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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ihr ans obere Ende der Küche zu einer Stelle neben einer offenen Tür, die in den Garten führte. Rechts davon stand unter einem offenen Fenster ein Tisch und daneben ein Herd, über dem ein
bir
, ein Bratspieß, und ein
indeoin
, ein Bratrost, hingen.
    »Auf diesem Bratrost hat Bruder Roilt den Fisch gegart«, teilte ihr der Mönch mit dem roten Gesicht mit. »Er hat ihn in Honig und Salz gewälzt. Schau.« Er wies auf einen großen Holzteller auf dem Tisch vor dem offenen Fenster. »Da ist der Teller, auf den er ihn legen wollte.«
    Fidelma beugte sich vor. Sie berührte eine fettige Stelle auf dem Teller mit dem Finger und hob ihn an ihre Lippen.
    |242| »Auf den er ihn gelegt hat«, korrigierte sie den Mönch.
    Dann blickte sie auf den Fußboden. Auf den Eichenbrettern waren einige Flecken. Sie kauerte sich hin, betrachtete sie ein paar Sekunden, fuhr mit dem Zeigefinger über einen von ihnen und hielt den Finger vor ihre Augen.
    »Hat jemand in diesem Teil der Küche ein Tier geschlachtet?«, fragte sie.
    Bruder Dian schüttelte entrüstet den Kopf. »Dieser Teil der Küche ist der Zubereitung von Fisch vorbehalten. Unser Fleisch bereiten wir da drüben zu, auf der anderen Seite des Raumes, damit sich die beiden Geschmäcker nicht verbinden. Das bekäme dem Gaumen nicht.«
    Fidelma hielt Abt Laisran ihren rotgefärbten Finger hin.
    »Wenn das kein Tierblut ist, nehme ich an, dass sich der Koch geschnitten hat, was der Grund für sein Verschwinden sein könnte«, bemerkte sie trocken.
    »Ich verstehe«, sagte Abt Laisran. »Er könnte sich geschnitten haben, und als er sah, dass Blut auf den Fisch getropft ist, war er vielleicht gezwungen, ihn wegzuwerfen.«
    Schwester Fidelma lächelte den pausbäckigen Abt an.
    »Eine gute Schlussfolgerung, Laisran. Aus dir wird vielleicht noch ein
dálaigh

    »Dann glaubst du, das ist die Erklärung?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Bruder Roilt wäre nicht einfach verschwunden, ohne seinen Mitarbeitern zu sagen, dass sie eine Ersatzmahlzeit zubereiten sollen. Noch wäre er so lange aus seiner Küche weggeblieben. Auf dem Fußboden sind mehrere Blutflecken.«
    Fidelma folgte der Blutspur zu einer kleinen Tür, die sich in der linken Ecke neben der Tür befand, die in den Garten führte.
    »Wohin gelangt man hier?«
    »In einen Lagerraum für Mehl, Gerste und andere Getreide. |243| Ich habe hineingeschaut. Er versteckt sich nicht da drinnen, Schwester«, sagte Bruder Dian.
    »Aber die Blutspur führt da hinein.«
    »Das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen«, gestand der zweite Koch.
    Fidelma warf einen Blick in den Raum. Hinter den aufgestapelten Getreidesäcken waren etliche große Schränke aufgereiht. Sie sah, dass die Blutspur zu ihnen verlief, ging rasch hin und öffnete die Tür des mittleren.
    Die Leiche eines älteren Mönchs fiel heraus. Die Männer, die sie begleiteten, schnappten entsetzt nach Luft. Aus der Brust der Leiche ragte ein großes Fleischermesser.
    »Ich nehme an, das ist Bruder Roilt?«, fragte Fidelma kalt.
    »
Quod avertat Deus
!«, hauchte der Abt. »Was für Ungeheuer sind wir, dass jemand den Koch tötet, um einen Fisch zu stehlen?«
    Einer der jüngeren Brüder begann hemmungslos zu schluchzen. Der Abt warf ihm einen irritierten Blick zu. »Schaff Bruder Enda weg und gib ihm ein Glas Wasser«, wies er einen anderen jungen Mann an, der versuchte, seinen Kameraden zu trösten. Dann wandte er sich entschuldigend an Fidelma. »Der Anblick eines Menschen, der gewaltsam zu Tode gekommen ist, nimmt die jungen Leute doch oft sehr mit.«
    »Ich weiß, wer diese Untat begangen haben muss«, meldete sich einer der jungen Männer zu Wort; er trug eine saubere weiße Bäckerschürze über der Mönchskutte. »Es muss einer von diesen umherziehenden Bettlern gewesen sein, die heute Morgen am Fluss ihr Lager aufgeschlagen haben.«
    Er verwendete das Wort
daer-fudhir
, eine Bezeichnung für Menschen, die in tiefster Armut lebten und deren Arbeit der von Sklaven sehr nahekam. Sie waren Verbrecher oder Kriegsgefangene, die sich nicht freikaufen konnten und alle Bürgerrechte |244| in der Gesellschaft verloren hatten. Sie zogen oft als Wanderarbeiter durchs Land und boten ihre Dienste jedem an, der ihnen Nahrung und Unterkunft gab.
    Abt Laisran sagte mit ernstem Gesicht: »Wir werden uns an dieser Bande von Schurken rächen, wenn …«
    »Dafür gibt es keinen Grund«, unterbrach ihn Fidelma leise. »Ich habe das Gefühl, dass euer Fischdieb nicht unter

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