Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
Vom Netzwerk:
zurückkehren wird. Er kann nicht ohne sie. Sie war immer sein Schwachpunkt. Und den weiß er jetzt zu nutzen.
    Kurz überlegt er, ob er ein paar Gleichgesinnte hinzuziehen soll. Und verwirft den Gedanken. Letztlich kann er doch nur sich selbst vertrauen. Er weiß, wo der Weg langführt, ihn kann keine Abzweigung auf krumme Pfade locken. Er geht geradeaus, unaufhaltsam. Manche werfen ihm seine Sturheit vor. Er nennt das Geradlinigkeit und nur mit dieser wird das Ziel erreicht werden. Er ist der Herr über Leben und Tod.

3. Kapitel
    Auf dem ziemlich schweigsamen Heimweg waren wir übereingekommen, dass wir niemandem im Kindergarten etwas sagen würden. Ich wusste zwar nicht genau, wie ich es den ganzen Tag neben ihm aushalten sollte, ohne ihn berühren zu dürfen, aber es musste einfach gehen. Außerdem bekam unser Geheimnis eine leicht bittere, aber dafür umso süßere Note. Ich liebte Zartbitter.
    Wir trennten uns nach einem langen Abschiedskuss und ich versuchte, die fiese Begegnung mit Max zu verdrängen.
    Es gelang mir nicht. Ewig lag ich wach – hin- und hergerissen zwischen den wunderbar warmen Gedanken an David und dem Erschrecken darüber, wie heftig Max reagiert hatte. Das hatte ich nicht erwartet. Fast wäre ich beleidigt gewesen, wenn er mich einfach so aufgegeben hätte – aber dass er handgreiflich würde, hätte ich ihm nicht zugetraut.
    Irgendwann kam Juli zu mir ins Bett gekrochen, was sie gerne tat, wenn sie einen Albtraum gehabt hatte. Ihr warmer Körper entspannte mich und schließlich schlief ich ein.
    Der Kindergartentag gelang uns besser, als ich gedacht hatte – es war sogar richtig witzig. Unsere Verliebtheit beseelte uns und färbte auf die Kinder ab. Ich war noch lustiger als sonst, David noch geduldiger und zwischendurch richteten wir es so ein, dass wir beide kurz etwas im Personalraum zu tun hatten, wo wir schnelle, gierige Küsse austauschten. Über Max sprachen wir nicht mehr. Ich hatte David nicht erzählt, dass Max versuchte, mich anzurufen. Ich drückte ihn jedes Mal weg. Er schickte mir SMS. Die ersten, in denen er sich für die Ohrfeige entschuldigte und mich zurückgewinnen wollte, las ich noch, die späteren löschte ich sofort. Ich weiß nicht, wieso, aber nach dem ersten Schreck über Max’ Aggressivität versank das Wissen um seine Existenz immer schneller. Plötzlich war es, als hätte es ihn nie geben. Unsere Beziehung – eine Fata Morgana.
    Am Ende der Woche, Freitagabend, als Krönung der ersten gemeinsamen Woche, schliefen David und ich das erste Mal miteinander – und es war wundervoll. David war behutsam und zärtlich und ich konnte mich ihm ganz hingeben.
    Ich hatte es nicht so geplant, es hatte sich einfach ergeben, dass David bei mir übernachtete, bevor ich ihn meiner Familie vorstellen konnte. Wir waren Freitagabend in die Stadt gefahren. Es gab so unglaublich viele Dinge in München, die David noch nicht kannte, obwohl er nun schon seit beinahe einem halben Jahr in der Stadt wohnte. Ob er so ein Stubenhocker war? Oder ob er nur niemanden gehabt hatte, der ihm seine neue Umgebung zeigte?
    Wir bummelten durch den Englischen Garten, schlenderten die Leopoldstraße hinauf, fuhren dann von der Münchener Freiheit an die Isar, wo wir lange am Fluss saßen, eingehüllt in den Rauch Dutzender Grillfeuerchen.
    »Eine schöne Stadt«, fasste David schlicht zusammen.
    »Aber Hamburg muss doch auch schön sein«, antwortete ich und warf ein paar Steinchen ins vorbeirauschende Wasser.
    »Ja, aber das Wetter ist fast immer schlecht.«
    Ich lachte.
    »Deine Eltern sollten dich mal besuchen kommen, damit du ihnen die Stadt zeigen kannst.«
    David versuchte, einen flachen Stein über das Wasser springen zu lassen. Aber dafür floss die Isar zu schnell.
    »Ach, die interessieren sich nicht für mich.«
    »Wie – die interessieren sich nicht?«
    »Wir haben keinen großen Kontakt.«
    »Warum nicht?«
    Er kratzte sich am Kopf, zog ihn ein wenig zwischen den Schultern ein.
    »Sagen wir so: Mein Leben entsprach nicht ihren Vorstellungen. Ist halt so. Wer sagt schon, dass Eltern und Kinder immer zusammenpassen müssen.«
    Ich war fassungslos. Meine Familie war beinahe das Wichtigste für mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, keinen Kontakt zu ihnen zu haben. Horror!
    »Aber was hat ihnen denn nicht gepasst?«, bohrte ich.
    »Na, sie hätten zum Beispiel gerne gehabt, dass ich ihren Betrieb übernehme. Aber ich steh nicht so auf Gas, Wasser und Heizung.« Ich lachte, okay, das

Weitere Kostenlose Bücher