentrale und an Bergen vorbei in den Navigationsstand, wo Yaku hockte.
    »Ein paar Tage oder auch ein paar Wochen nach dem Finale wird er abgeholt«, sagte das Mädchen. Yaku, Venus, Bergen – sie sahen sich an.
    »Manchmal dauert's auch Monate«, ergriff Rotman wieder das Wort. »Ich hoffe, diesmal geht's flott.« Er grinste, und zugleich nahm seine Miene einen angriffslustigen Zug an. »Dieses Jahr bin ich nämlich der Champion. Terra Prima aber geht mir am Arsch vorbei. Bin bescheiden, will nur weg hier. So schnell wie möglich und so weit wie möglich, kapiert ihr das?«
    »Nicht ganz«, schaltete Yaku sich ein. Der weißhaarige Reeder von Doxa IV fütterte den Raben auf seinem Schoß mit Nüssen. »Ich habe verstanden, daß ihr zu einer Sträflingskolonie gehört und flüchten wollt …«
    »Fast richtig, Alter«, grinste Rotman. »Wir wollen flüchten, gehören aber zu keiner Sträflingskolonie, wir sind …«
    »Hör zu, Knabe!« Yaku hob die Brauen, ein Reißverschluß war durch sein Gesicht gesirrt. »Du hast mich zum letzten Mal Alter genannt! Klar?« Moses spreizte die Schwingen, erhob sich in die Luft und drehte krächzend ein paar Runden durch die Zentrale. Bevor er wieder bei den Nüssen und bei Yaku landete, zog er haarscharf über Rotmans Scheitel hinweg.
    Der guckte ein wenig

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