Todesfeuer

Gefühle.«
    »Was hat er sonst noch über diese Frau gesagt?«, sagte ich.
    »Die andere Sache war, dass das Auto, das er gefahren hat, ihr gehörte, er musste es zurückbringen. Er benahm sich fast so, als ob ihm… bange vor ihr wäre.«
    »So wie vor einer Vorgesetzten.«
    »Deswegen musste ich jetzt daran denken. Warum sonst sollte Desi vor jemand bange sein, und schon gar vor einer Frau, es sei denn, sie hatte irgendwie Macht über ihn?«
    Das hatte ihn nicht daran gehindert, Marjorie Holman an einer Sperrholzwand aufzubocken.
    »Was für ein Auto war das?«, sagte Milo.
    »Eine amerikanisches, dunkel, ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich habe nicht richtig darauf geachtet.«
    Milo schob mir die Akte zu. Ich blätterte sie durch, fand die Internetfotos von den 2002er Buick LeSabres, die er ausgedruckt hatte.
    »Autos sind nicht mein Ding«, sagte Ricki Flatt. »Aber klar, das könnte es sein. Ist das Helgas Auto?«
    »Es sieht ihm ähnlich«, sagte Milo. »Hey, schaut euch das an, freie Fahrt, gut, dass wir die Stadtautobahn gemieden haben.«
     
    Kurz nachdem er ihre Tasche ins Terminal getragen hatte, telefonierte er wieder mit Chris Kämmen.
    »Ich kann den Zeitrahmen von Backers Reise eingrenzen, mein Freund. Jetzt brauche ich lediglich noch einen Nachweis, dass entweder Backer oder Helga Gemein in einem Ihrer Hotels eingetragen sind.«
    »Freund, was?«, sagte Kämmen. »Jedes Mal, wenn ich mit Ihnen rede, wird mein Leben komplizierter.«
    »Danke, Chris, ich weiß das sehr zu schätzen, was Sie für uns tun.«
    Kämmen lachte. »Wie schon gesagt, wir sind nicht Gotham, aber wir sind auch kein Kuhkaff. Es wird ‘ne Weile dauern, bis ich das rausgefunden habe. Wer ist diese Helga?«
    Milo klärte ihn auf.
    »Internationaler Terrorismus«, sagte Kämmen. »Jetzt habe ich etwas, mit dem ich vor meinen Kids angeben kann. Nicht dass so was bei Teenagern was bringt.«
     
    Er rief zurück, bevor wir wieder im Revier waren. Die Basstöne vibrierten triumphierend.
    »Ich habe mein Köpfchen benutzt und mir gedacht, dass Leute aus L.A. möglicherweise etwas für ihr leibliches Wohlbefinden tun wollen, aber da sie in was Illegales verwickelt waren, wollten sie sich vielleicht von der Hauptstraße fernhalten. Wir haben ein Haus, das genau passt: zwanzig Meilen außerhalb, am Wasser gelegen, richtig waldige Gegend dort. Es gibt sogar einen Wellness-Bereich. Wird gerne von Pärchen in den Flitterwochen gebucht. Das Myrtiewood Inn. Ich habe vor, meine Frau zu unserem Hochzeitstag dorthin mitzunehmen, wenn sie sich benimmt. Jedenfalls na klar, Ms. Helga Gemein hat genau zur richtigen Zeit ihre Platin-Amex benutzt. Eine Übernachtung. Oder Nacht, je nachdem, wie man’s betrachtet.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Milo. »Geben Sie mir die Kartennummer durch.«
    Kämmen las sie vor. »Wenn Ihr Backer mit ihr dort war, war’s eine Übernachtung, keine Nacht, weil sie zwei Zimmer gemietet hat. Hat für beide bezahlt, es gibt keine Unterlagen darüber, wer im anderen übernachtet hat. Aber derjenige welcher hat sich stundenlang Mietpornos reingezogen. Ganz im Gegensatz zu Ms. Helga, die nicht eine Sekunde Bezahlfernsehen geschaut hat. Hat wahrscheinlich Leitungswasser getrunken, weil auch kein Zimmerservice in Rechnung gestellt wurde, nicht mal für Erdnüsse aus der Minibar.«
    »Sie lebt wie eine Nonne«, sagte Milo.
    »Ihr Junge, dieser Backer hingegen, hat sich vier schmutzige Filme angeschaut, Steak und Krabbencocktail bestellt und die Minibar geplündert«, sagte Kämmen. »Nicht gerade ein Ei wie das andere.«
    »Sie hatten genug Gemeinsamkeiten, um zusammen schlimme Sachen durchzuziehen, Chris.«
    »Klingt wie eine typische Ehe.«
    »Wie viele Mietwagenfirmen gibt es in Port Angeles?«, fragte ich.
    »Alle großen und zwei von den kleinen. Warum?«
    »Wäre gut zu wissen, ob entweder Backer oder Helga einen Mietwagen benutzt haben.«
    »Die Schwester hat gesagt, Backer hätte ihr Auto gefahren.«
    »Sie war nicht bei ihm, als er seiner Schwester die Koffer gegeben hat. Sie könnten getrennte Wege gegangen sein.«
    »Ach«, sagte Kämmen. »Okay, ich überprüfe das - bleiben Sie dran, vielleicht geht’s schnell.«
    Vier Minuten später: »Sie dürfen mich Speedy Gonzales nennen. Das Myrdewood Inn hat Avis auf dem Gelände. Ms. Helga hat im Laufe ihres eintägigen Aufenthalts einen Chevy Cobalt gemietet. Es wird eine Weile dauern, bis wir festgestellt haben, wie weit sie damit gefahren ist, aber ich kann mich darum