Todesfeuer
entfernt war das unbebaute Grundstück, das Helga Gemein ihren Partnern als nicht vorhandenen Wohnsitz angegeben hatte.
»Sind Sie sich sicher, Ati?«, sagte Milo.
»Absolut. Ich erinnere mich an die Tür. Ich habe Dahlia erklärt, dass eine rote Tür in Asien Glück bedeutet. Dahlia hat gelacht und gesagt: >Ich brauche kein Glück, ich bin bezaubernd.<«
»Okay, danke für Ihre Hilfe. Detective Reed bringt Sie zurück.«
Sie wandte sich an Reed. »Sie können mich einfach zu meinem Auto bringen. Oder wir könnten zusammen zu Mittag essen. Ich könnte anrufen und mich krank melden.«
Reeds Stimme war ausdruckslos. »Wie Sie wollen.«
»Ich glaube, ich bin hungrig«, sagte Ati Meneng. »Wahrscheinlich schreien sie mich sowieso an.«
Milo ließ die Adresse über den Computer laufen. Die Steuern wurden von Oasis Finance Associates bezahlt, einer Investmentfirma in Provo, Utah. Ein Anruf entlockte dem dortigen Leiter das vorsichtige Eingeständnis, dass die Besitzer »keine amerikanischen Staatsbürger« seien und »ihre Privatsphäre wahren wollen«.
»Schweizer oder Asiaten?«, fragte Milo.
»Pardon?«
»Was sind sie, Schweizer oder Asiaten?«
»Ist das wichtig?«
»Es geht um eine Ermittlung in einem Mordfall. Bei dem Opfer handelt es sich um eine Frau namens Dahlia Gemein.«
»Gemein«, sagte der Leiter. »Dann wissen Sie ja bereits, wie die Besitzer heißen.«
»Ich nehme an, das soll heißen, dass es Schweizer sind.«
»Von mir haben Sie das aber nicht.«
Milo legte auf.
Ich sagte: »Papa Gemein hat das Haus behalten, obwohl Dahlia seit zwei Jahren verschwunden ist. Vielleicht ist es der Zufluchtsort der Familie an der Westküste, damit die Schwester ebenfalls hier wohnen kann.«
»Irgendwie zu schnucklig und traditionell für Helga, aber wenn Daddy die Rechnungen zahlt, ist sie wohl flexibel.« Er zog Handschuhe an und lief die Auffahrt hinauf, schaute durch die Fenster, ging zur Garage und versuchte es am Tor. Es war verschlossen, aber er konnte es knapp zwei Zentimeter anheben und unten durch den Spalt blinzeln.
Milo stand auf und staubte sich ab. »Ein kleiner roter Boxter, ein rotes Motorrad, sieht aus wie eine Kawasaki. Wäre interessant zu wissen, ob eins von beiden an oder in der Nähe der Borodi Lane gesehen wurde.«
Er rief Don Boxmeister an, gab ihm die Info durch.
Perfektes Timing. Das Branddezernat war gerade ringsum am Klinkenputzen, und am Tag vor dem Brand war tatsächlich ein rotes Motorrad gesehen worden. Drei Blocks westlich von der Borodi Lane, im Parkverbot an einem besonders dunklen Straßenstück abgestellt. Der Nachbar, der es bemerkt hatte, hatte sich nicht die Mühe gemacht anzurufen. Baumeister hatte noch einen weiteren Fund zu melden: Eine erste Untersuchung der am Tatort gefundenen Rückstände hatte ergeben, dass es sich um vegane Götterspeise handelte, und versengte Drähte deuteten auf elektronische Zeitzünder hin.
Milo gab Ati Menengs Geschichte an Boxmeister weiter, legte dann auf und durchsuchte die Klappeninnenseite seines Notizblocks, wo er eine Liste führt, die er nicht auf seinem Computer haben will: Die Telefonnummern von kooperativen Richtern. Jedes Mal, wenn er mit einem neuen Block anfängt, überträgt er sie sorgfältig.
Er fuhr mit den Fingern über die kleinen Buchstaben, ging ein paar Spalten zurück und sagte: »Das ist dein Glückstag, Richter LaVigne.«
LaVigne war verfügbar, und Milo lief zu Hochform auf, machte mehr aus der Joggerin, als durch die Fakten gerechtfertigt war, und bezeichnete die rote Kawasaki als »felsenfestes Beweismittel«. Er unterstrich Helga Gemeins Hass auf die Menschheit und ihr ausweichendes Verhalten, als sie beim ersten Mal vernommen worden war, ließ Spekulationen über Verbindungen zum internationalen Terrorismus und möglicherweise sogar Kontakte zu Neonazis einfließen.
»Genau, Euer Ehren, wie Baader-Meinhof, alles noch mal von vorn. Was heißen soll, dass das Haus - und ich schaue es mir gerade an - ein Lager für Waffen, Sprengstoff, Zeitzünder und alles Mögliche sein könnte, das sowohl für die Brandstiftungen als auch für die mehrfachen Morde als Beweismittel in Frage kommt. Überdies ist die Verdächtige womöglich schon weg, deshalb brauchen wir diesen Durchsuchungsbefehl sofort.«
Es war eine der besten Vorstellungen, die ich je gesehen habe, und binnen Sekunden zwinkerte er und reckte den Daumen hoch. »Ich mag diesen Typ, er setzt den Durchsuchungsbefehl selber auf - ich muss ihn
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