Todesflug
Raumschiffebene. Nur ganz wenige Spieler konnten es bis hierher geschafft haben. Von dieser Ebene aus war die Erde unter Kontrolle. Jetzt folgte nur noch die Beherrschung des Weltalls. Das war das Ziel des Spiels.
Da er sich unsicher war, ob Gregstone ihn nicht doch noch bemerkt hatte, drehte sich Bob beim Laufen immer wieder um. Doch offenbar wurde er nicht verfolgt.
In seiner Aufregung hatte Bob nicht bemerkt, dass er die Metalltür, durch die er gekommen war, längst passiert hatte und bereits ein ganzes Stück auf die entgegengesetzte Seite des Ganges geraten war.
Plötzlich blieb er überrascht stehen. Er war an eine zweite Glaswand gelangt. Und was er jetzt sah, erstaunte ihn noch weit mehr als das, was er zuvor beobachtet hatte.
Erschrocken, aber auch fasziniert starrte Bob durch das Fenster. Es gab den Blick frei in eine weite, graue Halle eines Ausmaßes, wie es Bob hier unten nicht vermutet hätte. Die Wände und auch die Decke waren wie in einer Kuppel abgerundet. Von allen Seiten durchzogen riesige Metallgerüste die Szenerie. Und mitten in ihnen, als hätten sie es eingefangen, sah Bob das silbriggraue Flugzeug, das auf einer langen Schiene steckte, die schräg unten aus einer Wand herauszukommen schien. Bob bückte sich und sah, dass die Schiene nach oben anstieg, zur Decke der Halle führte und dort in einer schwarzen Röhre verschwand.
Alles sah aus wie aus einem Zukunftsfilm oder einem Fantasyspiel, doch Bob war klar, dass das hier kein Traum, sondern Realität war. Er hatte das Flugzeug sofort erkannt. Hier unten im geschlossenen Raum wirkte es viel größer als am Nachmittag, als es knapp über den Köpfen der drei ??? hinweggesaust war. Ein paar helle Scheinwerfer strahlten das Flugzeug an und an den Stellen, an denen sie auf seine Außenhülle trafen, glänzte die graue Farbe. Wie ein kleiner, dicker Wal, aber mit Flügeln, dachte Bob. Das Flugobjekt war also doch hier gelandet, wahrscheinlich auf dem Salzsee. Danach musste es durch eine Geheimtür im Bergmassiv hier in die Halle gefahren worden sein. Ganz so, wie er vermutet hatte. Eine Halle, die extra für Flugzeuge gebaut worden war. Weitab in der Wüste, konstruiert von einem Doktor, der ebenso unzugänglich war wie die Wüste selbst. Aber warum ausgerechnet hier? Eigentlich gab es nur eine Erklärung: Weil niemand von diesem Flugzeug wissen durfte.
Bob bemerkte, dass die Einstiegsluke für den Piloten geöffnet war, aber einen Menschen entdeckte er nicht. Auch nicht auf der kleinen schwenkbaren Brücke, die von der Seite aus zu der Luke hinführte. Fasziniert ließ er den Blick am klobigen Körper des Flugzeuges entlangstreifen. Auf seinem hinteren Leitwerk entdeckte er einen rötlich leuchtenden Schriftzug: ›Masterplane‹, stand da geschrieben.
Auf einmal blinkten die Lichter an den Flügeln auf und erloschen wieder. Sie spiegelten sich an den Wänden der unterirdischen Halle, die metallisch schimmerten.
Dann fielen Bobs Augen auf zwei wulstige Behälter, die unter den Flügeln des Flugzeuges angebracht waren. Er war sich beinahe sicher, dass sie tagsüber noch nicht anmontiert gewesen waren. Es sah so aus, als sollten sie dem Flugzeug durch zusätzliche Raketenantriebe mehr Schubkraft verleihen. Das Flugzeug hatte auch hinten einen Raketenantrieb. Mit einem Mal wusste Bob Bescheid. Was er vor sich hatte, war kein normales Flugzeug. Es war ein Spaceshuttle. Ein Raumfahrzeug, das über diese riesige Schiene in den Weltraum geschossen werden konnte, um nach seiner Weltraummission dann wie ein Flugzeug auf der Erde zu landen.
Doch die Spaceshuttles, die Bob aus dem Fernsehen kannte, waren größer und voluminöser. Dieses hier schien ein neues Modell zu sein. Nun war klar, warum das Fluggerät auf diese schräg nach oben gerichtete Rampe aufgesetzt war. Sie diente als Startrampe für die Reise ins All. Vor einigen Wochen erst hatte Bob eine Radiosendung gehört, in der über eine Versuchsreihe der Weltraumbehörde berichtet wurde, mit Magnetstartrampen ins All zu fliegen. Doch dem Bericht zufolge hatte man diese Versuche aufgegeben …
Er bückte sich tiefer, um zu sehen, wohin die Rampe zielte. Nun konnte er weiter in die Röhre blicken. Ganz am Ende, einige hundert Meter entfernt, gab sie die Sicht frei auf einen kleinen Ausschnitt des dunklen, sternenübersäten Nachthimmels.
Einen Moment lang war Bob in den Anblick versunken, der ihn sogartig anzuziehen schien. Er hatte schon immer davon geträumt, selbst einmal mit so einem
Weitere Kostenlose Bücher