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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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mitlaufen wolle. Wir hatten uns bei ihrem Arzt erkundigt, ob das möglich sei. Der gab schnell grünes Licht – Juli sollte allerdings ihr Lauftempo sehr langsam steigern, immer wieder viel trinken und wir liefen mit ihr auch durch hügeliges Gelände, weil ihre Koordination sich dadurch verbesserte. Meine Eltern spendierten ihr richtig teure Laufschuhe, weil sie in größerer Gefahr war, umzuknicken oder sich die Bänder zu dehnen.
    Bisher war glücklicherweise nichts passiert und Juli liebte es, mit uns bei Wind und Wetter über die Feldwege zu laufen. Inzwischen hielt sie sogar schon ganz gut mit uns mit. Meist liefen Annika und ich eine gute halbe Stunde mit ihr zusammen und dann zogen wir noch eine deutlich schnellere Runde ohne sie. Wir waren stolz auf unsere sportliche kleine Schwester. Und über ihr großes Ziel, irgendwann mal einen Marathon mitzulaufen, hätten wir nie gelacht. Wir wussten genau – sie würde das schaffen!
    Die ersten zehn Minuten sah es aus, als würde David vor mir und Juli davonlaufen. Dann hatte er wohl begriffen, dass ich das Tempo meiner Schwester beibehalten würde, und er passte sich uns an. Er wirkte allerdings noch immer angespannt. Die Ausgelassenheit von gestern Abend war verschwunden. Vielleicht ist er noch müde, überlegte ich. Oder er möchte lieber mit mir allein sein? Wobei – das würde er akzeptieren müssen, wer mit mir zusammen sein wollte, musste meine Familie in Kauf nehmen.
    Juli erzählte munter und berichtete, dass sie am Montag wieder mit ihrer Schulklasse schwimmen gehen würde und wie sehr sie sich darauf freute.
    »Kann sie schwimmen?«, fragte David.
    »Natürlich«, sagte ich. »Noch nicht allzu lange, aber jetzt klappt’s. Übrigens – du kannst sie gerne direkt ansprechen, wenn du etwas von ihr wissen möchtest.«
    Ungewollt klang es eine Spur zu bissig. David nickte und erhöhte sein Lauftempo ein wenig.
    Ich war erstaunt, dass er so ungeschickt im Umgang mit ihr war. Letztlich war sie den Kindern im Kindergarten gar nicht so unähnlich. Größer eben. Und in manchen Dingen auch schon vernünftiger. In anderen aber eben noch sehr kindlich. Unterhalten jedenfalls konnte man sich prima mit ihr. Ihre Sätze waren zwar kurz, aber man verstand sie sehr gut.
    Nach 40 Minuten kamen wir wieder bei der Gärtnerei an. Juli war klatschnass und ich drängte sie, unter die Dusche zu gehen, was sie nach einem typischen »Ja-nein-ja-nein-doch-nein-doch!«-Dialog schließlich auch tat.
    »Ich dreh noch eine Runde, wenn du nichts dagegen hast«, sagte David.
    »Und wenn du wiederkommst, zeige ich dir die Gärtnerei«, entgegnete ich.
    Ich ging nach oben, half Juli beim Abtrocknen und Anziehen, wir alberten herum und schließlich ging ich selbst duschen. Dann räumten Juli und ich die Küche auf und schließlich gingen wir zum Freigelände. Dort gab es immer irgendetwas für uns zu tun. Ich würde es schon mitbekommen, wenn David zurückkäme. Ich topfte ein paar Jungpflanzen um, band die Tomaten fest und geizte sie aus. Juli hatte wie so oft riesigen Spaß mit dem Wasserschlauch und war bald wieder so nass, als stände sie noch immer unter der Dusche. Als ich auf die Uhr schaute, war es fast halb zwölf. Wo David nur blieb? Ich ging zurück zum Haus, aber auch dort war er nicht. Eigentlich bin ich kein Angsthase, aber wenn es um Menschen geht, die ich lieb habe, gerate ich schnell mal in Panik. Hatte er sich den Fuß gebrochen und lag hilflos am Wegesrand? Hatten ihn finstere Gesellen überfallen und niedergeschlagen? Quatsch, Tabea, schimpfte ich mich, aber schließlich nahm ich das Fahrrad und fuhr die Laufwege zwischen den Feldern ab. Keine Spur von David. Socke sprang neben mir her, der Duft der Kräuterwiesen wehte zu mir herüber und es hätte so ein schöner Tag sein können. »David«, rief ich ein paar Mal laut, aber vergebens.
    Als ich wieder zu Hause war und nach meinem Handy griff, fiel mir auf, dass ich keine Handynummer von ihm hatte. Mehr noch – mir fiel auf, dass ich ihn noch nie mit einem Handy hatte telefonieren sehen. Hatte er vielleicht keins? Ich googelte auf dem Bürocomputer meiner Mutter seinen Namen, aber es kam nichts dabei heraus. Die Teleauskunft kannte keinen David Liebig in München-Daglfing. Nicht mal einen Gas-Wasser-Installationsbetrieb Liebig fand ich in Hamburg. Er konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben! Unruhig ging ich in mein Zimmer. Seine Sachen waren fort, das sah ich auf den ersten Blick. Die Schuhe meines

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