Todesfeuer
zeig Ihnen ihre Bude.«
Er führte uns durch den Laden, stieß auf die Seitenteile eines zerlegten Gitterbetts, schob sie beiseite und ging zur Hintertür.
Wir kamen auf eine mit Schlaglöchern übersäte Gasse mit Blick auf die blanken Mauern der Nachbargebäude. Ein Toyota Camry nahm einen der drei Stellplätze von Kwoks Parkplatz ein. HIRAM stand auf dem Nummernschild. Mehrere Alarmanlagenwarnungen am Seitenfenster, eine schwere Lenkradkralle am Steuer.
Mehr Sicherheitsvorkehrungen als bei der Villa an der Borodi Lane.
Kwok ging weiter nach Süden und blieb hinter dem angrenzenden Laden stehen.
Kein Auto, keine eingezeichneten Stellplätze; Unkraut spross aus dem Asphalt. Der Großteil der hinteren Wand bestand aus einem Wellblechgaragentor. Handbedienung, ein Griff zum Aufziehen, mit einem schweren Kombinationsschloss verriegelt.
»Sie hat keine regelmäßigen Arbeitszeiten, sondern geht ständig ein und aus«, sagte Kwok. »Ich konnte immer ganz genau sagen, wann sie hier war, weil sie eine rücksichtslose Nervensäge war und ihr Auto jedes Mal so abgestellt hat, dass es in meinen Bereich ragt. Schaun Sie sich die Aufteilung an, sie hatte jede Menge Platz für sich, warum zum Teufel musste sie meinen in Beschlag nehmen? Und wenn ihre Freunde da waren, wurde es noch schlimmer. Ich habe sie zuerst ganz freundlich gebeten, mir meinen Platz frei zu lassen, worauf sie mich angeschaut hat, als war ich beschränkt. Dann hat sie ihr Auto schließlich und endlich doch weggefahren. Aber beim nächsten Mal machte sie wieder das Gleiche, verdammt noch mal. Immer wieder, als ob sie mich ärgern wollte.«
»Was für ein Auto hat sie gefahren?«
»Einen Buick LeSabre, 2002, ich kenne die Nummer auswendig.« Kwok rasselte sie herunter. Milo notierte sie.
»Ich kenne sie auswendig, weil ich sie euch durchgegeben habe. Gut und gerne zwanzigmal. Wissen Sie, was man mir gesagt hat? Ein Streit zwischen privaten Grundbesitzern muss untereinander beigelegt werden. Und jetzt hat sie also was niedergebrannt. Ihr müsst eure Arbeitsmethoden ändern.«
Milo nickte. »Erzählen Sie,mir was über ihre Freunde.«
»Zwei waren’s, beide Yuppies«, sagte Kwok. »Mr. Schönling und Miss Hübsch im BMW. Was sie mit ihr gemacht haben, hab ich nie rausgekriegt. Ich habe mich sogar gefragt, ob die Pornos drehen, irgendwas in der Richtung.«
»Warum?«
»Weil die Bude gut versteckt ist, weil man von hinten rein muss. Und die zwei haben wie Schauspieler ausgesehen.«
»Gut aussehend.«
»Zu gut«, sagte Kwok. »Als ob sie zu viel Zeit vorm Spiegel verbracht haben. Er vor allem. Außerdem haben die zwei nicht zu ihr gepasst. Sie war wie eine von diesen Grufties, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Lauter schwarze Sachen, die Perücken«, sagte Milo.
»Die Bettie-Page-Perücke, die sie im Fernsehn gezeigt haben, hat mir am besten gefallen. Sie wissen doch, wer Bettie war, richtig? Das schärfste Pin-up-Girl der Weltgeschichte. Ab und zu finde ich Fanartikel von ihr, die gehen sofort weg. Was diese Gruftie-Sache angeht, meine Tochter hat das eine Zeitlang mitgemacht, daher kenn ich mich damit aus. Sie war zu alt - die Deutsche -, um sich so aufzuführen, aber sie hat’s trotzdem gemacht.«
»Im Gegensatz zu den beiden anderen.«
»Die anderen waren etepetete - Ken und Barbie, wissen Sie? Es hat einfach nicht gepasst. Deshalb hab ich an Porno gedacht. Wie sich rausstellt, war’s sogar noch schlimmer, was?«
Eine Zusammenstellung von sechs Fotos wäre optimal gewesen, aber Milo hatte nur Bilder von Des Backer und Doreen Fredd, ihres postum aufgenommen.
Kwok nickte. »Jo, das sind die zwei. Sie stecken also alle unter einer Decke?«
»Im Moment sind wir noch dabei, die Beziehung zu entwirren.«
»Ein Haufen Feuerteufel nebenan, die wer weiß was vorhaben, ist ja toll«, sagte Kwok. »Ist Ihnen aufgefallen, als Sie gekommen sind, dass ihr Fenster vorne schwarz überstrichen ist, so dass es von der Straße aus so aussieht, als wäre der Laden geschlossen. Wir haben hier eine Menge Hintertürmieter - Musiker benutzen den Laden fünf Türen weiter nördlich als Probenraum, ein Mädchen, von der es heißt, ihr Bruder war ein Filmstar, ich habe seinen Namen vergessen, benutzt ihren als Fotolabor. Ich habe versucht, den Verkehrspolizisten zu erklären, dass irgendwas an ihr daneben ist, aber denen war das schnuppe.«
»Inwiefern daneben?«, sagte ich.
»So wie sie gelaufen ist, wie sie geredet hat. Als ich ihr die Sache mit dem
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