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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den grünen Straßen von Holmby Hills herumtrieb, hatte nicht mehr Glück. Er hatte am Steuer seines Privatwagens angefangen, einem 84er Camaro, den er von seinem Vater geerbt hatte, und dann zwei Runden auf seinen Inlineskates gedreht.
    Ich war auf dem Weg zum Revier ebenfalls vorbeigefahren. Riesige Häuser, hoch aufragende Bäume, keine Leute. Als ob Helga Gemeins Traum von einer menschenleeren Welt in Erfüllung gegangen wäre.
    Milos zusätzliche Hausbesuche waren darauf hinausgelaufen, dass er die Leute beruhigen und ihnen erklären musste, dass sie in Sicherheit wären. Ein paar weitere Anwohner hatten Helga Gemein in dem kleinen weißen Haus aus und ein gehen sehen, aber niemand hatte auch nur ein Wort mit der blonden/brünetten/rothaarigen Frau gewechselt, die sie als »irgendwie kalt«, »frostig«, »distanziert« oder »in ihrer eigenen Welt« beschrieben.
    Ein Mann war sich sicher, dass Helga eine mittelgroße amerikanische Limousine fuhr, Marke unbekannt. Schwarz, dunkelblau, dunkelgrau, ich kann mich wirklich nicht mehr dran erinnern.
    Niemand hatte Des Backer oder Doreen Fredd jemals in der Nähe des Hauses gesehen, dito Prinz Teddy. Dahlia Gemeins Bild weckte vage Erinnerungen an eine hübsche, fröhliche Blondine. Ein Nachbar meinte, sie sei meistens mit dem roten Motorrad gefahren.
    Die sind Schwestern? Ziemlich unterschiedlich.
    »Ein Funken Hoffnung, theoretisch jedenfalls«, sagte Milo. »Das Computerlabor hat die Abschriften der Festplatten von GHC geschickt. Seitenweise Ausdrucke, ich könnte ein bisschen Hilfe beim Durchgehen gebrauchen. Ich dachte mir, du und ich könnten uns im Moghul was zu essen besorgen, ins Büro zurückgehen und sie auswerten. Es sei denn, du hast was anderes vor.«
    »Robin und ich wollten grillen. Ich habe angerufen, um dich einzuladen.«
    »Oh. Ich habe meine Nachrichten noch gar nicht abgehört. Danke, aber ich muss passen.«
    »Leg ‘ne Pause ein, gönn dir ein Steak«, sagte ich. »Oder zwei.«
    »Danke für das Angebot, aber ich wäre nicht so lustig wie üblich, und außerdem muss ich auf meinen Cholesterinspiegel achten.«
    »Auf einmal?«
    »Lieber spät als nie.«
    »Tja«, sagte ich, »im Moghul gibt’s gute vegetarische Gerichte.«
    »Ich hatte an Tandoori-Lamm, Spinat mit Käse und vielleicht ein bisschen Hummer gedacht.«
    »Jemand hat cholesterinarme Schafe und Krustentiere gezüchtet?«
    »Dann habe ich halt gelogen. Speise du ruhig allein mit deiner Liebsten.«
    Ich legte auf, redete mit Robin.
    »Als ob dir etwas anderes übrig bleibt«, sagte sie. »Der Grill ist ohnehin noch kalt. Zieh los.«
     
    Um zwanzig vor sieben gingen Milo und ich die heruntergeladene Geschichte von GHC durch sowie sämtliche E-Mails, die im kurzen Dasein des Architekturbüros angefallen waren.
    Bettina Sanfelice und Sheryl Passant hatten den Großteil ihrer Zeit am Computer mit dem Durchforsten von Ebay, den Websites von Modediscountern und Klatschblogs verbracht. Alle beide liebten Johnny Depp.
    Judah Cohen hatte sich nicht ein einziges Mal eingeloggt.
    Marjorie Holman hatte ihr Keyboard nur selten benutzt: Recherchen bei Websites für grüne Architektur, Nachrichtenangebote, Überprüfen ihrer Finanzen, die so konservativ und bescheiden waren, wie John Nguyen berichtet hatte.
    Unter einem anderen Benutzernahmen hatte sie sich regelmäßig mit sechs verschiedenen Männern verabredet, darunter auch »mannyforbush« bei forbushziskinshapiro.net.
    Helga Gemein und Desmond Backer hatten einen seltenen, aber vielsagenden Schriftverkehr. Als Cyberbrieffreunde während der Arbeitszeit hatten sie im Gemeinschaftsbüro munter vor sich hingetippt.

Die Korrespondenz war thematisch begrenzt: kühler Meinungsaustausch über Sprengstoffe, Brandsätze, die Ziele und Methoden des Öko-Terrorismus, nostalgische Betrachtungen über scheußliche Tage, die zum Glück vorbei waren.
    Milo hatte die Baader-Meinhof-Bande angeführt, als er Richter LaVigne einwickeln wollte, aber der Verweis war geradezu prophetisch gewesen: Eine Woche vor dem Mord an Desmond Backer und Doreen Fredd hatte sich Helga Gemein achtmal auf die mörderische deutsche Bande berufen. Bezeichnete sie ohne einen Hauch von Ironie als »erfrischend nihilistisch und effizient«.
     
    Helga: ach, diese wunderbaren Jahre, ich bedaure nur, dass ich zu spät geboren bin. Backer: für mich waren es die weathermen. Wenn man doch nur, was? Helga:… wüsste, woher der wind weht. Backer: bill und bernadette, und jetzt verkaufen sie

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