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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verblüfft und mit offenem Mund. Dann huschte ein verlegenes Feixen über sein Gesicht. »Schon klar, der Herr.«
    »Wo kommen diese riesigen Eisbären her?« fragte Venus, und Merican Bergen wunderte sich, denn auf Genna hatte sie bestimmt keine Eisbären kennengelernt.
    »Irgendeiner von diesen höchst Verkehrten hat seine bescheuerte Auszeichnung mal für einen genetischen Spezialtrick erhalten, frag mich nicht, hat irgend eine seltene Tierart vor dem Aussterben gerettet oder so. Jedenfalls hat er seinen ganzen Zoo mit ins Sol-System gebracht. Sein Omegaraumer war fast so groß wie euer Kahn. Als sie ihn runtergeholt hatten, kriegten seine Bären irgendwann den großen Appetit und haben dem Typen das gesamte Viehzeug weggefressen, von ein paar Vögeln und Fischen abgesehen.«
    »Vögel, Fische und Eisbären züchten wir«, sagte das dicke Mädchen stolz. »Die Eisbären füttern wir mit Vögeln und Fischen.«
    »Und mit frischen Leichen«, sagte der Halbwüchsige.
    »Auf der RUBICON habe ich drei Beiboothangars mit Volieren voller Jungvögel«, feixte Rotman. »Fasanen und Tauben. Die Fasanen schmecken orgiastisch gut …« Er wandte sich an Nigeryan. »Hören Sie zu, Herr Kommandant, ich hab 'ne Idee. Wir erledigen in Mississippi , was wir zu erledigen haben, danach beerdige ich meinen Vater in Tiborcohen , und anschließend kommen wir auf Ihr Schiff und fliegen mit Ihnen aus diesem Scheißsonnensystem! Dann ersparen wir uns schon die Schlägerei mit ihnen .«
    »Wo?« Bergen fühlte auf einmal sein Herz klopfen. »Wo sind deine Volieren?«
    »Auf der RUBICON«, sagte die Dicke. »So heißt unser Wohnschiff.«
    »RUBICON …« Bergens Stimme war heiser. Er betrachtete den Rothaarigen und suchte nach Worten. Er hatte es geahnt. Seit der Bursche sich von seinen Pelzen und Gesichtsbinden befreit hatte, hatte er es geahnt …
    »Stimmt was nicht, mein Herr?« Rotman runzelte die Stirn. »Mein Vater hat das Schiff nach meinem älteren Bruder benannt, wissen Sie? Der hieß halt Rubicon . Lebt aber nicht mehr, hab ihn auch nie kennengelernt.«
    »Mein Vater hieß ebenfalls Rubicon «, sagte Bergen leise. »Auch er lebt nicht mehr. Ich war vier, als er starb. Wenn du so willst, habe ich ihn auch nie kennengelernt …«
    »Was für ein Zufall …!« Etwas Lauerndes schlich sich plötzlich in die Züge des Jungen. »Nur spreche ich halt von meinem Bruder und Sie von Ihrem Vater …«
    »Ich besitze aber Fotos von ihm«, sagte Bergen. »Du siehst ihm sehr ähnlich.«
    Auf einmal war es still in der Zentrale der RHEINGOLD, unheimlich still geradezu. Alle hörten sie auf, ihre Suppe zu löffeln, sämtliche Blicke wanderten zwischen Rotman und Bergen hin und her. Der Junge setzte seine Schüssel ab. Aus schmalen Augen musterte er Merican Bergen. Er schluckte ein paarmal, brachte aber kein Wort heraus.
    »Mein Großvater hieß Cayman«, sagte Merican leise. »Er flog vor achtzehn Jahren als Höchstgeehrter ins Sol-System. Mit einem Schiff, das er nach seinem verstorbenen Sohn RUBICON getauft hatte.« Bergen stand auf. Auf weichen Knien ging er zum Kommandostand. »Wie heißt dein Vater, Junge?«
    »Scheiße …« flüsterte Rotman. So langsam, als wäre sein Körper aus Blei, stemmte er sich aus dem Sessel neben dem Kommandanten. »Scheiße auch …« Er schluckte ein paarmal. »Was hast du gleich gesagt, wie du mit Familiennamen heißt …?«
     
    *
     
    Zwanzig Kilometer vor dem Ziel ging das Geschwader wie vereinbart in den Sinkflug. Manchmal sah Plutejo den Brennkreis von Heinrichs Sparklancer im Frontfenster. Der Roboter flog etwa zwei Kilometer vor ihm an der Spitze ihres kleinen Geschwaders. Ab einer Flughöhe von zweitausend Metern blieben seine Geschwindigkeit und Flughöhe konstant. Oshyan und die Sem flogen rechts und links hinter Plutejo, jeweils ungefähr zwölfhundert Meter entfernt. Die Visualisierungen der Ortungsreflexe ihrer Maschinen schwebten in der unteren Hälfte des Sichtfeldes. Von drei Sparklancern mit drei erfahrenen Piloten umgeben zu sein, verlieh Plutejo das Gefühl von Sicherheit. Er nahm an, daß es ein trügerisches Gefühl war.
    Während des fast zweistündigen Fluges herrschte weitgehend Funkstille zwischen den vier Beibooten. Irgendwann brach Heinrich das Schweigen. »Wir sind da. Noch vier Kilometer. Haben Sie den Kuppelbau im VQ-Feld?« Das Bordhirn rechnete die Ortungsdaten in Bilder um, im Sichtfeld entstand die Abbildung einer tief ins Eis gebetteten Halbkugel von ungefähr vierzig Metern

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