Todesfessel - Franken-Krimi
damals zu mir g’sogt hosd … wia du mir erklärt hosd, warum Polizistenehen so oft scheitern, woaßt no?«
Er nickte langsam. »Wegen unserer Selbstherrlichkeit. Und wegen unseres permanenten Misstrauens.«
Sie legte ihm schnell den Zeigefinger auf die Lippen. »Aba mia san aa ned schlechter wia die ander’n …« Eine Haarsträhne kitzelte ihn im Gesicht, ihre Grübchen zogen ihn magisch an.
»Sowieso. Wir haben bloß mehr Lebenserfahrung …«
Weiter kam er nicht, wollte gar nicht mehr weiter kommen, wollte nur noch ihre Lippen spüren, lustvoll diesen unbeschreiblichen Mund erobern, schier endlos Fangen spielen mit ihrer flinken, frechen Zunge …
Provozierend presste sie sich an ihn, ihre atemraubende Körperwärme setzte ihn vollends in Brand, er spürte ihre Hände auf seiner Haut, wie sie sich zielstrebig fordernd unter sein T-Shirt schoben; viel zu eng war ihre Bluse, ein Knöpfchen riss ab, don’t take no prisoners – no limits anymore; schließlich, vor Geilheit strotzend, ein ungelenkes Abstreifen allerletzter Reste an Stoff und Scham, endlich pure Nacktheit zu zweit, sie versuchte scheinbar auf dem Sofa in Position zu gehen, griff dann aber weit nach hinten, »desmoi ohne dei Rentnerband«, ihr ausgestreckter Finger reichte gerade noch an die Wechseltaste des CD -Players, der abrupt die Stones abwürgte und durch einen alten James-Brown-Sampler ersetzte, »Say it loud, I’m black and proud«, zufrieden kicherte sie in Charlys Ohr.
Wortlos packte Charly die Überraschte, trug sie, ein dreifach Hoch dem täglichen Hanteltraining, gespielt lässig ins Schlafzimmer, warf sie mit Schwung auf sein französisches Bett und hechtete hinterher, um gleich darauf gierig mit ihr einzutauchen in einen wilden Strudel lüsternen Gebens und Nehmens und sich schließlich, textbefeuert durch James Brown, hineinzufinden in einen ureigenen, gemeinsamen feuchtheißen Rhythmus:
»Say – it – loud, – I’m – COP , – I’m – proud!; – say – it –loud, – I’m – COP , – I’m – proud …«
»Der Körper hat etwas Heiliges«, zitierte Charly genüsslich. »Sagt Mauro Bigonzetti. Den kennen Sie doch, Frau Henderson, oder?« Befriedigt registrierte er ihre Überraschung. »Der Körper hat etwas Heiliges. Das sagen auch wir bei der Kriminalpolizei.«
»Kommen Sie deshalb zu mir in die Wohnung?«, zischte Nora. »Wollen Sie mir von Bigonzettis neuester Choreografie vorschwärmen?«
»Natürlich nicht, Frau Henderson«, beschwichtigte sie Tom. »Das Zitat zeigt doch nur unsere Gemeinsamkeit auf!«
Kripo und Balletttanz …
»Wir wollen Ann-Sophie finden, wir arbeiten seit achtundvierzig Stunden rund um die Uhr, und wir suchen dabei jede nur denkbare Unterstützung. Sie kennen Ann-Sophie doch schon länger?«
»Zwei Jahre. Zweieinhalb.« Sie nippte erstmals an der Teetasse, an der sie sich festhielt, seit sie Tom und Charly in die Wohnung gelassen hatte.
»Was für ein Typ ist Ann-Sophie?«, fragte Charly. »Sie haben jahrzehntelange Erfahrung mit jungen Tänzerinnen, mit jungen Frauen. Wie würden Sie Ann-Sophie charakterisieren?«
Die Choreografin des Landestheaters trat an das hohe Wohnzimmerfenster. Im Westen, grobe Richtung Goldbergsee, türmten sich dunkle Gewitterwolken bedrohlich auf. Kleine Windböen zerrten und rissen an den ungepflegten Blumenkästen an Fenster und Balkon.
»Ann-Sophie ruht in sich«, sagte Nora. »Sie ist erst sechzehn, aber sie hat eine unglaubliche innere Kraft und Ruhe. Das macht sie so ausdrucksstark, sie liebt und lebt den Tanz. Und der Tanz liebt sie. Auch wenn Sie damit wahrscheinlich nichts anfangen können.«
Charly setzte gerade zu einer Erwiderung an, als die Tür aufgerissen wurde. Ein schlaksiger Strubbelkopf im weißen Hemd und schwarzer Latzhose musterte erstaunt die beiden Besucher.
»Hallo … wir kennen uns doch?«
Tom reagierte zuerst. »Neulich auf der Ernstfarm? Bei Victor?«
»Ja, genau!« Ein breites Grinsen zog über sein Gesicht. »Willst du mich nicht vorstellen, äh … Mutter?«
»Mein Sohn Aron«, sagte Nora steif, mit geblähten Nüstern. »Persönlicher Assistent von Victor … die Herren von der Polizei kennst du ja offensichtlich schon!«
»Aron – dann ist Steve wohl Ihr Künstlername?«, fragte Charly ironisch.
»Mein zweiter Vorname. Aron Steve.«
»Preile«, ergänzte Nora, »nicht Henderson. Aron ist mein Sohn aus erster Ehe.« Sie deutete auf ein Hochzeitsbild an der Wand, inmitten einer Sammlung schwarz gerahmter
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