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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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mir vorstellen. Wenn Alja Berken mit so viel Aufwand zuerst an einen Ort, darauf in eine Situation manipuliert wurde und schließlich auf weiten Strecken ein Leben lebte, das jemand anders für sie geplant hätte, so tönt das folgerichtig. Es muss nicht unbedingt schlecht sein. Man kann es geradezu anders ansehen. Eine Entwicklung lässt sich auch von ihrem Endpunkt her beschreiben, von heute: Was ist dabei herausgekommen? Was hat Alja bewirkt, wem hat es genützt, dass sie hier in der Mühle lebt? – Es ist offensichtlich, es nützte Meret Platen, die hier haltmachen konnte, es nützte Jenny, sie und Noël sind hier willkommen. Ihr selbst hat es nicht geschadet. Sie hat sich verändert und ist eine Gartenfrau geworden. Alja als ruhenden Pol, war es das, was sie wollte?«
    Es klingt logisch, man muss nur zuerst darauf kommen. Wir loben Claas, ein Schriftsteller eben.
    Sven will Fakten. Claas ereifert sich, »Es sind andere Fakten, wir kennen sie längstens, sie sind Geschichte, Firmengeschichte, Stadtgeschichte. Wir brachten sie bisher nur nicht mit unseren kleinen Leben in Zusammenhang. Einer dieser Fakten ist, ›Delton Biotec‹ hat schon vor sechzig Jahren mit bewusstseinsverändernden Drogen experimentiert. Gentechnik und Biowaffen mit genetisch veränderten Substanzen haben auf den ersten Blick mit der Bewusstseinsforschung wenig gemeinsam. Doch die Grundlage von beidem ist das Genom. Wer hier entdeckt, hat die Zukunft im Griff. Charlotte Platen war der Kopf.«
    Alja sucht in der Erinnerung: »An Ostern, weißt du noch, wie groß Meret Platens Freude war, dieses schöne Geschenk zu bringen, den ›Petit-Duc‹, die Maulbeeren, weißt du noch, wie begeistert sie von ihrer Arbeit redete, wie sie gesagt hat, Biologie ist ihr Lebensinhalt? Und wenn sie damit etwas sehr Bestimmtes gemeint hat? Sie war die Tochter, sie konzentrierte sich auf die Kleinstlebewesen, sie war fähig, zu überblicken, was in der Forschung entwickelt wurde. Das Wissen vom Leben, der Sinn des Lebens. ›Sinn‹ lässt sich durch ›Spin‹ ersetzen, das Drehmoment. Sie sah sich in der Verantwortung für die Richtung des Spins.«
    Ich kann nicht anders, sage: »Sie ist tot.«
    »Wir müssen mit Charlotte Platen reden«, es ist Knut, der sich einmischt.
    Alja kontert: »Sie war nicht auf der Beerdigung. Man sagte, sie habe den Tod ihrer Tochter überhaupt nicht mitgekriegt.«
    Knut beharrt: »Bei Alzheimer gibt es hin und wieder lichte Momente. Man müsste wissen, was in ihrem Kopf vorgegangen ist. Es ist einen Versuch wert.«
    Sven gefällt die Idee nicht sonderlich, wozu sollte dies gut sein? »Wir verlieren Zeit, die wir nicht haben. Jene, die an diese Formel wollen, scheinen unter Druck zu stehen. Sie suchen, fragt sich nur, wen und wo.«
    »Es schadet nichts. Wir wissen nichts Besseres.« Alja hat sich schon entschlossen. Gleich übermorgen fährt sie an den Genfersee. Sie ist die Einzige von uns, die Charlotte Platen kennt. So kann sie diese noch einmal sehen.
    Knut spöttelt: »Nur an den Genfersee, da kannst du dich schon etwas von deiner Autofahrerei entwöhnen.« Ich bitte Alja, sie begleiten zu dürfen. Ich werde fahren, sie kann danebensitzen. Ich möchte nicht, dass die alte Frau stirbt, und ich habe sie kein einziges Mal gesehen.

13
    ALJAS GARTEN: Königskerzen sind heute wieder beliebt sowohl in Gärten als auch auf Balkonen. Früher fehlten sie in keinem Bauerngarten. Die Stängel wurden in Pech, Wachs oder Harz getaucht und zu Fackeln verwendet. Die haarigen Blätter wurden getrocknet, in Streifen geschnitten und als Lampendochte gebraucht.
    Die K önigskerzen sind wegen der hustenlindernden Wirkung ihrer Bl ü ten als Heilkr äuter bekannt. Hildegard von Bingen sieht ihre Wirkung gegen ein schwaches und trauriges Herz‹ . Die Wurzel wurde in der Volksmagie gegen Unholde und bösen Zauber, aber auch zur Emp f ängnisverhütung als Amulett getragen.
    K önigskerzen werden gegen Blitzschlag als ›Wetterkerzen‹ neben das Haus gepflanzt. Beim Brauch der Kr ä uterweihe an Mari ä Himmelfahrt (15. August) ist die K önigskerze das Mittelstü ck des Kr ä uterstrau ßes, der am Dreikö nigstag (6. Januar) zum Ausr äuchern des Hauses angezündet wird.
     
    Unseren Ausflug nach ›Les Roses‹ unternehmen Alja und ich in meinem ›Jeep‹. Zähle ich meine Familie durch, sind dies Noël und Knut, zu Knut gehört Uschi, ich habe Dorothy und ihr bewegliches Umfeld, da ist Alja, vorübergehend gehörten Benno und auch Susanne

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