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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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und rauschte wortlos hinaus. Charly stand auf und schloss leise die Tür hinter ihr.
    »Was Sie hier aussagen, bleibt in diesem Zimmer. Zumindest, wenn es nur um vereinsschädigendes Verhalten und nicht um Straftaten geht.« Er setzte sich.
    »Wo waren Sie Freitagnacht und Montagnacht?«, fragte er leise.
    Der Serbe rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum und zog schließlich seinen rechten Fuß auf den linken Oberschenkel.
    »Habe ein paar Freunde … nein, sind gute Bekannte«, verbesserte er sich rasch, »keine Freunde.«
    Charly und Lauer warteten reglos.
    »Wir … haben gefeiert. Privat.«
    »Privat?«
    »Ganz privat. Geschlossene Gesellschaften … na ja, nicht ganz. Am Freitag war’s auch ein fünfzigster Geburtstag. Mit Wodka, Champagner, kleiner Pokerrunde und vielen Girls. Sogar ein Stadtrat war dabei. Bis sechs Uhr früh.«
    »Wo?«
    »Im Puff. In Bamberg, in der Jäckstraße. ›Penthouse‹ und › FKK Germania‹.«
    17:24 Uhr – A73 Bamberg–Coburg
    Bamberger Kreuz, Abfahrt Suhl.
    »Scheißkurv’n, verfluchta!«
    Mit quietschenden Reifen zwang Charly den übersteuernden Alfa Spider in der engen Kurve wieder auf Kurs. Nichts wie raus auf die schnurgerade A73, Richtung Coburg; Blinker links und Vollgas.
    Freak City war abgehakt. Djukic war aus dem Schneider.
    Nach langem Zögern hatte der Serbe zwei Zeugen benannt, die sein Gangbang-Alibi für die Schweinfurter Tatnacht stützten. Auch sein mysteriöses Abtauchen in den letzten Tagen war jetzt geklärt. Nach dem Sieg im Bayern-Spiel war er, an anderer Stelle, in »spontaner kleiner Privatparty« versumpft und hatte den Flug Nürnberg–Belgrad verpasst. Anschließend ein vertraulich bezeugter Totalabsturz in kleinster Runde.
    Djukic hatte reinen Tisch gemacht. Ein regelrechter Befreiungsschlag unter sechs Augen. Für die Kollegen vom Glücksspiel gab es plötzlich ein paar hochinteressante Hinweise abzuarbeiten. Am Schluss eine erleichterte, fast freundschaftliche Verabschiedung des Serben von Charly und Lauer, gefolgt von einem wesentlich kühleren Händedruck mit Kristina Bühler-Cendic draußen im Flur.
    Ein Verdächtiger weniger.
    Charly seufzte missmutig und wechselte kurz die Spur, um einen Sonneberger Cayenne passieren zu lassen.
    Wo war Ann-Sophie?
    Es konnte kein Zufall sein, dass binnen weniger Tage drei Tänzerinnen in der Region ermordet, schwer verletzt oder spurlos verschwunden waren. Der Zusammenhang war offensichtlich. Es musste sich um denselben Täter handeln. Um den »Ballerina-Mörder«, den »Shibari-Killer«, das »Psycho-Monster«: Er hatte Kim und Tanja am Tatort zurückgelassen, er suchte bewusst seine ganz spezielle Inszenierung mit der exotischen Fesselung. Kein schamhaftes oder reumütiges Verstecken der Opfer.
    Im Gegenteil.
    Die offene Inszenierung am Tatort war für den »Psycho-Killer« Ausdruck seiner Überlegenheit. Sie berauschte ihn, sie verlieh ihm Macht, sie gehörte untrennbar zur Performance. Zwingender Bestandteil damit auch für einen völlig unwahrscheinlichen Trittbrettfahrer.
    Wäre Ann-Sophie tot, hätte der Täter sie nicht versteckt. Er würde sich sofort damit brüsten, er hätte sie uns längst finden lassen, grübelte Charly und umklammerte das Drei-Speichen-Lenkrad immer fester.
    Sie lebt noch. Sie muss noch leben. Wir haben immer noch eine Chance.
    Links flog die riesige Pferdsfelder Koppel vorbei; vorn rechts, über dem Felsplateau des Staffelbergs, ballten sich schon wieder finstere Wolkenhaufen zusammen. Die Stippvisite des Spätsommers hatte nur wenige Stunden gedauert. Charlys Magen knurrte lauter als die Zwei-Liter-Maschine seines Alfa Romeo. Seit gestern Abend nur Kaffee, gefühlte zwölf Tassen, in sämtlichen Milch- und Zuckervariationen, dazu vorhin ein zierliches Bamberger Hörnchen in Lauers Büro.
    Siebzehn Uhr einundvierzig. Abzweigung Lichtenfels.
    Kurz entschlossen setzte er den Blinker. Ein schneller Abstecher in das »Bellini« am Marktplatz, zu Mustafa. Jetzt ein paar Crostini mit Sardellen …
    »… und ein Teller Spaghetti mit Shrimps und dazu, wie früher, einen ganz einfachen Lambrusco! Mensch, war des gut jetzt!«, schwärmte Charly seinem Stellvertreter, einem sichtlich blassen Tom Scherzer, vor. Gemeinsam standen sie auf der Lichtenfelser Mainbrücke und genossen kurz den Ausblick über den Main hinüber, zur majestätischen Eleganz der Klosterkirche auf dem Banzer Berg.
    Tom hatte sich per Handy zu einem kurzen Übergabegespräch mit Charly verabredet, um sich für

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