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Todesfee

Todesfee

Titel: Todesfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Enda, der beim Anblick der Leiche seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, schien nun einigermaßen die Beherrschung wiedererlangt zu haben, doch seine Augen waren gerötet und seine Gesichtsmuskeln starr.
    »Ich möchte, dass jeder von euch nacheinander an den Platz geht, wo er gearbeitet hat, als Bruder Roilts Abwesenheit bemerkt wurde.«
    |247| Bruder Dian legte die Stirn in Falten. »Ehrlich gesagt, Schwester, ist mir zuerst aufgefallen, dass der Fisch fehlte. Wie ich schon gesagt habe, war ich am unteren Ende der Küche und bereitete das Gemüse zu. Bruder Gebhus half mir dabei, er hat neben mir gearbeitet.«
    »Dann geht dorthin«, wies Fidelma sie an.
    Bruder Dian begab sich ans untere Ende, und Bruder Gebhus trabte hinterher. Der Backofen und die Säulen in der Mitte des Zimmers verdeckten den Blick auf sie, obwohl sie nicht in den Teil der Küche gingen, der hinter dem Knick des »L« lag. Fidelma stand an der Stelle, wo der Ermordete gearbeitet hatte. Von diesem Platz aus konnte sie weder den zweiten Koch noch seinen Helfer sehen.
    »Jetzt wiederhole, wie du nachsehen kamst, ob der Fisch schon fertig ist«, rief sie Bruder Dian zu.
    Der ging um eine Säule am Ende des Raumes herum, zögerte und kam dann auf sie zu.
    »Wieso hast du dir diese Mühe gemacht?«, fragte sie.
    »Der Bruder, der den Fisch servieren sollte, war aus dem Refektorium gekommen. Wie du weißt, befindet sich die Tür am unteren Ende der Küche, dort, wo mein Tisch ist. Er teilte mir mit, dass man gleich das
gratias
beten würde. Ich ging also zu Bruder Roilt und sah, dass er nicht an seinem Platz war, und dann stellte ich fest, dass auch der Fisch verschwunden war.«
    »Wie viele Eingänge zur Küche gibt es?«
    »Drei.«
    »Und die sind …?«
    »Die Tür zum Garten, die Tür, die ins Refektorium führt und eine dritte, durch die man in ein kleines Vorzimmer gelangt, in dem die Brüder die Tabletts und Teller vorbereiten, bevor sie sie ins Refektorium tragen.«
    |248| »Wenn jemand die Küche verlassen wollte, müsste er also ins Refektorium oder in den Anrichteraum gehen?«
    »In dem Fall«, erklärte Bruder Dian, »hätte man ihn gesehen. Der einzige Weg in die Küche oder hinaus, bei dem man nicht durch diese beiden Räume gehen muss, führt durch den Kräutergarten. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass es die Wanderarbeiter waren, die sich hereingestohlen haben …«
    Fidelma hob die Hand. »Der Garten ist von einer hohen Mauer umgeben. Der einzige Zugang ist durch die Pforte in der Mauer. Diese Pforte ist von innen verriegelt.«
    Bruder Dian schürzte die Lippen. »Die Tür ist verschlossen, weil ich den Riegel vorgelegt habe. Als ich bemerkte, dass der Fisch weg war, ging ich hinaus, um nachzusehen, ob sich der Missetäter noch im Garten aufhält.«
    Fidelma war fassungslos. »Und war da die Pforte zu oder offen?«, fragte sie.
    »Sie war offen. Das ist sehr ungewöhnlich. Ich erinnere mich deutlich daran, dass die Pforte, als wir heute Abend mit der Arbeit in der Küche begannen, geschlossen und verriegelt war. Deshalb schob ich den Riegel wieder vor, damit niemand durch diese Tür hereinkonnte.«
    »Ich bin froh, dass du mir das gesagt hast.« Fidelma überlegte. »Es hätte zu einer falschen Schlussfolgerung führen können.« Sie gab keine weiteren Erklärungen, sondern wandte sich an die anderen.
    »Jetzt bitte ich die nächsten, an die Plätze zu gehen, wo sie gestanden haben.«
    Bruder Enda und Bruder Cett begaben sich unverzüglich an einen Arbeitstisch hinter dem Knick des »L« am oberen Ende der Küche. Sie konnten eindeutig nicht um die Ecke sehen.
    Sie bat sie wieder zu sich. »Wie lange wart ihr an diesem Platz, Brüder?«
    |249| Die beiden jungen Mönche wechselten einen Blick. Bruder Cett sprach für sie beide, denn Bruder Enda war noch immer ganz mitgenommen.
    »Wir bereiten dort das Obst vor. Wir haben es für den Nachtisch gewaschen und in Stücke geschnitten. Das ist unsere einzige Aufgabe, und daher waren wir die meiste Zeit an jenem Tisch. Wir hatten keinen Grund, woanders hinzugehen.«
    »Wann habt ihr Bruder Roilt zuletzt gesehen?«
    »Als wir in die Küche kamen, um mit unserer Arbeit anzufangen. Wir mussten uns bei ihm als Chefkoch melden.«
    »Dann geht wieder dorthin.« Fidelma kehrte zurück an ihren ursprünglichen Standort. »Und jetzt die Übrigen von euch …«
    Bruder Gebhus war noch immer an dem Platz neben Bruder Dian und deshalb außer Sichtweite. Bruder Torolb stand am unteren Ende der

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