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Todesfalter

Todesfalter

Titel: Todesfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Korber
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wären verdächtigt worden.«
    Magdalena schnitt eine Grimasse.
    »Ja, oder der Verleger Hoffmann«, fiel Dorothea ein. »Was sollte das mit dem? Wolltest du höhere Gerechtigkeit üben für seine Raubdruckerei oder was?«
    Maria Sibylla meldete sich wieder zu Wort. »Ich glaube eher, sie wollte mich dazu bringen, mit meinen Nachforschungen aufzuhören. Indem sie sie in eine Richtung lenkte, von der sie annehmen konnte, ich würde dorthin nicht gehen wollen. Oder, Magdalena?«
    »Er fiel mir halt einfach ein.« Lebhaft schaute sie sich im Kreis ihrer Freundinnen um. »Ihr habt die Idee doch alle nicht schlecht gefunden. – Bis auf Bärbel«, fuhr sie spöttisch fort. »Du magst ja seine Kalender. Dabei sagt der Diakon Heuchlin, sie wären Teufelszeug. Und unliterarisch.«
    »Ach, bin ich jetzt unliterarisch.« Bärbel stemmte die Hände in die Hüften.
    »Schluss«, unterband Maria das aufkommende Geplänkel. Sie legte Magdalena die Hand auf den Arm. »Wie gesagt, ich habe mit deiner Mutter geredet.«
    »Das scheint ja ein langes Gespräch gewesen zu sein. Du Arme.« Magdalena rückte ein Stück von ihr ab. »Mama kann furchtbar geistlos sein.«
    »Es hat nicht jeder deine Fantasie«, schaffte Dorothea es noch einzuwerfen, da fuhr Maria bereits fort: »Sie sagt auch, dass du am Tag, als Beata gestorben ist, vorher noch Streit mit ihr hattest.«
    »Mama übertreibt immer.«
    »Sie sagt, Beata wäre zu ihrem Abschiedsbesuch gekommen, und du hättest sie die Treppe hinuntergeschubst.« Einige der blauen Flecken, die ich an der Leiche gesehen habe, dachte Maria Sibylla, dürften von diesem Zusammenstoß stammen. Als Magdalena nicht antwortete, fuhr sie fort: »Sie hat Beata noch Geld gegeben, damit sie Stillschweigen darüber bewahrt.«
    »Das war wohl zum Fenster rausgeschmissen, oder?« Magdalena blinzelte.
    »Magdalena!« Clara schlug sich die Hand vor den Mund. »Versündige dich nicht!«
    Maria konnte den Gedanken nicht ganz von der Hand weisen. Entweder hatte Beata, die wohl nach ihrer Mutter kam, das Geld mit Andreas vertrunken, oder die Totengräber hatten es gefunden, als sie die Kleider stahlen. So oder so war es fort.
    »Aber warum?« Clara stellte die Frage für sie alle.
    »Weil sie gestohlen hat«, warf Magdalena ihnen hin und fuhr, als sie die zweifelnden Gesichter sah, von selber fort. »Nein, sie hat keine Ideen für den Hoffmann geklaut. Mich hat sie bestohlen. Und meinen Papa.«
    Maria Sibylla runzelte die Stirn. »Das ist nicht ganz dasselbe, Kind.«
    Magdalena seufzte demonstrativ und blies sich eine Strähne aus der Stirn, die gar nicht vorhanden war. Aber an ihren unruhig wandernden Augen, die Marias Blick auswichen, merkte man, dass sie sehr wohl innerlich beteiligt und aufgerührt war. Es lag sogar so etwas wie Angst darin. Ihre Finger zupften nervös am Halstuch herum. Schließlich schien Magdalena sich durchgerungen zu haben. »Wusstest du«, begann sie an Maria gewandt, »dass der Schmetterling auf vielen antiken Grabsteinen abgebildet ist?«
    Ihre Lehrerin meinte, das sähe man doch auch heute. Susanna fügte hinzu, der Schmetterling, der aus seiner Puppe schlüpfe, sei nun mal das christliche Symbol für die Seele, die sich aus ihrer sterblichen Hülle befreie.
    Magdalena hörte nur halb hin. Sie fuhr fort: »Die alten Griechen hielten die Falter für Seelentiere, Begleiter ins Jenseits.« Sie lächelte seltsam. »Ich bin auch so ein Todesfalter.«
    »Diesen Unfug höre ich mir nicht an«, entfuhr es Bärbel. »Das ist unnützes und ganz und gar gottloses Gerede.«
    »Ach, also ich liebe die griechische Mythologie«, schwärmte dagegen Susanna. »Sie ist so viel handfester und poetischer als unsere heutigen Sagen.«
    Maria Sibylla hatte das dringende Bedürfnis, mit Magdalena unter vier Augen zu reden. »Vielleicht ist es besser, wenn ihr alle geht.« Ihr Ton war fest.
    Die Mädchen senkten die Köpfe und gehorchten. Nur Dorothea blieb inmitten des allgemeinen Aufbruchs sitzen, verschränkte die Arme und verkündete: »Mich bekommst du hier nicht weg.«
    Clara ging mit einer Umarmung. »Sei vorsichtig«, wisperte sie ihrer Freundin mit einem letzten Blick zu, den diese zuversichtlich erwiderte.
    »Also«, wandte Maria sich dann an Magdalena, die ihr Tuch abgeknüpft hatte und es in den Händen wieder und wieder verknotete.
    »Ich war dabei, als Papa starb«, begann diese nach einer Pause.
    »Wusste ich’s doch!« Dorothea sprang auf. Sie sah sehr zufrieden aus. »Habe ich es nicht

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