Todesfeuer
i.
Schubladen und Schränke waren voller teurer Kleidung, ein Großteil davon mit deutschen oder französischen Etiketten. Keine Familienfotos, aber zwei Nagellöcher mitten im Flur deuteten darauf hin, dass etwas entfernt worden war.
Trotz der mädchenhaften Einrichtung fühlte sich das Haus hohl an, behelfsmäßig.
Die Hunde hatten sich in fast jedem Zimmer hingehockt und eine fünfstündige Suche ausgelöst, bei der in den möblierten Räumen nichts zutage gefördert wurde. Aber in einem leer stehenden Schlafzimmer fand man kupfrige Späne inmitten von etwas Staub. Die mit bloßem Auge kaum sichtbaren Metallschnipsel waren aus einer Ritze zwischen Boden und Fußleiste gesaugt worden. Der Bombenspezialist vermutete, dass es sich um Abfälle von gekappten Drähten handelte, und als es die Hunde immer wieder ins angrenzende Badezimmer zog, wurde ein forensischer Klempner gerufen.
Es dauerte nicht lange, bis er Spuren einer auf Petroleum basierenden, gallertartigen Substand fand: gummiartige Überreste, die aus dem Abflussrohr des Waschbeckens gekratzt wurden.
»Als ob sich jemand das Zeug von den Händen gewaschen hat«, meinte einer der Cops vom Sprengkommando. »Wie die Braut in dem Theaterstück, Lady Macbeth.«
»Das würde voraussetzen, dass unsere Braut Schuldgefühle hat«, sagte Milo. »Aber wahrscheinlich wollte sie nach einem schweren Arbeitstag bloß blitzsauber werden.«
»Meinen Sie, das war ihr Chemielabor?«, sagte der Bombenspezialist.
»Sie nicht?«
»Dann würde ich mehr als nur eine Spur erwarten, egal, wie gut sie sich gewaschen hat.«
»Den Hunden gefällt’s hier.«
»Die Hunde können ein halbes Atom riechen, das zigtausendmal geteilt wurde. Die reagieren auf jedes Molekül. Ich habe eher das Gefühl, dass sie von ihrem Chemielabor hierhergekommen ist. An Ihrer Stelle würde ich danach suchen. Vielleicht sollten Sie Ihre Verdächtige um sechs Uhr in der Glotze bringen und zusehen, ob sie von irgendwem erkannt wird.«
Milo rief die Pressestelle an. Ein Lieutenant dort sagte: »Das muss ich erst mit den Bossen absprechen.«
»Warum?«
»Ausländerin? Dickes Geld? Müssen Sie das wirklich fragen?«
Bis in den Abend hinein suchten die Techniker vom Kriminallabor gewissenhaft nach Fingerabdrücken und DANN-Spuren. Es gab jede Menge Treffer an den zu erwartenden Stellen, mindestens sechs unterschiedliche Abdruckmuster, vor allem aber zwei. Falls Dahlia und Helga Gemein jemals ausfindig gemacht werden sollten, würde die Chemie bestätigen, was bereits bekannt war.
Die Autonummern des Boxters und des Motorrads in der Garage passten zu den Fahrzeugen, die vor drei Jahren auf Dahlia Gemein zugelassen worden waren. Die Papiere zu beiden waren abgelaufen. Die Kfz-Zulassungsstelle hatte zwei Mahnungen geschickt, bevor man die ganze Angelegenheit dem schwarzen Loch der regierungseigenen Akten überantwortete.
Nichts als Ölflecken in der ansonsten makellosen Garage. Die Hunde liefen nonchalant hindurch.
»Wenn sie eine Werkstatt einrichten wollte, wäre das hier der ideale Raum«, sagte der Bombenspezialist. »Ich würde aber eindeutig woanders suchen.«
Milo machte einen Höflichkeitsanruf bei Gayle Lindstrom und war froh, als er nur die Voicemail erreichte. Er versuchte es bei Reed. »Fertig mit der Meneng?«
»Schon lange, und bereits wieder im Revier, Lieutenant.«
»Wie lief’s beim Mittagessen?«
»Ich habe einen Coffee Shop vorgeschlagen, aber sie wollte unbedingt ins Pacific Dining Car an der Sechsten, hat ‘ne Rechnung über achtzig Dollar gemacht. Meeresfrüchte und Steak, dazu alle Beilagen, die die Karte hergab, aber keine weitere Info.«
»Großer Appetit für ein kleines Mädchen.«
»Sie hat sich fast alles einpacken lassen, hat die ganze Zeit davon geredet, dass sie Schauspielerin werden will«, sagte Reed. »Ich glaube, die hat Ihnen alles preisgegeben.«
»Die gute Nachricht ist, dass Ihnen die Kosten für die Fressalien auf die eine oder andere Art erstattet werden«, sagte Milo. »Die schlechte Nachricht ist, dass >die andere Art< womöglich heißen könnte, dass Onkel Milo blechen muss.«
»Nie und nimmer, Lieutenant. Es war meine Entscheidung.«
»Sie können darauf wetten, Moses, dass Onkel Milo für seine Truppen sorgt. Die andere gute Nachricht ist, dass ich Dr. Wilkinson nicht verraten werde, dass Sie mit einem heißen Feger Steaks gemampft haben.«
»Ich hatte Sodawasser«, sagte Reed. »Die achtzig gehen auf sie allein. Das Eingepackte
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