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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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Wut.
    »Ja … sie hat keine Antwort gegeben, nur ganz komisch geschaut. Dann angefangen zu heulen und hat nicht mehr aufgehört … seit zwei Stunden schon.«
    Ein zweistündiger Weinkrampf, das war eine neue Dimension. Charly überlegte fieberhaft.
    »Hat sie irgendwelche Medikamente genommen, Joyce? Oder wart ihr beim Arzt?«
    »Ja, sie hat jetzt Tabletten aus ihrer Handtasche genommen … zwei große gelbe, die haben aber nicht viel geholfen … sie sagt immer wieder, sie will nicht gefesselt werden, und sie will nie mehr ein Messer sehen … ich versteh das alles nicht!«
    »Joyce …«, er stand auf, marschierte mit dem Handy am Ohr ruhelos hin und her zwischen Balkon und Ballettszenen, »Valerie hat eine schwere posttraumatische Belastungsstörung … she suffers like your American GIs after Vietnam … or Iraq … « Ein erschrockener Ausruf am anderen Ende. » Don’t panic, Joyce … ich kenne ihre Tabletten, ich war selbst mit ihr damals beim Arzt … gib ihr noch mal zwei … und lass sie bitte heute bei dir übernachten, geht das?«
    »Okay , no problem. «
    Er überlegte kurz. »Am Freitag habe ich Zeit, da hole ich sie ab. Wahrscheinlich bringe ich sie ein paar Tage nach Weißenburg, zu meiner Schwester.«
    »Okay.« Joyce klang erleichtert. »Meldest du … melden Sie sich morgen noch mal?«
    » All right, Joyce! Morgen zwischen vierzehn und fünfzehn Uhr, okay? Bis dann – bye !«
    Er legte auf und starrte wieder auf den stumm geschalteten Bildschirm. Lautlos sprangen Tänzerinnen und Tänzer durch den Raum, wie von fremden Mächten ferngesteuert, immer schneller, immer weiter … Verdammt zu ewiger Rast- und Ruhelosigkeit …
    Das Kristallweizen schmeckte schal und abgestanden.
    Angewidert verzog er das Gesicht und griff zur BILD , um sie gleich mit zu entsorgen. Sein Blick fiel auf den Steckbrief von Bosko Djukic.
    »Bisherige Vereine: … Yokohama Marinos …«
    20:01 Uhr – Irgendwo in Franken
    »Eine Eisschokolade, bitte.« Und stell dein verfluchtes Radio etwas lauter, du widerlicher Italo-Macho – da geht’s nämlich um mich!
    Er griff nach einem Zahnstocher und presste sich tief in den Rattanstuhl, um möglichst unauffällig näher an die Lautsprecherbox in dem kleinen Eiscafé zu rutschen.
    »… ist es nach dem Mord an einer Coburger Ballerina erneut zu einem brutalen Überfall auf eine Balletttänzerin gekommen. Wie die Polizei in Schweinfurt heute Nachmittag auf einer Pressekonferenz mitteilte, wurde eine Tänzerin des Würzburger Mainfrankentheaters in ihrer Wohnung in der Schweinfurter Gerhart-Hauptmann-Straße überfallen und lebensgefährlich verletzt …«
    Verletzt! Nur verletzt? Der Zahnstocher zerbrach zwischen seinen Fingern. Fassungslos starrte er auf die Eistheke. Mint, Braun, Weiß, Pink, sämtliche Eistöne sprengten lautlos das Glas, vergifteten den ganzen Raum mit ihren grellen künstlichen Farben …
    »… wir schalten jetzt zu unserem Mainfrankenkorrespondenten Ralf Bergmann nach Schweinfurt. Hallo, Ralf, wir haben von dieser schrecklichen Tat in Schweinfurt gehört; warum geht die Polizei damit erst jetzt an die Öffentlichkeit?«
    »Ja, man hat offensichtlich erst die Parallelen und Querverbindungen zu diesem entsetzlichen Mord am Coburger Landestheater überprüft. Wie der Leiter der SOKO Franken, Kommissar Charly Herrmann, erklärte, hat sich dieser furchtbare Verdacht leider bestätigt, es handelt sich also in Coburg und Schweinfurt wirklich um denselben Täter.«
    »Ihre Eisschokolade, bitte sehr.«
    »Sschhhtt!!!« Wütend verscheuchte er den verblüfften kleinen Italiener von seinem Tisch.
    »… die Polizei sucht jetzt nach einem wirklich gruselig aussehenden Typ, das Phantombild hat hier in der Pressekonferenz viele Kollegen an Norman Bates erinnert, diesen Perückenmörder in Hitchcocks Filmklassiker ›Psycho‹.«
    »Ja, und genau dieses Phantombild, liebe Hörer, können Sie ab sofort auch im Internet bei uns anschauen; es zeigt einen eins achtzig bis eins neunzig großen Mann, schlank, zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig, der sich, und jetzt kommt’s, immer gern als Frau verkleidet: dunkler knielanger Rock, weiße Bluse und eine blond gelockte Langhaarperücke. Das Gesicht war auffallend weiß geschminkt. Auf wen trifft diese Beschreibung zu? Ich schau mir da so meinen Kollegen Mike Schrommer an: Mike, zieh doch mal die Jeans aus und streif noch mal das Röckchen über! Wir machen hier so lang weiter mit der neuen Lady Gaga …«
    Wer schaut

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