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Todesformel

Todesformel

Titel: Todesformel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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von Felix Gamba. Knut muss von Alja wissen, ob diese Frau verrückt ist oder ob es nur so scheint. Alja soll gut zuhören: Frau Platen behauptete, am vergangenen Samstag, dem Tag von Felix’ Tod, in ihrem Rosengarten die Hand eines Toten gefunden zu haben. Ja, selbstverständlich lebte Felix noch. Ja, natürlich auf ›Holsten‹, bei der Gartenarbeit. Mit dem Rechen sei sie daran gestoßen. Erschreckt sei sie losgelaufen, sei in die Mühle zu Alja gelaufen, sie habe mit Alja reden wollen. Alja habe keine Zeit gehabt, da sie gerade Plätzchen buk, doch oben in Aljas Garten sei sie auf Felix Gamba gestoßen, der bei der Sonnenuhr die Wege erneuerte. Er habe gelben Schotter verteilt. Felix sei mit ihr zurückgefahren, sei dann nachsehen gegangen, allein. Er müsse diese Hand mit sich genommen haben, denn nachher war sie weg. Er wollte sie ihm, Knut Bach, bringen. Sein Tod müsse kurz darauf geschehen sein. Ihr sei schlecht geworden, sie leide hin und wieder unter schlimmen Migräneanfällen. Dagegen nehme sie jeweils zwei starke Tabletten. Das hätte sie auch an diesem Abend getan. Sie sei erst am folgenden Morgen früh wieder erwacht und hätte sofort gewusst, dass etwas Entsetzliches geschehen sei. Sie sei zum Bienenhaus gelaufen, da habe sie Felix Gamba gefunden, mit einem Schwarm von Bienen auf seinem Gesicht, einem ganzen Stock. Sie habe sofort die Polizei gerufen. Wenn die Polizisten dort im Bienenhaus die Hand fanden, konnten sie ja nicht wissen, dass sie vorher in ihrem Garten lag. Doch der Kommissar, der bei ihr war, habe nicht nach einer Hand gefragt. Wahrscheinlich wisse er eben nicht, dass dies das Letzte war, das Felix tat. Sie habe sie im Gebüsch liegend gefunden, wie sie schon sagte, in ihrem Rosengarten.
    Knut hat Felix’ Anruf auf sein Handy im Ohr: »Ich habe etwas für dich.« Eine Hand wäre für Felix gewichtig genug gewesen für den Anruf. Darunter ginge fast nichts. Wie lange er danach noch lebte, kann man nicht genau sagen. Auf jeden Fall würde die Zeit Meret Platens Geschichte nicht widersprechen. Knut hat darüber nachgedacht. Deswegen ging er überhaupt auf diese Frau Platen ein. Seien wir ehrlich. Wäre sie nicht Frau Platen, sondern irgendjemand, er hätte nicht hingehört, es tönt zu sehr nach Wahn, welcher Art auch immer. So aber hat er die zeitliche Abfolge höflich noch einmal erfragt. Sie hat detailliert wiederholt, was sie gesagt hat: Sie war überzeugt, im Rosengarten auf ›Holsten‹ eine abgeschnittene menschliche Hand gefunden zu haben, die Hand eines Toten. – Es konnte sein, es konnte nicht sein. Es war gegen den gesunden Menschenverstand. Sie könnte irgendwie von Felix’ Telefonversuch gehört haben. In seinem Anruf jedenfalls hatte Felix nicht ›Hand‹ gesagt, was jedoch eher wieder dafür spricht, dass es stimmt. Wie kam hingegen sie dazu, ›abgeschnittene Hand‹ zu sagen? Gut, sie arbeitet mit Präparaten, hauchdünnen Gewebeschnitten, oder etwa nicht? Warum war Frau Platen am Sonntagmorgen wirklich so früh oben beim Bienenhaus? Möglicherweise hat sie sich die Geschichte ausgedacht, etwas eigenartig, um dies zu begründen. Frauen in einem bestimmten Alter neigen zu fantasievollen Vorstellungen, Knut kennt das von Dorothy wie von Uschi, blumig, so könnte man sagen. Es könnte sich erst nach dem Gespräch mit Sven Dornbier ergeben haben. Mit der Geschichte einer Migräne hat sie zugegebenermaßen eine plausible Erklärung für eine sehr lange Lücke. Dann das ›Wissen‹, dass etwas geschehen sei. Er hat sie gefragt, wann genau das gewesen sei. Da habe sie gesagt, sie selbst könnte das vorher geträumt haben, von Felix’ Tod und von den Bienen, und könnte deshalb zum Bienenhaus gegangen sein. Dem Kommissar gegenüber habe sie deshalb die Hand nicht erwähnt, er habe sie ja auch nicht danach gefragt. Er habe nur mit ihr, sie nicht mit ihm gesprochen. Sie sei zu benommen gewesen. Sie selbst räumte ein, am Abend diese starken Tabletten genommen zu haben. Das alles tönt doch sehr abenteuerlich. Weiß Alja, ob Meret Platen vielleicht trinkt?
    Knut ist dann allein noch einmal zum Bienenhaus gefahren, ist durch die Wiese den Hang hochgegangen, ist hineingegangen. Er hat versucht, ganz ruhig zu sein, sich vorzustellen, was hier geschehen war. Dazu hat er sich sogar hingesetzt, hat sich auf Felix konzentriert. Als er seinen Herzinfarkt erlebte, hat er da an irgendeine Hand gedacht? Doch Knut war nicht hellseherisch begabt, seine Intuition ergab nichts, das die

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