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Todesfalle Triton

Todesfalle Triton

Titel: Todesfalle Triton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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alle, haben Sie bemerkt, daß man das EMG-Feld deaktiviert hat?« Niemand außer ihm hatte es bemerkt.
    »Was könnte das bedeuten?« Die Stimme Dragurowka Sems tönte im Helmfunk. Nach Plutejos Geschmack hätte sie zuversichtlicher klingen können.
    »Wir werden es erfahren, fürchte ich«, antwortete der Roboter.
    »Der Ortungsreflex über dem Westhorizont – was ist das?« Diesmal meldete Oshyan sich. »Er wird immer deutlicher …!«
    »Ein Omegaraumer!« Wie Schuppen fiel es Plutejo von den Augen. »Ein Omegaraumer fliegt Triton an.«
    »Er kommt aus dem inneren Sonnensystem«, sagte Heinrichs Stimme. »Möglicherweise war es seine Besatzung, die das elektromagnetische Störfeld deaktiviert hat.«
    »Dann sollten wir ihn wohl als Gegner einstufen, bis wir es besser wissen«, sagte Oshyan.
    »Und jetzt?« fragte die Sem. Eine Zeitlang herrschte Schweigen im Helmfunk.
    »Ich schlage vor, wir erledigen unseren Auftrag«, sagte Oshyan. »Auf diese Weise eröffnen wir wenigstens den anderen die Chance zur Flucht.«
    »Der Vorschlag ist vernünftig«, erklärte Heinrich. »Ich bin einverstanden.«
    Plutejo schluckte. Es gab nicht viel, was er fürchtete. Doch den Tod, den fürchtete er. Er war erst neunzehn Jahre alt, verdammt noch mal! Neunzehn Jahre, die er unter Eis und in Höhlen verbracht hatte! Neunzehn Jahre, in denen ihn Drogen, Sehnsucht nach Freiheit und Hoffnung auf einen schöneren Himmel vor der Verzweiflung bewahrt hatten.
    Plötzlich stand sein Vater vor seinem inneren Auge. Nichts kann ein entschlossenes Herz von seinem Ziel abbringen , hörte er ihn sagen. Ich kenne eure Herzen, und darum ich bin felsenfest überzeugt davon, daß einige von euch Terra Prima erreichen werden … Er hörte die Stimme so deutlich, als würde sein Vater im Sessel neben ihm sitzen. »Einverstanden«, sagte er heiser.
    »Einverstanden«, kam es zögernd auch von Dragurowkas Maschine. Sie stiegen bis auf zehntausend Meter hinauf und beschleunigten …
     
    *
     
    »Es gibt sieben Biosphären bei uns, alle so zwischen vierhundert und sechshundert Quadratkilometer groß. Jede heißt wie der Omegaraumer, um den herum sie errichtet wurde; also wie das erste Schiff, das auf ihrer Fläche gelandet ist, wenn Sie so wollen …«
    Sein muskulöser Körper, seine breiten Schultern und seine erwachsene Art zu reden konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß er noch ein Junge war. Er war mittelgroß und hatte rotes, eingefettetes Haar. Etwas steckte in seinen Ohren, Kopfhörer vermutlich. Er redete laut; vermutlich weil er Musik hörte, während er redete. Er nannte sich Rotman. Bergen mochte ihn auf Anhieb.
    »… die Biosphäre zum Beispiel, in der wir hausen, heißt Tiborcohen «, fuhr er fort. »Weil eben die TIBORCOHEN das erste Schiff war, das auf dem Gebiet unserer heutigen Biosphäre gelandet ist, kapiert? Ich glaube, es ist das älteste überhaupt, und so benehmen sie sich auch auf der TIBORCOHEN, jeder ein kleiner Primdirektor und so. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Mississippi , benannt nach dem ersten Omegaraumer, der da oben im Norden aus dem All auf diesen Scheißmond geholt wurde. Kapiert? Ich glaube fast, die MISSISSIPPI ist noch älter als die TIBORCOHEN …« Er sah sich nach seinen Gefährten um, und einige nickten.
    »Die MISSISSIPPI steht genau seit zwölfhundert Jahren dort, wo sie steht«, sagte ein Halbwüchsiger mit hellem Bartflaum und langem blondem Zopf. Moses war zwischen seinen Beinen gelandet, und der Bursche fütterte den Raben mit einer undefinierbaren Teigmasse. »Wie viele Jahre vor ihrer Landung sie gebaut wurde, weiß ich nicht.« Bergen horchte auf.
    Es waren vierundzwanzig meist junge Männer und Frauen, dick vermummt in uralte Schutzanzüge, Fellmäntel und Decken aus Dämmaterial, wie man es zum Raumschiffsbau benutzte.
    Nigeryan hatte sie an Bord willkommengeheißen. Jetzt schlürften sie Schwarztee.
    Die Bordärztin war mit Levian und drei anderen überlebenden Besatzungsmitgliedern der RHEINGOLD in die Kombüse gegangen, um eine Suppe für diese Leute zu kochen.
    »Wie viele Menschen insgesamt leben in den sieben Biosphären?« wollte Primoberst Cludwich wissen.
    »Nicht viele.« Der Rotschopf blickte sich wieder hilfesuchend nach seinen Gefährten um.
    »Knapp zwanzigtausend«, sagte eine junge, stämmige Frau in einem schwarzen, zotteligen Pelzmantel. »Wir zählen sie nicht.« Unter dem Pelz trug sie einen merkwürdigen Anzug aus schwärzlichem Feingittermuster. Irgendein Leichtmetall,

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