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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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er natürlich erst mal raus aus unserer Liste. Aber bleiben wir noch kurz in der Familie: Was ist eigentlich damals mit Ninotschka alias Nina Henderson passiert? Sollten wir unbedingt mal recherchieren.«
    »Zur Sache, Herr Kommissar, das führt uns nicht weiter!« Stein erreichte Betriebstemperatur. »Ann-Sophie Langenau ist seit achtundvierzig Stunden verschwunden, wir haben mit Bosko Djukic, Claus-Olaf Henze und Victor drei Tatverdächtige und viele Indizien, aber immer noch keine schlüssige Beweisführung!«
    Moser, der Pressesprecher, schaltete sich ein: »Ganz kurz nur, von meiner Seite: Der Mediendruck steigt in den letzten Stunden wirklich brutal an! Ein ›perverser Psychopath in Frauenkleidern‹, das allein war ja schon ein Dauer-Orgasmus für die Kameraden von BILD , RTL und SAT 1. Aber seit er jetzt auch noch eine sechzehnjährige Jungfrau in seiner Gewalt hat, drehen wirklich alle am Rad. ›Wir wollen Ergebnisse, wo bleibt die nächste Pressekonferenz?‹ Vor zehn Minuten giftet mich ein Nürnberger Redakteur am Telefon an, ob uns denn, ich zitiere wörtlich, ob uns denn die Angst und Unruhe der Menschen wirklich am Arsch vorbeigehen! Wohlgemerkt, kein Boulevard-Fuzzi, kein Freelancer , nein, ein ganz biederer, konservativer Berufsredakteur!«
    »Gibt’s auch in dieser Branche keine Normalen mehr?«, fragte Charly aggressiv. »Wir machen doch eine PK nicht just for fun! Mach eine Nullachtfuchzehn-Pressemitteilung, › SOKO auf Hochtouren, über tausend Spuren und Hinweise, inzwischen vierzig Mann rund um die Uhr, achttausend Euro, bitte Telefon und Internet‹. Aus, Öpf’l, amen!«
    »Ganz so einfach ist das nicht, Herrmann!« Ritter ergriff die Initiative. »Gibt natürlich keine rechtliche Verpflichtung für uns, eine PK abzuhalten. Aber diese halbe Stunde nimmt doch gewaltig Dampf aus dem Kessel, das macht uns doch allen die Arbeit etwas leichter!«
    Stein und Löhlein nickten beifällig.
    »Für eine halbe Stunde PK , die geräuschlos Druck rausnehmen soll, brauchen wir, Minimum, zwei Stunden Vorbereitung zu dritt oder zu viert«, konterte Charly. »Also sechs bis acht Mannstunden, die uns bei der Suche nach Ann-Sophie fehlen; nur so zur Erinnerung!«
    »Zur professionellen Polizeiarbeit gehört eine professionelle Presse- und Medienarbeit!« Oberlehrer Dr. Stein – jetzt ganz in seinem Element.
    Ritter bemühte sich sofort um Deeskalation.
    »Herrmann, die SOKO hat unsere …«, er nickte Moser und Stein bestätigungheischend zu, »… absolute Unterstützung, aber wir dürfen unsere Außenwirkung nicht ganz aus den Augen verlieren, wir sollten eine PK ansetzen, ich denke da an morgen, 14 Uhr!«
    11:50 Uhr – Coburg, Neustadter Straße, tegut-Parkplatz
    Die Sonne war zurück. Das deprimierende Dauergrau war aufgerissen, der regennasse Großparkplatz dampfte in atemraubender Schwüle.
    »Servus, Alter.« Bernie Winter, das Hemd weit aufgeknöpft, lehnte genüsslich an seinem blauen »Se CO rity«-Mustang und reckte den Dreitagebart samt schwarzer Ray-Ban-Brille gen Himmel.
    »Servus, Bernie.« Charly stellte seinen »Coffee to go«-Becher auf das Dach des Mustang und lehnte sich schweigend daneben.
    »Und? Wo drückt der Schuh?«, fragte Bernie schließlich, ohne seine Sonnenanbeter-Position zu verändern. »Oder drückt’s in der Hose? Könnte dir zwei nette Au-pairs vorstellen … Brandneu in Coburg. Exotik pur.«
    Charly schnaubte abfällig. »Warst wieder geschäftlich unterwegs? Besser gesagt, geschlechtlich unterwegs? Lass mich raten. Exotik pur … Thailand und Trinidad?«
    »Falsch. Kroatien. Und Kambodscha.«
    Die Sonne glitzerte in den Asphaltpfützen.
    Schweigend griff Charly nach seinem Kaffeebecher. »Thüringer Lederclub«, sagte er, einer plötzlichen Eingebung folgend.
    Bernie musterte ihn erstaunt von der Seite. »Wird das jetzt ein Coming-out?«, frotzelte er. »Wechselst du in deinem Alter noch die Seiten?«
    »Was weißt du über den Schuppen?«
    »Nur vom Hörensagen. Gay-Club in Erfurt, harte Ledertypen aus dem Thüringer Raum.«
    »Keine Transen, Shemales, Ladyboys?«
    »Bestimmt nicht. Wollen auch keine Touris und Spanner haben. Härteste Türsteher von ganz Erfurt.«
    »Soso … nur vom Hörensagen?«
    »Se CO rity war mit in der Verlosung für den Türsteherjob.«
    »Und?«
    »Nicht schwul genug.«
    Ein Fiesta mit Kronacher Nummer parkte neben ihnen ein. Eine pummelige Blondine, mit hochgesteckten Haaren und riesigen schwarzen Creolen, stieg aus und stöckelte

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