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Todesfeuer

Todesfeuer

Titel: Todesfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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für so was«, sagte Reed. »Haben Sie nicht daran gedacht, Ihr Äußeres zu verändern?«
    »Warum sollte ich?«
    »Sie sehen genauso aus wie in den Nachrichten.«
    »Was für Nachrichten?«
    »Im Fernsehen.«
    »Fernsehen«, sagte Helga, »ist Müll. Ich verschwende meine Zeit nicht mit so was.«
    Zwei Stunden später saß sie in einem Vernehmungsraum in West L.A. und wirkte genauso gelangweilt, wie sie gewesen war, als Milo ihre Rechte heruntergerasselt hatte. Eine Gruppe sah von nebenan aus zu: Binchy, Reed, Don Boxmeister.
    Der Ehrengast: Captain Maria Thomas, die wortgewandte Beraterin des Polizeichefs, blondiert und in einem Tweedkostüm.
    Die letzten paar Minuten war über den gemieteten Laden an der Western Avenue gesprochen worden, den Helga als »mein Studio« abtat.
    »Für was?«
    »Konzeptkunst.«
    »Diese Zünder -«
    »Für eine Collage.«
    »Was für eine Collage?«
    »Das verstehen Sie doch ohnehin nicht.«
    Milo hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu fragen, wo sie wohnte. Der Schlüssel einer Vermietungsagentur war zu einem Haus in Marina del Rey zurückverfolgt worden. Del Hardy war mit einem Trupp Polizisten dort gewesen. Fünf Flachbildschirme, aber weder Kabel- noch Satellitenanschluss. Auch kein Computer, dafür Schubladen voller Papier, darunter diverse E-Mail-Ausdrucke. Alles auf Deutsch, weshalb Hardy das Ganze zum Übersetzen an Manfred Obermann schickte, einen Detective zweiten Grades bei der Hollenbeck Division.
    »Ratet mal, von wem sie die Hütte gemietet hat. Alonzo Jacquard«, sagte Hardy.
    »Doktor Dunking?«, sagte Milo. »Hatte er eine Ahnung, wer seine Mieterin ist?«
    »Er ist als Trainer in Italien tätig, alles ist über eine Agentur gelaufen. Ms. Freundlich hat im Voraus bar bezahlt, genau wie bei dem Laden. Komische Wahl für sie, die Hütte ist weit mehr als bloß vulgär ausstaffiert, Alonzo in Reinkultur - Pokalraum, sechs voll bestückte Bars, Disco-Raum, Stripperinnenstange, Heimkino, Regale voller DVDs, die ich nicht offen rumliegen lassen würde. Allerdings hat man einen großartigen Blick aufs Wasser. Aber sie hatte die Vorhänge zugezogen, schläft in einem kleinen Gästezimmer in der Nähe der Lieferantenveranda, könnte genauso gut in einem Kloster sein. Von den Spielzeugen einmal abgesehen.«
    »Was für Spielzeuge?«
    »Ich bin Kirchgänger, Milo, lass mich nicht ins Detail gehen.« Er gluckste. »Sagen wir einfach mal, die Latexlobby mag sie.«
    »Bist du dir sicher, dass es nicht Alonzos Spielzeuge sind?«, sagte Milo.
    »Nein, das waren eindeutig ihre, lauter Mädchenzeug.« Hardy seufzte. »Alonzo, Mann, konnte der was. Schade, dass er nicht da war, sonst hätte er mir ein Autogramm für meinen Sohn geben können.«
     
    Milo stellte noch ein paar weitere Fragen über Kunst.
    Helga beantwortete jede mit einem »Stehlen Sie mir nicht meine Zeit, Sie haben doch sowieso keine Ahnung«.
    »Sie ist geradezu atemberaubend arrogant«, sagte Captain Maria Thomas.
    »Das könnte uns entgegenkommen, nicht?«, sagte Boxmeister. »Sie meint, sie hat alles im Griff, nimmt sich keinen Anwalt.«
    Thomas warf einen Blick auf ihr Blackberry. »So weit so gut, aber er ist noch nicht zum schwerwiegenden Zeug gekommen.«
    Milo setzte betont gemächlich seine Lesebrille auf, legte Papiere ab, nahm sie sich wieder vor. »Ähm… okay… also… wie wär’s, wenn wir über das Haus an der Borodi Lane -«
    Helga fiel ihm ins Wort. »Bla bla bla.«
    »Das Haus an der Borodi Lane, wo -«
    »Bla bla bla bla bla.«
    Milo grinste.
    »Finden Sie irgendetwas komisch, Herr Polizist?«
    »Bla bla bla ist eine meiner Lieblingsredewendungen.«
    Helga ließ den Finger in der Luft kreisen. »Soll das heißen, dass wir etwas gemeinsam haben?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass zwischen uns eine gewisse Gemeinsamkeit möglich ist.«
    »Ach?«
    »Sie verachten Menschen«, sagte Milo. »Ich halte mich meistens für einen Vertreter des Menschengeschlechts.«
    »Ich verachte Menschen?«, sagte Helga.
    »Das haben Sie gesagt, als wir uns das erste Mal begegnet sind.«
    »Sie, Polizist, müssen aufhören, alles wortwörtlich zu dechiffrieren.«
    Milo schnipste mit den Fingern. »Ich wusste, dass ich im Metaphorikunterricht hätte aufpassen sollen.«
    Helga schob einen manikürten Finger unter die kurzen schwarzen Ponyfransen. »Ein Polizist, der das Wörterbuch gelesen hat?«
    »Ich habe mit A angefangen und mich bis B vorgearbeitet. Leider bin ich irgendwie bei Bumm hängen geblieben.«

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