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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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Mord am Landestheater Coburg und der Überfall auf Tanja Malischek vom selben Täter verübt wurden. Die SOKO Franken ermittelt deshalb ab sofort in beiden Fällen und sucht nach diesem unbekannten Mann …« Ein Mausklick Charlys, und ein riesiges Gesicht starrte von der weißen Wand in den überfüllten Presseraum.
    Schneider hatte mit seinem Facette-Programm ganze Arbeit geleistet: Ein Djukic-Porträt war Grundgerüst für Kinn, Nasenform und Augenabstand. Der Teint, auffallend weiß wie eine dilettantisch dicke Schminkschicht, verlieh dem Gesicht etwas Unheimliches und Unwirkliches zugleich: eine seltsam schwammig-konturlose Maskenhaftigkeit. Darüber, mangels detaillierter Zeugenaussagen nur leicht angedeutet, eine gelockte Langhaarperücke.
    Eine kurze Bildstörung; für einen Moment sah es so aus, als ob das schwammige Gesicht den Presseleuten zuzwinkerte. Ein Raunen ging durch den Raum, vereinzelt folgten die branchenüblichen müden Witzchen.
    »Is des jetzt a Fraa, die wie a Mann aussieht oder a Mann, der wie a Fraa aussieht?«, überlegte Müller vom »Fränkischen Tag« laut.
    »Oder a Moo, der wie a Fraa aussicht, die wie a Moo aussicht?«
    Charly ignorierte die fränkisch-philosophischen Überlegungen.
    »Selbstverständlich als Download ab sofort auf unserer Seite abrufbar. Der Mann ist zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig, schlank und auffallend groß: Er wird auf etwa einsneunzig geschätzt, trug allerdings hohe Absätze und war in beiden Fällen als Frau verkleidet. Er trug einen knielangen dunklen Rock, dunkle Strümpfe, schwarze Pumps und eine langärmlige weiße Bluse … etwa so.«
    Nächster Mausklick, eine Ganzkörperprojektion; zur Größenverdeutlichung neben einem farblos-beigefarbenen VW Golf mit verpixeltem Kennzeichen.
    »Wer kennt einen Mann, der etwa eins fünfundachtzig groß ist und einen Hang zu femininer Kleidung besitzt? Er dürfte alleinstehend sein und, beruflich oder privat, gute Kontakte in der Ballett- und Theaterszene besitzen. Sein Alter ist wegen des Make-ups und der Perücke nur schwer einzugrenzen: zwischen zwanzig und fünfzig Jahren etwa. Die Belohnung von ursprünglich fünftausend Euro wurde durch das Landestheater Coburg, das Mainfrankentheater Würzburg und das Ballettforum Franken auf achttausend Euro aufgestockt …«
    »Die Treibjagd ist eröffnet, Charly.« Gerald »Elvis« Heym stellte die Füße auf seine offene Schreibtischschublade, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte düster hinaus in den grauen Himmel über Schweinfurt.
    Charly pflichtete ihm bei: »Schwere Zeiten für die Szene. Das wird ein Spießrutenlaufen für die ganzen Transen, Fetischisten und Crossdresser.«
    »Obwohl – so viele kann’s doch davon gar nicht geben.«
    »Eben.« Charly ballte die Faust. »Und genau das erhöht den Druck auf uns, ihn endlich zu kriegen, diesen … diesen perversen …«
    »… Devil!«, stieß Gerald Heym, der Mann mit den Elvis-Koteletten hervor, »diesen perversen … devil in disguise!«
    17:45 Uhr – Coburg, Lotto-Annahmestelle Thüringer Kreuz
    »… Mir war’n doch jetzt zwa Woch’n auf Färddewenduhra … Färddewenduhra is ächt subber …! Mensch, Charly, wos machst denn du dou? A Beamter, der Lotto schbillt, wu gibt’s denn so wos!«
    »No, der macht doch den ganz’n Douch nex annersch: sitzt rüm und wart’t auf sein berühmdn Kollegen – den Kommissar Zufall!«
    Gelächter erfüllte die miefige kleine Lotto-Annahmestelle, die Charly nach längerer Pause wieder einmal aufgesucht hatte – spontan angezogen vom gelben Plakat im Schaufenster: »Diesen Samstag 11 Millionen im Jackpot«.
    »Jetzt im Ernst, Charly: Wos macht denn aaner wie du mit elf Milliona? Bist Beamter, host dei Karriere gemacht, fährst an schön’ Alfa, bist Single – wos will denn aaner wie du mit su am Hauf’n Gald?«
    Fröhlich zustimmendes Gemurmel der unrasierten Früh- und Altersrentner, auch der Koch der benachbarten Finanzamtskantine musste breit grinsen.
    »Mit elf Milliona? Dou bauerd ich soford a neu’s G’fängnis in Coborch – für so olda Leerwaaf’n wie euch! Die BILD nehm ich aa noch mit …«
    »Showdown: Noch drei Tage bis zum Basketball-Kracher Bamberg- FC Bayern! Hoeneß: Zeit für Wachablösung! Schleifen die Bayern die Frankenhölle? Mehr auf Seite 5!«
    Interessiert schlug Charly Seite fünf auf. » BILD stellt die Stars vor – heute: Bosko Djukic (Bamberg).« Ein Farbfoto: »Bosko Djukic, der Serbe, ist Bambergs Superstar.

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