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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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Tag schon dermaßen aufgewühlt.«
    »Und genau das irritiert dich«, stellte Charly fest. »Deine professionelle Distanz, die kühle Sachlichkeit … alles weg.«
    Sie nickte. »Weil damit auch unser Pilotprojekt, meine Einbindung in die SOKO vor Ort, diesmal gescheitert ist … I hätt glei in Minga bleim soll’n«, verfiel sie in tiefstes Altbayerisch. »Des bleede Pilotprojekt …« Sie schluckte. Schluckte gleich noch einmal, versuchte krampfhaft, ein Schluchzen zu unterdrücken.
    Jetzt nur nicht eingreifen. Alte Verhörerfahrung. Wenn was hochsteigt, muss es raus …
    Gleich darauf hatte sie sich wieder gefangen. Ein kurzes Schniefen noch, dann war aus der sensiblen, verletzlichen Frau wieder die taffe Profilerin geworden.
    Schade, zu kurz. Nicht tief genug. »Was ist wirklich passiert, Barbara? Erzähl mir’s einfach. Deshalb bist du doch gekommen.«
    Sie schloss die Augen.
    »Des Arschloch hat mich betrogen«, brach es plötzlich aus ihr heraus. »So was is mir noch nie passiert! Noch nie im ganzen Leben!« Sie warf sich wütend herum und begann, zusammengerollt wie ein Embryo, in ein Sofakissen zu schluchzen.
    Er sah, wie ihre Schultern zuckten. In meiner Wohnung kommt diese Frau ja immer ganz schön in Wallung, schoss es ihm noch zynisch durch den Kopf, bevor er sich, hin- und hergerissen zwischen Berufserfahrung und persönlich-hilfloser Zuneigung, dazu durchrang, ruhig abzuwarten. Auch im Halbprofil von hinten wirkte ihre Bluse heute wieder viel zu eng.
    »Host du a Taschentuch für mi?« Ohne sich umzudrehen, streckte sie eine fordernde Hand nach hinten aus. Nur mit Mühe widerstand Charly seiner spontanen Versuchung, ihr etwas sehr Lebendiges in die schlanken gepflegten Finger zu legen.
    »Hier.«
    »Danke.«
    In ihrer Embryolage verharrend, wischte sie sich über die Augen und putzte ausgiebig die Nase. Endlich setzte sie sich wieder auf. Ungeschützt, mit gerötetem Gesicht, begegnete sie entschlossen seinem Blick.
    »’tschuidige. Aber wahrscheinlich hab ich genau das gebraucht. Allein im Hotel hat des irgendwie ned so funktioniert.«
    »Interessant. Ich war also nur … ein Objekt für dich …?« Süffisant zog er eine Braue hoch, um gleich darauf wieder zurückzurudern. »Ey, komm, war doch nicht so gemeint! Ich schenk uns jetzt erst mal was ein, und wenn du magst, erzählst du einfach was.« Er holte zwei Gläser, setzte sich neben sie und entkorkte seinen einzigen Rotwein. »Für ganz extreme Emotionen – ein 2005er Brunello di Montalcino!«
    »Sogt mir gar nix«, grantelte sie noch, doch ihre Gesichtszüge hatten sich merklich entspannt. »Danke. Eigentlich gibt’s ned vui zum Erzähl’n. I war jetzt vier Monate mit eam z’samm. Ein neuer Kollege in der Abteilung. So ein Überflieger-Typ, Spitzname ›Officer‹ . Drahtig, sportlich, Triathlet. Super-Beurteilung – aber trotzdem irgendwie sympathisch …«
    »Wie alt?«
    »Dreiunddreißig.« Charly verkniff sich jeden Kommentar. Zwölf Jahre jünger als du …
    Sie schien Gedanken zu lesen. »Richtig gerechnet«, sagte sie ohne zu lächeln. »Zwölf Jahre jünger.« Sie drehte an ihrem schmalen silbernen Armreif, den sie als einziges Schmuckstück trug. »Und gestan ruft mi mei beste Freindin o und frogt, seit wann mir nimma z’samm san, sog i, warum, und sie sogt, der ›Officer‹ hod in Bad Füssing in da Therme mit na kloana Rothaarigen rumknutscht, über und unter Wasser, und nachad san sie eng umschlungen ins orientalische Bad für zwoa vaschwunden …«
    Sie nippte an ihrem Wein. »Und zu mir hod er g’sogt, er dad mit seine Kumpel a paar Tog MTB foahr’n … i war ja so bläd!«
    »So Zeuch bassier’d im Leb’n, Barbara. Kann genauso gut andersrum bassier’n«, sagte Charly mit belegter Stimme. In seinem Hinterkopf hämmerte wie verrückt Bruce Springsteen »Glory days, in the wink of a young girl’s eye« .
    »Und dann stürzt du plötzlich ins Bodenlose, quälst dich mit Selbstvorwürfen, denkst, wie konnte ich mich zu so was hinreißen lassen …« Er brach ab. »Ach Schmarrn. Was red ich für einen Scheiß, vergiss es ganz schnell wieder.« Ein tiefer Schluck. Ihr Schweigen irritierte ihn. Er suchte ihren Blick, fand zurück in ihre großen graublauen Augen.
    Sie schien ihr zerlaufenes Make-up völlig zu vergessen. Unverwandt ruhte ihr Blick auf ihm.
    »So kenn i di ja überhaupt ned«, sagte sie leise. »Seit wann hod denn oaner wie du Selbstzweifel?«
    Ihre Augen kamen immer näher. »I hob nia vagess’n, wos du

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